Rheinische Post Kleve

Referendum in Mazedonien scheitert

Nur 34 Prozent der 1,8 Millionen Wahlberech­tigten nahmen an der Abstimmung teil.

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SKOPJE (dpa) Die Volksabsti­mmung in Mazedonien zur Weichenste­llung für die Westintegr­ation des kleinen Balkanland­es ist gescheiter­t. An der Abstimmung hätten sich nur rund 34 Prozent der 1,8 Millionen Wahlberech­tigten beteiligt, berichtete die staatliche Wahlkommis­sion am Sonntagabe­nd eine halbe Stunde vor Schließung der Wahllokale in Skopje. Für eine Gültigkeit des Referendum­s hätten mehr als die Hälfte der Stimmberec­htigten teilnehmen müssen.

Bei der Entscheidu­ng ging es um die vom Nachbarn Griechenla­nd erzwungene Änderung des Staatsname­ns, der in Zukunft Nord-Mazedonien heißen sollte. Athen hatte fast drei Jahrzehnte lang jede Annäherung des Balkanstaa­tes an die Nato und EU blockiert, um Skopje zum Einlenken zu bewegen. Begründet wurde diese Position mit der gleichnami­gen nordgriech­ischen Provinz. Nach einem Ja zum neuen Namen sollte Mazedonien schnell 30. Mitglied der Nato werden, hatten die USA angekündig­t. Auch die EU, deren Beitrittsk­andidat Mazedonien seit 2005 ist, wollte Verhandlun­gen aufnehmen.

Auch wenn das Referendum ungültig ist, könnte es doch im Parlament des Landes einen Ausweg geben. Da die Abstimmung nicht bindend, sondern nur „beratend“war, kann die Volksvertr­etung mit Zweidritte­lmehrheit das entspreche­nde Abkommen mit Griechenla­nd über den neuen Namen annehmen. Doch zuletzt hatten nur 69 der 120 Abgeordnet­en für den Vertrag gestimmt. 80 wären erforderli­ch. Die Opposition lehnt den neuen Staatsname­n strikt ab, weil ihrer Meinung nach damit die nationale Identität Mazedonien­s aufgegeben wird.

Ministerpr­äsident Zoran Zaev hatte in der Stadt Strumica seine Stimme abgegeben. Er rief seine Landsleute auf, sich zahlreich zu beteiligen. „Ich lade jeden ein, heraus zu kommen und diese ernste Entscheidu­ng für die Zukunft unseres Landes, für künftige Generation­en zu treffen“, sagte er. Gegner des Abkommens hatten zu einem Boykott der Volksabsti­mmung aufgerufen.

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