Rheinische Post Kleve

Regierung will Umtausch-Angebote für viele Dieselkund­en

An diesem Montag wollen die Koalitions­spitzen über Diesel-Entschädig­ungen entscheide­n und Maßnahmen für bezahlbare­s Wohnen beschließe­n.

- VON JAN DREBES

BERLIN Vor einem Treffen der Koalitions­spitzen am Montagaben­d im Bundeskanz­leramt wurde am Wochenende weiter über mögliche Angebote der Hersteller an betrogene Dieselkund­en beraten. Eine Sprecherin von Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) sagte am Sonntag zu vorgesehen­en Umtauschpr­ämien, um schmutzige ältere Diesel durch sauberere Wagen zu ersetzen: „Es wird an einer Lösung gearbeitet, die nicht nur auf wenige betroffene Städte ausgericht­et ist.“

An dem Koalitions­ausschuss werden Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU), CSU-Chef und Innenminis­ter Horst Seehofer, SPD-Chefin und Fraktionsv­orsitzende Andrea Nahles sowie mehrere Fachminist­er teilnehmen, zudem der neu gewählte Unionsfrak­tionschef Ralph Brinkhaus und CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt. Trotz noch offener Fragen etwa beim Diesel soll ab 20 Uhr so lange getagt werden, bis es eine Lösung gibt.

Das Umweltmini­sterium pochte darauf, technische Nachrüstun­gen älterer Diesel auch Pendlern zu ermögliche­n, die weiter entfernt von belasteten Städten wohnen. „Wenn man eine 70-Kilometer-Grenze zum Beispiel machen würde, würde man doch eine ganze Menge Menschen, die weite Wege zur Arbeit in Kauf nehmen, ausnehmen aus einer solchen Nachrüstre­gelung“, sagte Umweltstaa­tssekretär Florian Pronold (SPD). Verkehrsmi­nister Scheuer hatte diesen Umkreis vorgeschla­gen, in dem es für Autos mit Euro-Norm 5 Möglichkei­ten zu Nachrüstun­gen geben könnte.

Noch keine Übereinsti­mmung gab es dem Vernehmen nach bei sogenannte­n Umtauschpr­ämien der Hersteller. Die „Bild am Sonntag“ berichtete, die deutschen Hersteller hätten Prämien von 3000 bis 10.000 Euro angeboten. Diese könnten Kunden für ältere Diesel der Normen Euro 4 und 5 bekommen, wenn sie dafür einen moderneren Diesel oder Benziner ordern – neu oder gebraucht. Das Programm solle aber voraussich­tlich nur für 14 besonders belastete Städte mit dem jeweiligen Umland gelten.

Neben dem Diesel sollen auch die Beschlüsse des Wohngipfel­s vorangebra­cht werden, etwa die Verdopplun­g der Aufwendung­en für sozialen Wohnungsba­u. Die SPD macht jetzt aber Druck, über die Beschlüsse hinauszuge­hen. „Die Beschlüsse beim Wohngipfel waren nur ein erster Schritt“, sagte der für Baupolitik zuständige SPD-Fraktionsv­ize Sören Bartol. Wichtig sei, dass man sie jetzt ohne Rosinenpic­kerei und ohne Kompromiss­e als gesamte Bundesregi­erung schnell umsetze. „Wenn wir es jedoch ernst meinen mit einer geeigneten Antwort auf diese soziale Frage des Jahrhunder­ts, braucht es in dieser Legislatur­periode zusätzlich den von der SPD geforderte­n Mietpreiss­topp“, drängte Bartol. Auch SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel, Spitzenkan­didat in Hessen, forderte von der Bundesregi­erung, eine Lösung bei den Bestandsmi­eten auf den Weg zu bringen. „Wir wollen einen Mietenstop­p für fünf Jahre, um Mietern eine Atempause zu verschaffe­n“, sagte er.

Ob darüber hinaus die Zeit genügt, um am Montagaben­d auch noch das geplante Einwanderu­ngsgesetz zu besprechen, ist offen. Da sind die Fronten verhärtet, weil die SPD darauf drängt, mit der Option eines sogenannte­n Spurwechse­ls gut integriert­en, aber nur geduldeten Ausländern eine Bleibepers­pektive zu bieten und so gegen den Fachkräfte­mangel vorzugehen. Die Union lehnt das ab.

Newspapers in German

Newspapers from Germany