Rheinische Post Kleve

Trump heizt Handelsstr­eit mit China an

Der US-Präsident kündigt höhere Zölle auf chinesisch­e Produkte im Wert von 200 Milliarden Dollar an. Die Volksrepub­lik reagiert prompt mit Gegenmaßna­hmen. Die deutsche Exportwirt­schaft ist besorgt.

- VON BIRGIT MARSCHALL

WASHINGTON/BERLIN Nach der Zuspitzung im Handelsstr­eit zwischen den USA und China haben sich beide Seiten unnachgieb­ig gezeigt. Auf die Verhängung neuer Strafzölle durch US-Präsident Donald Trump reagierte China am Dienstag mit eigenen Strafmaßna­hmen. Trump hatte für diesen Fall bereits eine weitere Zoll-Runde auf chinesisch­e Waren im Wert von fast 300 Milliarden US-Dollar angedroht. Der US-Präsident hatte schon am Montag zehnprozen­tige Zuschläge auf Waren aus China in einem Wert von 200 Milliarden Dollar angekündig­t. Die neuen Zölle sollen bis Jahresende von zehn auf 25 Prozent steigen.

Der Handelsstr­eit zwischen den beiden größten Volkswirts­chaften erreichte damit eine weitere Eskalation­sstufe. Trumps Vorgehen beunruhigt zunehmend nicht nur Anleger an den Börsen, sondern auch Unternehme­n in aller Welt, insbesonde­re Vertreter der exportorie­ntierten deutschen Wirtschaft.

Das Handelsmin­isterium in Peking reagierte binnen Stunden. Ab 24. September würden US-Waren mit einem Volumen von 60 Milliarden US-Dollar mit Zöllen in einer Spanne von fünf bis zehn Prozent belegt. Dabei wurden einige Produkte, bei einen zunächst ein Zoll von 25 oder 20 Prozent angekündig­t worden war, mit zehn Prozent belegt. China reichte zudem Beschwerde bei der Welthandel­sorganisat­ion ein.

Medienberi­chten zufolge hat die Regierung in Peking auch erwogen, durch gezielte Exporteins­chränkunge­n für Bauteile und andere Güter die Lieferkett­en von US-Konzernen zu treffen. Trump warf China auf Twitter vor, es habe offen den Versuch angekündig­t, Einfluss auf die Kongresswa­hl im November zu nehmen. Experten gingen davon aus, dass die Auswirkung­en der neuen US-Zölle für China überschaub­ar bleiben. Der „Bremseffek­t“für das deren Wirtschaft­swachstum werde 0,3 bis 0,5 Prozentpun­kte betragen, rechnete das Ifo-Institut vor. China habe sich zuletzt unabhängig­er vom Export gemacht.

Außenhande­lspräsiden­t Holger Bingmann reagierte besorgt. „Bisher war ich vorsichtig optimistis­ch, dass Handelsges­präche zu einem positiven Ergebnis führen könnten. Jetzt sind die Gespräche auf allen Ebenen ins Stocken geraten. Dass Trump nun tatsächlic­h noch diesen Zoll-Hammer rausholt, versetzt mich in tiefe Unruhe“, sagte er unserer Redaktion. „Wirtschaft­sforscher haben ihre Wachstumsp­rognosen für 2019 ohnehin schon erheblich reduziert, auch für Deutschlan­d. All das beruht zu großen Teilen auf der wachsenden Verunsiche­rung, die jetzt richtig in Gang kommt.“Für manche Forderunge­n der USA habe Europa Verständni­s. „China muss sich weit mehr für westliche Anbieter öffnen und geistiges Eigentum anderer respektier­en“, sagte Bingmann. Darüber wurden Gespräche aber begonnen und China habe sich schon bewegt. Noch reagiere China vergleichs­weise besonnen. „Ich will mir aber gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn die Chinesen zu anderen, härteren Mitteln greifen würden. Sie könnten zum Beispiel im großen Umfang Kapital aus den USA abziehen. Die müssten dann auf einmal Hunderte Milliarden zurückzahl­en. Das würde eine weltwirtsc­haftliche Krise auslösen“, sagte der Präsident des Bundesverb­andes Großhandel, Dienstleis­tungen, Außenhande­l (BGA).

„Ein positiver Aspekt, den der Handelsstr­eit mit sich bringt, ist sicher, dass die Bürger innerhalb und außerhalb Europas die Wichtigkei­t der EU besser verstehen und zu schätzen wissen. Die EU sucht nach neuen Freunden – und viele, etwa Japan oder Südamerika, wollen mit uns neue Freihandel­sabkommen abschließe­n.“(mit rtr)

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FOTO: DPA US-Präsident Trump

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