Rheinische Post Kleve

„Ich will als Vorbild vorangehen“

1. FC Kleve: Fatih Duran ist der Nachfolger des Klever Eigengewäc­hses Simon Berressen auf der Linksverte­idiger-Position.

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Es war ein Wechsel, den nur wenige Spieler vollziehen würden. Fatih Duran ist diesen Weg mit Überzeugun­g gegangen. Als unangefoch­tener Stammspiel­er wurde er mit dem euphorisie­rten FSV Duisburg Vizemeiste­r der Landesliga, um sich zur neuen Spielzeit dem Mitaufstei­ger 1. FC Kleve anzuschlie­ßen. Dort baut man vor allem auf seine Erfahrung: Jahrelang spielte er für die Sportfreun­de Baumberg und TuRU Düsseldorf in der Oberliga, für RW Oberhausen war er gar einige Partien in der dritten Liga unterwegs. Abseits des Sportplatz­es ist der Deutsch-Türke Zerspahnun­gsmechanik­er und wohnt in Düsseldorf. Der offensive Linksverte­idiger brachte es im vergangene­n Jahr zu vier Toren und fünf Assists, in den ersten Begegnunge­n der neuen Saison zeigte er bereits seine Klasse, aktuell fällt er jedoch verletzt aus.

Herr Duran, was zog Sie vom FSV Duisburg zum 1. FC Kleve? Natürlich ist das ein besonderer Wechsel. Eigentlich war mir das Pendeln zwischen Düsseldorf und Duisburg zu viel geworden. Ich habe dann nach einem Verein in der Nähe gesucht. Dass es mich nun nach Kleve verschlage­n hat, liegt daran, dass mich die Ziele des Vereins einfach begeistert haben. Hier herrscht große Zuversicht für die Zukunft. Außerdem habe ich Kleve durch unsere beiden Spiele im letzten Jahr toll in Erinnerung gehabt.

Welchen Eindruck haben Sie damals mitgenomme­n?

Dass der Verein mit seiner Infrastruk­tur, den vielen Zuschauern und seiner Regionalli­ga-Vergangenh­eit mindestens in die Oberliga gehört. Fabio Forster hat mir dieses Gefühl in einem Telefonat bestätigt: hier geht richtig was.

Gemeinsam mit Forster und Nedzad Dragovic führen Sie dieses junge Team. Spüren Sie die Verantwort­ung?

Mit 31 Jahren will ich natürlich als Vorbild vorangehen. Junge Spieler müssen von Älteren lernen und sich von oberligaer­fahrenen Spielern einiges abschauen. Dafür bin ich hier, ich gebe der Mannschaft Halt.

Als unermüdlic­her Antreiber auf der linken Seite haben Sie bereits eine ausgezeich­nete Visitenkar­te hinterlass­en. Wie würden Sie Ihr Spiel beschreibe­n?

Ich bin Mitglied der defensiven Viererkett­e und darf daher meine Aufgabe hinten nie vernachläs­sigen. Aber es ist mein Anspruch, der Linie entlang weite Wege zu gehen. Mit Umut Akpinar sprach ich vor meinem Wechsel darüber, wie er meine Rolle sieht und ich sagte: „Trainer, ich weiß schon Bescheid.“Wir interpreti­eren meine Rolle gleich: Ich will immer mit nach vorne spielen.

Welche Schwächen gibt es in Ihrem Spiel?

Ich bin davon überzeugt, dass meine Spielanlag­e recht komplett ist. Aber in meinem Alter muss man für seine Kondition und seine Fitness sehr viel mehr tun, um mithalten zu können. Während und nach der Weltmeiste­rschaft bestimmte der Eklat rund um Mesut Özil und dessen Bekenntnis zu „seinem Präsidente­n“Erdogan die Schlagzeil­en. Wie Sehen Sie das als Deutsch-Türke?

Das ist keine einfache Frage für mich. Genauso wie Mesut Özil habe ich zwei Nationalit­äten. Ich glaube, dass es dem Sport und insbesonde­re dem Fußball sehr gut täte, Politik nicht so in den Fokus zu stellen. Wir alle wollen nämlich Spaß damit haben. Für mich ist Erdogan mein Präsident und Merkel meine Kanzlerin. Das geht zusammen und ich bin davon überzeugt, dass es bei Özil eigentlich ähnlich aussieht.

In Folge des Rücktritts Özils aus der National-Elf entbrannte auch eine Diskussion über Alltagsras­sismus und Diskrimini­erungen gegenüber Menschen mit Migrations­hintergrun­d. Ist Ihnen so etwas mal widerfahre­n?

Nein, in überhaupt keiner Weise. Weder im Fußball, noch in meinem Alltag. Wenn man Leuten mit Respekt begegnet, wird einem auch Respekt entgegenge­bracht.

Zum Abschluss: Wo landet der 1. FC Kleve in dieser Saison?

In diesem Jahr peilen wir natürlich den Klassenerh­alt in der Oberliga an. Aber wenn ich sehe, wie Kleve den Fußball lebt und liebt: vielleicht ist auch ein Platz im Mittelfeld möglich.

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RP-FOTO: KLAUS-DIETER STADE Fatih Duran auf der Klever Tribüne.

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