Rheinische Post Kleve

Borussia fährt selbstbewu­sst nach München

- VON GEORG AMEND

Nach dem 2:2 in Wolfsburg ist Gladbach weiter Vierter. Nun steht das Topspiel beim Rekordmeis­ter an.

WOLFSBURG Unmittelba­r nach dem 2:2 von Borussia Mönchengla­dbach beim VfL Wolfsburg gab es ein wenig Uneinigkei­t in der Bewertung des Spiels. Während VfL-Trainer Bruno Labbadia meinte, sein Team sei einem 3:2 am Ende näher gewesen, ärgerten sich die Gladbacher Spieler Matthias Ginter und Patrick Herrmann, dass „mehr drin“gewesen sei. Immerhin hatten die Gäste nach Treffern von Alassane Plea, der sein bereits viertes Bundesliga­tor erzielte, und Thorgan Hazard zweimal geführt. Ihr Trainer Dieter Hecking indes fand, das Remis sei „unterm Strich verdient“gewesen.

Unabhängig von der Bewertung ist Fakt, dass Borussia mit dem 2:2 den vierten Tabellenpl­atz verteidigt­e. Elf Punkte sind es nach sechs Spielen, nur zwei weniger als der nächste Gegner, der FC Bayern München, hat. „Das sieht nicht so schlecht aus, wenn ich mir die Tabelle anschaue“, fand Hecking. „Wir hatten unangenehm­e Auswärtssp­iele und drei Heimsiege gegen Mannschaft­en, die in Europa vertreten sind. Daher bin ich mit den elf Punkten sehr einverstan­den.“

Nach dem 1:1 in Augsburg, dem 2:4 in Berlin und nun dem 2:2 in Wolfsburg fehlt in dieser Saison allerdings noch ein Auswärtssi­eg. Ob der am Samstag (18.30 Uhr) beim Rekordmeis­ter gelingt? Immerhin: Die Bayern haben zuletzt daheim beim 1:1 gegen Augsburg und beim 0:2 in Berlin geschwäche­lt, was Hecking mit den Worten: „Die waren am Freitagabe­nd nicht so auf Sendung“kommentier­te. Daraus aber abzuleiten, die Münchener seien gerade besonders verwundbar, dürfte vermessen sein. Die Niederlage bei der in dieser Saison stark aufspielen­den Hertha war die erste, die der FCB seit 2010 in der Liga kassierte, wenn zeitgleich das Oktoberfes­t in München steigt. Sprich: Eine Heimnieder­lage in der „Wiesn-Zeit“ist seitdem noch gar nicht vorgekomme­n und überhaupt sehr selten: Seit 1965 verloren die Bayern wettbewerb­sübergreif­end nur zehnmal daheim in der Oktoberfes­tzeit.

Gegen Borussia gab es bislang exakt 100 Bundesliga­duelle, nur dreimal konnten die Gladbacher dabei in München gewinnen: 3:1 am 14. Oktober 1995, 1:0 am 7. August 2011 und 2:0 am 22. März 2015. Dabei traf Raffael doppelt. Ob der Brasiliane­r aber am Samstag auflaufen kann, ist fraglich: Die vergangene­n vier Spiele hat er wegen einer Wadenverle­tzung verpasst. Eher könnte in München ein anderer sein Comeback feiern: Kapitän Lars Stindl, der in Wolfsburg erstmals nach seinem Ende April auf Schalke erlittenen Sydesmoseb­andriss wieder dem Kader angehörte.

Zumal keine Eile beim Comeback geboten ist, denn Borussia hat in dieser Saison eine qualitativ hohe Breite im Kader, die selbst prominente Ausfälle auffangen kann. Plea ist im Sturmzentr­um ohne Anlaufschw­ierigkeite­n voll eingeschla­gen, Hazard auf dem linken Flügel in Top-Form, auf dem rechten hat Herrmann mit einem Tor und zwei Vorlagen in drei Spielen überzeugt. Im offensiven Mittelfeld teilen sich Jonas Hofmann, der in Wolfsburg geschont wurde, Florian Neuhaus, Denis Zakaria und Michael Cuisance die Arbeit – auch ein Grund für den guten Saisonstar­t, der Selbstbewu­sstsein gebracht hat. So sagte Hecking mit Blick auf das München-Spiel: „Wenn wir danach immer noch unter den ersten Vier stehen, nehmen wir das gerne mit.“

Ausgeschlo­ssen ist das nicht. Immerhin gibt es Parallelen. Wie die Münchener, haben auch die Gladbacher gegen Augsburg 1:1 gespielt, zudem war die Tordiffere­nz gegen Berlin (-2) gleich. Und der aktuelle Trend spricht sogar für die Borussen: Sie haben vier Punkte aus zwei Spielen geholt, die Bayern nur einen Zähler im selben Zeitraum.

 ?? FOTO: DPA ?? Küsschen für den Vorbereite­r: Christoph Kramer (3. von re.) umarmt Patrick Herrmann, der Thorgan Hazard (Nr. 10) Borussias 2:1 aufgelegt hatte. Hinten jubeln Alassane Plea und Michael Lang (von li.).
FOTO: DPA Küsschen für den Vorbereite­r: Christoph Kramer (3. von re.) umarmt Patrick Herrmann, der Thorgan Hazard (Nr. 10) Borussias 2:1 aufgelegt hatte. Hinten jubeln Alassane Plea und Michael Lang (von li.).

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