Joe Strummer war auch ohne The Clash gut
Weltmusik Der US-Singer-Songwriter Joe Ely bringt es im Joe-Strummer-Biopic „The Future is unwritten“auf den Punkt: „Er war ehrlich und leidenschaftlich.“Und der selbst ernannte „Punk Rock Warlord“und Kopf der Band The Clash war auch fleißig. Angeblich finden sich 20.000 Einzelstücke im Joe Strummer-Archiv. Die erste Veröffentlichung aus dem Nachlass des im Dezember 2002 verstorbenen John Graham Mellor beinhaltet seine besten Rock-, Folk-, Weltmusik- und Reggae-Songs, darunter Soundtrack-Arbeiten, Duette (zum Beispiel mit Johnny Cash und Jimmy Cliff), Tunes mit den 101ers und den Mescaleros sowie ausgewählte Raritäten. Große Chart-Hits sucht man vergeblich. Trotzdem überragend. ahu
Info Joe Strummer, „001“, als Doppel-CD, Doppel-Vinyl und Deluxe-Box-Set Funk Eigentlich ist es schön, Lieder von Prince zu hören zu bekommen, die man bisher nicht oder nur in anderen Versionen kannte. Das Album „Piano & A Microphone“bietet dazu nun die Gelegenheit. Man hat den Eindruck, man sei dabei gewesen, als sich der erkältete Prince Rogers Nelson 1983 in seinem Kiowa-Trail-Heimstudio ans Klavier setze, sich schneuzte und loslegte. Intime Atmosphäre. Allerdings so intim, dass man meinen könnte, man dürfe gar nicht da sein. Genau das ist das Problem dieser Platte.
„The Vault“heißt das legendäre Lager im Keller seiner „Paisley Park“-Studios in Minnesota, wo Prince alles aufbewahrte, was er aufnahm. Und er nahm ständig auf. Er schlief nur vier Stunden pro Tag, in dieser Zeit blieb das Mikrofon aus, ansonsten lief es immer mit; täglich soll er zwei Lieder komponiert haben. 8000 Songs ruhen angeblich hinter den Stahltüren, und wie nach dem Tod von Prince mit diesem Schatz umzugehen sei, ist nicht geklärt.
Prince starb vor zweieinhalb Jahren an einer Überdosis des Schmerzmittels Fentanyl in seinem Fahrstuhl, er hinterließ kein Testament. Und so steht zu erwarten, dass „Piano & A Microphone“die erste in einer Reihe von posthumen Veröffentlichungen sein wird. Als er diese neun Lieder aufnahm, stellte er gerade das Album „Purple Rain“fertig, und vom Titelsong ist ein Entwurf zu hören. Er covert „A Case Of You“, ein Lied seines Idols Joni Mitchell, er
Besuch in der Werkstatt von Prince
bringt den Gospel „Mary Don’t You Weep“und „17 Days“, das später zur B-Seite von „When Doves Cry“wurde. Alles bleibt Skizze, und man kann sich kaum vorstellen, dass Prince diese Versionen freigegeben hätte.
Es ist großartig, diese umwerfende Stimme zu hören. Es ist toll, einem Genie in seiner Werkstatt über die Schulter schauen zu dürfen. Richtig froh wird man mit dieser Platte aber nicht.
Philipp Holstein