Vaupel: Gewagte Schritte führen zum Firmenerfolg
Das Unternehmen Vaupel Orthopädietechnik weist eine wechselhafte wie spannende Firmengeschichte auf. Der Spezialist aus Geldern ist vom Kellerbetrieb zu einer internationalen Branchengröße aufgestiegen. Nun feiert das Vorzeigeunternehmen sein 40-jähriges
Bei der Firma Vaupel Orthopädie-Technik aus Geldern kommen Sinneseindrücke zusammen, die Endkunden noch von verschiedenen Geschäften um die Ecke kennen. In den Gebäuden im citynahen Gewerbegebiet Am Pannofen mischen sich das Flair von Schusterei, Nähatelier und Warenhandlung zu einem hellen und properen Großen.
In der Orthopädiewerkstatt arbeiten die Fachkräfte mit Werkzeugen, Computer- und Maschinenunterstützung.
Hier löst eine CNC-Fräse aus Schaumstoffblöcken Einlagen mit individuellem Fußbett heraus oder werden Fußeinlagen erst aus bunt gefleckten Stoffbahnen, Polsterschäumen und Lederhäuten gestanzt, mehrere Schichten miteinander verklebt oder unter hohem Druck zusammengepresst und überstehende Reste abgeschliffen.
Die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter gilt Bettungs- und Stützeinlagen, Schalen- und Sicherheitsschuheinlagen, Sporteinlagen mit verschiedenen Belastungszonen und eben den gefrästen Einlagen auf Grundlage der Datenübermittlung der individuellen Fußmaße. „Unser Schwerpunkt liegt in der Herstellung orthopädischer Einlagenrohlinge. Diese werden in großer Stückzahl kundenorientiert gefertigt“, erläutern die Geschäftsführer Andreas und Rafael Vaupel. „Die Kombination der Materialvielfalt, die riesige Anzahl an Formen und die unterschiedlichsten Kundenwünsche ermöglichen eine immense Anzahl an Modellen.“
Darüber hinaus fertigt die Näherei vor Ort medizinische Mieder und Bandagen in Maßarbeit an. Bei Überbrückungsmiedern sind zum Beispiel Aluminiumelemente oder bei den sogenannten Rückenpelotten Schutzpolster eingearbeitet. Diese stabilisieren die Wirbelsäule bei Altersverschleiß, nach Unfällen oder Operationen.
„Qualität, die man spürt“, lautet bei den medizinischen Hilfsmitteln das Motto der Vaupel Orthopädie-Technik GmbH. Das Unternehmen bietet aber nicht nur spezielle Schuheinlagen oder Leibwäsche an, sondern verkauft auch eine breite Auswahl an Einlagenrohlingen, Grundmaterialien, Hilfsmitteln und Werkzeugen. Vaupel führt die Marke vautec bei Sporteinlagen und ist mit seinen zertifizierten Einlagen Partner bei Sicherheitsschuhen der renommierten Hersteller Atlas, Elten, Honeywell, MTS, Haix und Otter. Vor diesem Hintergrund zeichnet sich die Kundengruppe konkret ab: Reha-Fachbetriebe, Orthopädie-Schuhgeschäfte und Sanitätshäuser in ganz Deutschland, Österreich, dem Benelux-Raum und weiteren Ländern. Der weit entfernteste Kunde kommt aus Israel.
Diese Branchenposition, verbunden mit einem schlüssigen Konzept und geschäftlichem Geschick, war bei der offiziellen Firmengründung im Jahr 1978 nicht absehbar. Die Firmengeschichte hat mit der Übernahme einer Großhandlung für Bandagen- und Miederzutaten durch Ute und Klaus Vaupel, die Eltern der heutigen Geschäftsführer, ihren Vorlauf. Sie geht dann richtig im heimischen Hauskeller in Geldern los: Während die Handelsvertretung für einen Einlagenhersteller das Auskommen der Familie Vaupel sicherte, 1 2 3 1 2 3 4 4 kam zusätzlich der Großhandel im Keller auf rund 60 Quadratmetern Fläche dazu. „Das Büro befand sich im Erdgeschoss. Die Wege vom Schreibtisch zur Küche waren für unsere Mutter nah, wenn wir Söhne hungrig aus der Schule kamen. Es gab nur eine Telefonleitung, und beim Abheben der Anrufe wusste keiner, ob es privat oder geschäftlich war. Unsere Mutter nahm dann schon mal während der Zubereitung der Mahlzeiten eine Bestellung entgegen“, erinnert sich Rafael Vaupel an die Firmenursprünge. Einige gewitzte Kunden hätten diese Erreichbarkeit mit Anrufen am Wochenende ausgenutzt. Dadurch seien sie als Söhne recht früh in Kontakt mit der Kundschaft und auch mit dem Geschäftsleben gekommen.
Nach weiteren zehn Betriebsjahren und seinem Fachabitur entschloss sich Rafael Vaupel im Jahr 1988 zur Ausbildung im elterlichen Kleinbetrieb. Wie er sagt, hatte er den Kopf voller Ideen, Großes vor und die Motivation: „Raus aus dem Keller!“Nachdem er seine Ausbildung zum Großund Außenhandelskaufmann in verkürzter Zeit abgeschlossen hatte, spielte sein Vater mit der Idee, nun auch noch eine Produktion von geschmiedeten Gelenkschienen für Prothesen und Orthesen zu übernehmen. Das gefiel auch dem anderen Junior, dem gelernten Konstruktionsmechaniker Andreas Vaupel, der prompt mit einstieg: „Wir entschieden uns in der Familie zum Erwerb der Produktion und wechselten später aus den genannten Platzgründen nach Geldern in eines der Gebäude Am Pannofen.“
Durch diese Übernahme der Produktion einer marktbekannten Firma stieg auch der Bekanntheitsgrad der Vaupel Orthopädie-Technik GmbH. Kurz darauf wechselte Andreas Vaupel wie sein Vater in den Außendienst, bei dem sie Kunden in vielen Region Deutschlands besuchten. Doch das Geschäft war durch neue moderne Techniken und fertige Schienensysteme rückläufig, und so machte der Familienbetrieb im Jahr 2004 aus der Not eine Tugend und entschloss sich zur Fertigung von orthopädischen Einlagenrohlingen.
„Das war die Geburtsstunde des heutigen modernen Unternehmens“, berichten die beiden Brüder. Mit ihrer Erfahrung und Kompetenz, ihrem guten Verständnis für die Kundenbedürfnisse, dem Ausbau des Kundenstamms und Portfolios an Einlagenmodellen sowie dem Optimieren der Produktionsprozesse wuchs Vaupel Orthopädie-Technik beständig. Das erforderte mehr Räumlichkeiten und Investment in Arbeitsplätze, Lagervorräte und Maschinen. Und mündete darin, dass der Vaupel-Gebäudekomplex Am Pannofen inzwischen komplett zum Unternehmen gehört.
Seit diesem Schritt ist das Unternehmen auf allen namhaften Branchenmessen in Deutschland vertreten und pflegt enge Kundenbeziehungen. Vaupel Orthopädie-Technik beschäftigt heute mehr als 40 Mitarbeiter und produziert rund 200.000 Paar orthopädische Einlagen jährlich. Das Portfolio ist weiterhin ausbaufähig, und die nächste Familiengeneration steht schon in den Startlöchern.