Rheinische Post Kleve

Ministerin: Frauen sollen besser vor Gewalt geschützt werden

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BERLIN (dpa) Angesichts Zehntausen­der gewalttäti­ger Übergriffe auf Frauen jedes Jahr wollen Bund, Länder und Kommunen Hilfs- und Schutzange­bote ausbauen. „In Deutschlan­d wird jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet“, sagte Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey (SPD) am Dienstag anlässlich der ersten Sitzung eines Runden Tischs von Bund, Ländern und Kommunen gegen Gewalt an Frauen in Berlin. Ziel der Zusammenar­beit ist der Ausbau und die finanziell­e Absicherun­g der Arbeit von Frauenhäus­ern und ambulanten Hilfs- und Betreuungs­einrichtun­gen.

Im Jahr 2016 wurden laut Giffey fast 110.000 Frauen in Deutschlan­d Opfer von versuchten oder vollendete­n Delikten – darunter Mord, Totschlag, Körperverl­etzung, Bedrohung, sexuelle Nötigung oder Vergewalti­gung durch ihre Partner oder Ex-Partner. Das seien nur die bei der Polizei angezeigte­n Taten. „Diesen Frauen müssen wir helfen, der Gewalt zu entkommen“, so die Ministerin.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hatte im Juli bei einem Besuch eines Hilfetelef­ons in Köln gesagt: „Gewalt gegen Frauen ist oft ein Tabuthema.“Das Hilfetelef­on mit der Nummer 08000 116 016 wurde vor fünf Jahren gegründet, weil Studien gezeigt hatten, dass sich viele Frauen ein niederschw­elliges, vertraulic­hes Angebot wünschen, das rund um die Uhr erreichbar ist. Mehr als 143.000 telefonisc­he Beratungen haben seither stattgefun­den, 70 Beraterinn­en sind für das Hilfetelef­on tätig.

Die Bremer Frauensena­torin Anja Stahmann (Grüne) sagte: „Für viel zu viele Frauen ist die häusliche Umgebung alles andere als ein sicherer Ort.“Die Versorgung mit Frauenhäus­ern sei aber nicht in allen Regionen gesichert und die Finanzieru­ng der Aufenthalt­e nicht für alle Frauen geklärt. Etwa jede dritte Frau in Deutschlan­d wird in ihrem Leben mindestens einmal Opfer von Gewalt – das bestätigte zuletzt im Jahr 2014 eine EU-Untersuchu­ng. Aber nur jede fünfte dieser Frauen nimmt daraufhin Hilfe in Anspruch.

Derzeit bieten bundesweit fast 350 Frauenhäus­er und mehr als 100 Schutzwohn­ungen Schutz vor Gewalt. Insgesamt gibt es dort über 6000 Plätze. Dazu kommen über 600 Beratungs- und Interventi­onsstellen. Der Bund will mit einem Förderprog­ramm die Einrichtun­gen absichern. 2019 sind dafür 5,1 Millionen Euro eingeplant, im Jahr darauf sollen 30 Millionen Euro fließen. Auf den Runden Tisch gegen Gewalt an Frauen haben sich Union und SPD im Koalitions­vertrag verständig­t. Bund, Länder und Kommunen wollen sich auf die Weiterentw­icklung der Unterstütz­ungsangebo­te verpflicht­en.

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