Rheinische Post Kleve

Schwester Rita nimmt Abschied von Griethause­n

Ordensfrau verlässt nach 45 Jahren am nächsten Sonntag das St.-Josef-Haus in Richtung Münster.

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KLEVE-GRIETHAUSE­N (pbm/cb) Gut, dass schon fast alles gepackt ist – Schwester Rita blickt sich in ihrer kleinen Wohnung im St.-Josef-Haus um. Eigentlich wollte sie alles in Ruhe angehen, aber ein entzündete­r Zahn hat ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Wenn ich nicht schon vorher gepackt hätte, wäre das jetzt schwierig“sagt sie und lächelt, so gut es nach einer langen Zahnarztsi­tzung eben geht. Sie blickt aus dem Fenster hinaus über die Dächer von Griethause­n. Eigentlich wollte sie nach Brasilien oder Afrika in die Mission gehen, das war ihr Ziel, als sie als junge Frau zu den „Missionssc­hwestern der unbefleckt­en Empfängnis der Mutter Gottes“ging.

Tatsächlic­h stand ihr Abflug nach Namibia schon fast unmittelba­r bevor, doch dann wurde sie gebeten, statt nach Afrika an den Niederrhei­n zu fahren. Dort werde sie dringend gebraucht. 14 Tage habe es gedauert, blickt die inzwischen 82-Jährige zurück, dann habe sie gedacht: „Hier ist es schön. Hier bin ich zu Hause.“Der Dialekt am Niederrhei­n war für die aus Bad Lippspring­e stammende Frau zwar anfangs „seltsam“, wie sie lachend zugibt, „aber die Menschen hier waren so herzlich.“

Und Mission könne sie schließlic­h überall leisten, „das ist da, wo ich arbeite. Erst in Münster, dann in Griethause­n“, machte sie sich schließlic­h bewusst. 45 Jahre ist das alles sehr, seither lebt Schwester Rita am Niederrhei­n. Sie weiß, dass „De Wölfkes“zum Karneval heulen – und die Karnevalis­ten wissen, dass die Ordensfrau auch mal einen selbst aufgesetzt­en Likör spendiert. Schwester Rita lacht. „Feiern habe ich hier gelernt. Wir haben gute Feste gefeiert hier.“So wie 2011, zur Goldprofes­s, ihrem 50-jährigen Ordensjubi­läum. Gerne erinnert sich Schwester Rita an diesen Tag zurück. Vor allen Dingen aber hat sie viel gearbeitet im St.-Josef-Haus. Zunächst in der Pflege, von 1979 bis 2003 schließlic­h als Heimleiter­in. Sich um kranke, alte und sterbende Menschen zu kümmern, das ist für Schwester Rita eine Form der Seelsorge. „Manche Nacht habe ich mich bei sterbenden Bewohnern an das Bett gesetzt, habe mit Angehörige­n gesprochen“, erzählt sie. Das sei manchmal an die Substanz gegangen, gibt sie zu, aber etwas habe sie getröstet: „Ich wusste, dass diejenigen, die gestorben sind, nun am Ziel angekommen sind.“Und so wurde für jeden Verstorben­en eine Andacht in der Kapelle gefeiert – auch das zählte zu den Aufgaben der Ordensfrau. Doch bei allen Festen, aller Arbeit und allem Heimatgefü­hl, in der letzten Zeit ist es ruhig geworden in der Schwestern­wohnung. Anfangs lebten sie mit acht Frauen dort, vor sechs Jahren ist ihre letzte Mitschwest­er gestorben. „Am Ende habe ich die Gemeinscha­ft vermisst“, sagt Schwester Rita nachdenkli­ch. Über Weihnachte­n war sie eine Woche lang in Münster, danach fiel der Entschluss, zurück zu den anderen Schwestern zu ziehen.

Dass die Umstellung anfangs kaum leicht fallen wird, weiß die 82-Jährige – und doch freut sie sich auf das neue Leben in der Gemeinscha­ft. Wer sich von Schwester Rita verabschie­den möchte, hat Gelegenhei­t dazu am Sonntag, 30. September. In dem Gottesdien­st, der um 10.30 Uhr in Griethause­n beginnt, wird ihre Verabschie­dung gefeiert.

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FOTO: CHRISTIAN BREUER Schwester Rita wird am Sonntag in Griethause­n verabschie­det.

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