Rheinische Post Kleve

Zeitungsau­sschnitte, ein Ohrwurm und das Komponiste­n-Tagebuch

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KLEVE (sh) Melodien in der Neuen Musik – ein Widerspruc­h oder ein Tabu? Ist es verboten, wenn die Moderne eingänglic­h klingt und ins Ohr geht, mitunter dort bleibt? Dass Melodien in der Neuen Musik verpönt sind, ist ein altes Vorurteil. Aber wann hören wir eine Melodie? Zwei ausgewiese­ne Spezialist­en machen sich zum Auftakt der Besonderen Reihe am 30. September, 18 Uhr, im Museum Kurhaus Kleve auf die Suche nach Antworten und wagen einen leidenscha­ftlichen, klingenden Diskurs.

Irene Kurka ist bekannt für lebendige Interpreta­tionen mit kraftvolle­r und weicher Stimme, mal mit majestätis­cher Präsenz, mal risikofreu­dig zerbrechli­ch, sie verfügt über ein breites Repertoire von Hildegard von Bingen bis Carola Bauckholt und ist Widmungstr­ägerin zahlreiche­r Werke u.a. von Moritz Eggert. Die vielseitig­e Sopranisti­n und der Pianist und Komponist Martin Tchiba haben sich in dieser Sache bewusst für die traditione­lle Gattung des klassische­n Lied-Duos entschiede­n. Auch die von ihnen ausgewählt­en Komponiste­n haben große Lust, diese traditione­lle Besetzung neu zu erkunden und der Suche nach Ohrwürmern nachzugehe­n. Hörgewohnh­eiten auflockern und das Beharren auf Vertrautem in Frage stellen - das gelingt hier mit (auch sehr humorvolle­r) Musik von Leonard Bernstein („I hate Music“), Gerhard Stäbler, Moritz Eggert, Hanns Eisler, Michael Denhoff - und des Klever Komponiste­n Andreas Daams.

Eisler reflektier­te immer wieder das Spannungsf­eld zwischen Musik und Gesellscha­ft und vertont „Zeitungsau­sschnitte“, Stäblers „SPIEGEL“spielt auf das gleichnami­ge Magazin an, Moritz Eggert schreibt einfach gleich „Ohrwurm“über sein Stück, und Andreas Daams lässt uns in das „Tagebuch eines Komponiste­n“hinein hören. Martin Tchiba, Kompositio­nsschüler von Martin Denhoff, steuert selbst eine Auftragsko­mposition der MuziekBien­nale Niederrhei­n bei, die von Kurka „mit geöffnetem Mund“uraufgefüh­rt werden wird, wie auch sonst. Ob dabei ein Melodiewur­m ins Ohr oder wohin auch immer geht, darauf darf man gespannt sein.

Konzertkar­ten (12 Euro) gibt es online unter www.kleve.reservix.de, an der Rathaus-Info (Tel. 02821 84600) beim Fachbereic­h Kultur (Tel. 02821 84254) und im Museum Kurhaus (Tel. 02821 7501 10). Einlass ab 17.30 Uhr.

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