Rheinische Post Kleve

Traurige Erinnerung

-

Schornstei­n, eine Landmarke an der Bundesstra­ße 57, wurde um 1900 errichtet, viele Gebäude stammen aus den 50er Jahren. „Der Turm ist trotz seines Alters baulich völlig in Ordnung, wir haben ja schließlic­h eine Verkehrssi­cherungspf­licht“, sagt Verhasselt.

Bei einem Spaziergan­g über das Gelände wird sichtbar, dass sich die Natur mehr und mehr von der Fläche zurückholt: Asphalt platzt auf und lässt Grün an die Oberfläche­n, auf unbefestig­ten Flächen breiten sich massig Löwenmäulc­hen und andere Wildblumen aus. In Dachrinnen wachsen Birken. Im Großen und Ganzen aber ist der Komplex gut in Schuss, es wird gemäht, es gibt für Strom und Wasser Verträge mit den Stadtwerke­n, zuletzt nahm der TÜV 2012 die Hochregall­ager ab. Es sind solche, in die Gabelstapl­er hineinund hinausfahr­en, nicht modernste voll elektronis­che, weiß der Makler. Aber natürlich seien solche Systeme noch vielfach in Gebrauch. Bruno Ketteler, Kalkars Wirtschaft­sförderer, (nik) Wenn „alte Kalkarer“, solche, die damals dort arbeiteten oder solche, die in irgendeine­r Weise in der Stadt Verantwort­ung trugen, sich an das Ende von „Friesland Foods“in Kehrum erinnern, dann klingt aus ihren Worten oft nicht nur Wehmut, sondern auch einiger Zorn. Denn Friesland, früher die Milchwerke Wöhrmann, habe durchaus schwarze Zahlen geschriebe­n, sagen Insider. Offiziell hatte es geheißen, der Betrieb sei kennt eines der Vermarktun­gsprobleme: „Kehrum liegt nicht direkt an der Autobahn, deshalb ist die Fläche, so groß sie auch ist, für Logistiker kaum geeignet. Anderersei­ts zu klein, die Betriebsko­sten hingegen seien hoch. Das Werk passte offenbar nicht mehr in die Struktur des Konzerns – 200 Mitarbeite­r hatten das Nachsehen, die Stadt verlor einen großen Gewerbeste­uerzahler.

Seitdem ist unterm Strich nicht viel passiert, verschiede­ne Makler hatten mit ihren Bemühungen keinen Erfolg. Nun setzt ein Ex-Bürgermeis­ter auf seine guten Kontakte und die Expo Real. sind wir von der A 57 und der A 3 nicht weit entfernt, und wir warten ja auch auf den Bau der Verbindung­sstraße.“Aus einigen Anfragen leitet er ab, dass das Gelände vielleicht eher in Teilen zu veräußern sein dürfte. Wogegen vermutlich nichts spricht. „Uns geht es darum, den Leerstand zu beheben und neue Arbeitsplä­tze anzusiedel­n“, sagt Ketteler.

Mit einem Bahnanschl­uss kann der Makler nicht mehr werben. Die Trasse führte einst mitten durch das Gelände, Milchkarto­ns und phasenweis­e auch Dosen mit Milchpulve­r fürs ferne Ausland wurden auf Paletten auf die Schiene gebracht. Das Bahnhofsge­bäude gleich hinter dem Zaun ist heute ein Wohnhaus. Nur die Straße zählt noch. Und die riesige Fläche, die sogar noch zu erweitern wäre.

 ?? FOTO: SETTNIK ?? Verwalter Hans Verhasselt (links) mit Makler Johannes Diks und Kalkars Wirtschaft­sförderer Bruno Ketteler auf dem Friesland-Gelände.
FOTO: SETTNIK Verwalter Hans Verhasselt (links) mit Makler Johannes Diks und Kalkars Wirtschaft­sförderer Bruno Ketteler auf dem Friesland-Gelände.

Newspapers in German

Newspapers from Germany