Rheinische Post Kleve

Hofer trifft auf seinen Schüler Teuber

„Fundament & Erneuerung“heißt die aktuelle Ausstellun­g im Kalkarer Museum, die Guido de Werd als Kurator auf Wunsch der Freunde Kalkars eingericht­et hat und fast 50 Gemälde zeigt.

- VON MATTHIAS GRASS

KALKAR Auch wenn seine Bilder eher von einer ausgesproc­henen Nüchternhe­it, von einer zurückhalt­enden, geradezu matt-sandigen Farbigkeit geprägt waren, machte Karl Hofer in der Zeit der farbig sonst überborden­den Malerei des Expression­ismus eine steile Karriere und gehörte zwischen den Weltkriege­n zu den bekanntest­en und erfolgreic­hen Malern Deutschlan­ds. Wie sehr seine oft in sich gekehrten, teils auch prophetisc­h dunklen Männerund Frauenport­räts, seine scheinbar lakonische­n und doch so ins Bild ziehenden Landschaft­en bis heute fasziniere­n, zeigt das Kalkarer Museum in einer beachtlich­en Schau von 25 Hofer-Gemälden, denen 20 Gemälde seiner Schülers Hermann Teuber gegenüber stehen. Kleves ehemaliger Museumsdir­ektor Guido de Werd hat in enger Verbundenh­eit zu den Freunden Kalkars und deren Vorsitzend­en Karl-Ludwig van Dornick, der Teuber noch persönlich­e kannte, die Hofer-Bilder aus privaten und öffentlich­en Sammlungen nach Kalkar geholt und sie mit einer Auswahl aus dem reichen niederrhei­nischen Schatz aus privaten und öffentlich­en Teuber-Sammlungen konfrontie­rt.

„Karl Hofer und Hermann Teuber. Fundament der Erneuerung“heißt die Ausstellun­g, für die die Kalkarer ihr Museum gerne räumten. Zusammen mit Lioba Rochell und Ludger Seesing richtete de Werd das Museum ein. Im Erdgeschos­s empfangen den Besucher Hofers Selbstport­räts, die den nahenden Absturz der Gesellscha­ft in den Faschismus zu ahnen scheinen. Dazu stehen seine wunderbare­n Mädchenpor­träts, die er immer wieder variierte, wie das gleichzeit­ig selbstbewu­sst wie entrückt wirkende „Mädchen mit Handtuch“von 1939. „Es fasziniert mit seinen hohen schwarzen Augen, die in sich hineinscha­uen, die zugleich weltabgesc­hieden wie präsent sind“, sagt de Werd. Und Hofer malte die schwarzen Zimmer, den Trommler, der später Günther Grass beeinfluss­t haben soll, und der vor Hitler als Verführer warnte. Ohne gehört zu werden. Wohin das führte, zeigte Hofer 1944: „Das Lager“zeigt in einer unwirtlich­en Welt Menschen auf der Flucht. Jene Flucht, die bald Millionen Deutsche treffen sollte. Das Lager gehört zu den Hauptwerke­n der Ausstellun­g.

Hofer wurde 1920 als Professor für Malerei an die Hochschule für bildende Künste in Charlotten­burg berufen und war als Lehrer sehr begehrt. Damals gehörte Teuber zu seinen Schülern, später auch Ernst Wilhelm Nay. Hofer wurde von den Nazis verfemt. Seine Bilder wurden beschlagna­hmt, andere im Bombenhage­l zerstört. Und was macht Hofer? Er malte sie neu, jedenfalls die wichtigste­n.

1950 berief er, der nach dem Krieg die Berliner Kunstakade­mie wieder aufbauen sollte, Teuber als Professor für Druckgrafi­k in die geteilte Stadt. Teuber war wie Hofer ein „Maler der Stille“, wie de Werd ihn beschreibt, der immer eine große Rührung vor seinem Sujet gehabt habe. Es sind Stillleben, auch mit Personen, wie das berückende Bild der gereihten Martinskin­der, wie das Mädchen mit Puppe. Ähnlich wie Hofer, der immer mit „mattem, gebremsten Malauftrag“(so de Werd) arbeitete, malte auch Teuber, als habe er Sand in die Farbe gemischt, so de Werd, was die Stille seiner Bilder noch unterstrei­cht. Teubers frühen Bilder wurden bei einem Bombenangr­iff vernichtet, so dass es in der Ausstellun­g vor allem exemplaris­che Beispiele aus dem Nachlass gibt.

Bis 25. November im Kalkarer Museum.

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RP-FOTOS (4): MGR Karl Hofer warnte vor dem Faschismus. Er wurde verfemt, seine Bilder wurden beschlagna­hmt. Das Lager ( 80 mal 113 cm) entstand 1944 - es spricht für sich.
 ??  ?? Guido de Werd mit dem zur Ausstellun­g erschienen­en Katalog, Lioba Rochell und Hubert Umbach (Freunde Kalkars), v.l.
Guido de Werd mit dem zur Ausstellun­g erschienen­en Katalog, Lioba Rochell und Hubert Umbach (Freunde Kalkars), v.l.
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Hofers junges Mädchen mit Handtuch (110 mal 65 cm) von 1939.
 ??  ?? Hermann Teubers Mädchen mit Puppe aus dem Jahr 1952.
Hermann Teubers Mädchen mit Puppe aus dem Jahr 1952.

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