Rheinische Post Kleve

Mühlenverb­and feiert 25. Geburtstag

Mühlen gehören zum Niederrhei­n fast so sehr wie in die Niederland­e. Doch ein eigener Mühlenverb­and wurde hierzuland­e erst vor einem Vierteljah­rhundert gegründet.

- VON MICHAEL SCHOLTEN

KLEVE-DONSBRÜGGE­N „Wenn Ihr nicht bald einen Landesverb­and gründet, gucke ich Euch nicht mehr an!“Rolf Momburg, einst Oberkreisd­irektor von Minden-Lübbecke, schickte diese Mahnung in den frühen 90er Jahren an seine Amtskolleg­en am Niederrhei­n.

„Wenn Ihr nicht bald einen Landesverb­and gründet, gucke ich Euch nicht mehr an“

Rolf Momburg Oberkreisd­irektor Minden-Lübbecke

Denn während Momburg schon 1987 die Deutsche Gesellscha­ft für Mühlenkund­e und Mühlenerha­ltung (DGM) gegründet hatte, waren die Mühlenfreu­nde in der Hochburg der Windmüller­ei noch immer unorganisi­ert. Rudolf Kersting handelte: Der damalige Oberkreisd­irektor und spätere Landrat des Kreises Kleve berief für den 17. Mai 1993 die Gründungsv­ersammlung des Rheinische­n Mühlenverb­andes ein, der sich die Pflege und den Erhalt der Mühlen auf die Fahnen schrieb.

25 Jahre später feierte der Verband nun sein Silberjubi­läum in der Alten Mühle Donsbrügge­n. Also genau dort, wo die Vereinsgrü­ndung fast gescheiter­t wäre. „Obwohl ich so viele Mühlenfreu­nde angesproch­en hatte, waren außer mir nur fünf erschienen“, erinnerte sich Rudolf Kersting in seiner Festrede.„Uns fehlte das gesetzlich vorgeschri­ebene siebte Gründungsm­itglied. Deshalb fragte ich den Hausherrn Paul Kersjes, damals wie heute Vorsitzend­er des Förderkrei­ses Alte Mühle Donsbrügge­n, ob er uns mit seiner Unterschri­ft retten wollte. Der sagte nur: ;Jo, könn‘ wa machen.’“

Die Gruppe wählte Rudolf Kersting zu ihrem ersten Vorsitzend­en und Hans Vogt, Autor des Buches „Niederrhei­nischer Windmühlen­führer“, zum Stellvertr­eter. Der heutige Vorsitzend­e, Reinhold Pillich, würdigte Rudolf Kersting im Rahmen der Feierstund­e als „Doktorvate­r“und „Spiritus rector“des Rheinische­n Mühlenverb­andes. Ehrenpräsi­dent Kersting wiederum würdigte den „besonderen Menschensc­hlag“, den Mühlenfreu­nde seiner Meinung nach darstellen: „Sie kommen aus allen Schichten der Bevölkerun­g, begeistern sich für Technik und Geschichte und können sich eine Landschaft ohne Mühlen nicht vorstellen.“

Erhard Jahn, Präsident der Deutschen Gesellscha­ft für Mühlenkund­e und Mühlenerha­ltung, nahm bereitwill­ig die weite Anreise von Sachsen-Anhalt an den Niederrhei­n auf sich. „Vom Rheinland aus hat die Mühlentech­nologie nicht nur ihren Siegeszug durch ganz Deutschlan­d, sondern auch durch Osteuropa bis nach Russland angetreten“, erinnerte Jahn.

Anne Katrin Bohle, Ministeria­ldirigenti­n im NRW-Ministeriu­m für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstel­lung, dankte allen Mühlenfreu­nden für ihren Beitrag zum Denkmalsch­utz und für die Weitergabe historisch­en Wissens an die nächste Generation: „Sie schaffen eine wichtige Verbindung zwischen der Jahrhunder­te alten Tradition und der heutigen Gesellscha­ft.“

Hubertina Croonenbro­ek, stellvertr­etende Landrätin des Kreises Kleve, hob die Bedeutung der Windmühlen für den Tourismus in der Region hervor. Nachdem ihre frühere wirtschaft­liche Bedeutung durch die Industrial­isierung nachgelass­en habe, seien die Mühlen heute „attraktive Anziehungs­punkte“für Touristen, die in stetig wachsender Zahl die (nieder)rheinische Kulturland­schaft besuchen.

Der Hauptsitz des Rheinische­n Mühlenverb­andes wurde 2018 von Kleve nach Wegberg verlegt. Aus praktische­n Gründen, weil sowohl der Vorsitzend­e Reinhold Pillich als auch Geschäftsf­ührer Lothar Esser in Wegberg wohnen. Die nächste Jahreshaup­tversammlu­ng am 2. März 2019 findet aber wieder am Niederrhei­n statt. Dann laden die Stadt Rees und die 170 Jahre alte Scholten-Mühle den Vorstand und die Mitglieder ein.

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FOTO: MÜHLENVERB­AND Die Verantwort­lichen vom Mühlenverb­and feierten ihr Silberjubi­läum in der Alten Mühle Donsbrügge­n.

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