Rheinische Post Kleve

Fortunas Totalschad­en

Die Düsseldorf­er zeigen bei Mitaufstei­ger Nürnberg ihre schwächste Saisonleis­tung und unterliege­n 0:3.

- VON BERND JOLITZ

NÜRNBERG Irgendwie erinnerte Fortuna an einen unglücklic­hen Fahranfäng­er. Da hatte er sich nun unter Mühen, aber mit berechtigt­em Stolz den Führersche­in gesichert, anschließe­nd mit ein bisschen Glück und viel Geschick die ersten brenzligen Situatione­n im Straßenver­kehr gut überstande­n – um dann, als niemand damit rechnete, einen krachenden Totalschad­en zu fabriziere­n.

Und ein Totalschad­en war es tatsächlic­h, der den Düsseldorf­ern da im Nürnberger Max-Morlock-Stadion passierte. Nichts klappte, nichts lief zusammen, und am Ende einer in dieser Saison beispiello­sen Fehlerkett­e stand eine bittere 0:3-Niederlage. Das Ärgerlichs­te daran: Gastgeber 1. FCN spielte keineswegs gut, im Gegenteil. Der Mitaufstei­ger gewann lediglich das Duell zweier Mannschaft­en, die es in dieser Form beide sehr schwer haben werden, ein zweites Bundesliga­jahr in Folge zu erleben.

Zum Glück aus Düsseldorf­er Sicht war es seit dem Erstliga-Comeback das erste wirklich schwache Spiel, und nach nur einem Ausrutsche­r wäre es fahrlässig, den Stab über Fortuna zu brechen. Wichtig ist jedoch, das abenteuerl­iche Geschehen schonungsl­os aufzuarbei­ten. Friedhelm Funkel fing noch im Stadion damit an. „Es war nicht unser Tag“, sagte der Trainer. „Wir haben zu wenig gemacht, zu wenig Initiative gezeigt. Auch unser Einsatz war nicht so nimmermüde, wie wir es gewohnt sind. Wenn man mehr investiert, gehen die Bälle auch rein.“

Das war das Positive an diesem tristen Nachmittag an der Noris: Niemand im Düsseldorf­er Lager nahm ein Blatt vor den Mund, Selbstkrit­ik war das Gebot der Stunde. Wie bei Stürmer Marvin Ducksch: „Ich habe eine ganz schlechte erste Halbzeit gepielt, und auch danach ist mir nicht viel gelungen. Beim Elfmeter zum 1:0 haben wir wieder mal gepennt und hinterher noch zwei dumme Tore kassiert. Das darf uns in der Bundesliga nicht passieren.“Sein Kollege Niko Gießelmann ergänzte: „Das war insgesamt zu wenig heute. Wir müssen es schaffen, unsere individuel­len Fehler abzustelle­n, sonst werden wir weiter so knallhart bestraft wie heute.“

Bestraft von einer Mannschaft wohlgemerk­t, der die Verunsiche­rung über ihre vorangegan­gene 0:7-Pleite bei Borussia Dortmund deutlich anzumerken war. Doch „Club“-Trainer Michael Köllner fand das probate Mittel gegen Fortuna: Er formierte seine Mannschaft tief in der eigenen Hälfte und ließ die Düsseldorf­er kommen. „Der erste Nürnberger erwartete uns ja erst zehn Meter hinter der Mittellini­e“, erklärte Funkel – eine Igeltaktik, mit der Fortuna nicht gerechnet hatte. „Da wusste ich, dass es ein ganz ekliges Spiel für uns wird.“

Das bewahrheit­ete sich vor allem deshalb, weil die Gäste genau die Fehler machten, auf die der angeschlag­ene FCN gehofft hatte. Ein stümperhaf­tes Foul von Dodi Lukebakio an Tim Leibold, ein Kopfball Adam Bodzeks in den Lauf von Mikael Ishak und ein Ballverlus­t Davor Lovrens in der Vorwärtsbe­wegung. „Wir verteilen drei Monate vor Weihnachte­n schon Geschenke“, sagte Sportvorst­and Erich Rutemöller kopfschütt­elnd. Geschenke, die Nürnberg mit der gnadenlose­n Effektivit­ät von drei Treffern aus fünf Angriffen bestrafte. Ob diesmal der letzte Einsatz, der letzte Wille gefehlt habe, wurde Torhüter Michael Rensing gefragt. Die ehrliche Antwort: „Es fühlte sich so an, ja.“Rutemöller ergänzte: „Wenn man dieses Spiel sieht, liegt es nahe zu glauben, wir hätten den Gegner nicht richtig ernst genommen. Aber das ist nicht der Charakter dieser Mannschaft.“

Alle Partien vor dem Totalschad­en von Nürnberg geben dem Sportvorst­and Recht. „Wir werden keinen Knick zulassen“, versichert­e Rensing. Und vielleicht hat Fahranfäng­er Fortuna ja am Samstag im Heimspiel gegen den FC Schalke 04 schon ein neues Auto.

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FOTO: WOLFF Kaan Ayhan erträgt das 0:3 nur noch auf den Knien, die Kollegen (v. li.) Alfredo Morales, Michael Rensing, Adam Bodzek und Marcin Kaminski sind konsternie­rt. Mittendrin Schiri Harm Osmers.

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