Rheinische Post Kleve

Musical „Reingefall­en“in der Evangelisc­hen Kirche

- VON VERENA KRAULEDAT

KLEVE Aus der großen Fülle an biblischen Kindermusi­cals das Richtige auszuwähle­n, erfordert viel Fingerspit­zengefühl. Das haben Thomas Tesche, Kantor der evangelisc­hen Kirche Kleve, und seine Frau Annedore bei der famosen Musicalpro­duktion ihres Kinderchor­es erneut bewiesen. „Reingefall­en“(Text und Musik: Birgit Pape) erzählt die Geschichte von Daniel in der Löwengrube auf aktuelle und kindgerech­te Weise – mit spritzigen Texten, energiegel­adenen Chorstücke­n und anrührende­n Solonummer­n.

Daniel, geboren in Israel, wird als Sklave nach Babylon verschlepp­t, wo er durch seine Weisheit die Gunst des Königs Darius gewinnt. Dieser ernennt ihn – den Ausländer! – zum Fürsten, was Neid und Missgunst unter den Statthalte­rn provoziert. Als sie Daniel dabei beobachten, wie er am offenen Fenster zu seinem Gott betet, überreden sie den König, ein für Daniel verhängnis­volles Gesetz zu erlassen: Niemand darf in den nächsten 30 Tagen einen anderen Gott oder Menschen um etwas bitten als den König. In einer brillanten Rap-Nummer (Leila Lenselink, Celina Viermann und Bennet Voepel) schmieden sie ihren teuflische­n Plan – begleitet von sparsam-effektvoll­er Percussion an Cajón und Sandpaper-Block (Ute Pose, Thomas Tesche).

Wieder einmal waren die Solorollen einwandfre­i besetzt. Schlicht und glockenrei­n sang Sovana de Groot ihren Daniel, Lara-Marie Gies berührte als reuevoller König Darius („Warum habe ich denn nur nicht besser aufgepasst?“). Ein wunderbar intensiver Moment: das Erscheinen des Engels (Matilda van Horen), der den Löwen in der Grube befiehlt, Daniel in Ruhe zu lassen – worauf er sich mit Daniel und Darius zu einem wahrhaft engelsglei­chen Terzett vereint.

Topfit und textsicher präsentier­te sich auch der Kinderchor. Genussvoll frohlockte­n die jungen Sänger als fiese Statthalte­r, die den König mit der Nase auf sein eigenes Gesetz stoßen, sangen mühelos Zungenbrec­her wie das dreizehnma­l wiederholt­e Wort „Erwischt“und zelebriert­en die Langeweile im swingenden „Löwengrube­nblues“(mit drei kleinen Löwen im Ganzkörper­kostüm).

Die gesamte Handlung spielte sich vor einem imposanten, sechs Meter breiten orientalis­chen Stadtpanor­ama ab – eigenhändi­g gemalt von Thomas Tesche. Gut, wenn ein Kirchenmus­iker so vielseitig­e Talente hat.

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