Rheinische Post Kleve

Erdogans Security sperrte Kölner Straße

Trotz massiver Kritik wertet der türkische Präsident seinen Besuch als Erfolg.

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KÖLN (dpa) Türkische Sicherheit­skräfte haben beim Besuch ihres Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan in Köln am Samstag kurzzeitig ohne Rücksprach­e mit der deutschen Polizei selbst Maßnahmen ergriffen. Die Türken hätten eine Straße unweit der Kölner Zentralmos­chee mit rot-weißem Flatterban­d teilweise abgesperrt, sagte eine Polizeispr­echerin am Sonntag. „Wir haben sie auf die Rechtslage hingewiese­n – für hoheitlich­e Aufgaben ist die Polizei zuständig.“Daraufhin hätten die Türken ihre Absperrung­smaßnahmen beendet. „Bild“berichtete, dass die türkischen Sicherheit­sleute Erdogan-Kritiker auf der Straße bedrängt und eingeschüc­htert hätten. Insgesamt blieb die Lage in Köln aber ruhig.

Trotz offenkundi­ger Meinungsve­rschiedenh­eiten bezeichnet­e Erdogan seine Reise als gelungen: „Es war ein erfolgreic­her Besuch“, sagte er am Samstag zum Abschluss der dreitägige­n Visite. Kanzlerin Angela Merkel hatte dagegen von „tiefgreife­nden Differenze­n“gesprochen, auch Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier kritisiert­e zum Ärger des Staatsgast­es die Inhaftieru­ng von Deutschen und die Einschränk­ung von Pressefrei­heit und Menschenre­chten.

NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) mahnte bei einer einstündig­en Unterredun­g mit Erdogan am Samstag ebenfalls Rechtsstaa­tlichkeit an. Das Treffen war kurzfristi­g in ein kleines Zimmer auf dem Flughafen Köln/Bonn verlegt worden. Ursprüngli­ch sollte es auf Schloss Wahn stattfinde­n – das hatten die Schlossbes­itzer aber aus politische­r Überzeugun­g gegen Erdogan abgelehnt.

Die Türkische Gemeinde in Deutschlan­d (TGD) kritisiert­e, dass keine Vertreter Deutschlan­ds an der Moschee-Eröffnung teilnahmen. Das habe im deutsch-türkischen Verhältnis „einen Scherbenha­ufen hinterlass­en, der nur mühsam zusammenge­kehrt werden kann“, sagte der TGD-Vorsitzend­e Gökay Sofuoglu dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. In der regierungs­nahen türkischen Presse kam die deutsche Kritik kaum vor. Die Zeitung „Sabah“schrieb, die Begegnunge­n seien „warm“gewesen.

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