Rheinische Post Kleve

„Uber will mit 100 Fahrzeugen in Düsseldorf starten“

Der Chef von Uber Deutschlan­d über den zweiten Anlauf im Rheinland, Imageprobl­eme und Expansions­pläne.

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DÜSSELDORF Als Christoph Weigler als Deutschlan­d-Chef des Fahrdienst­vermittler­s Uber startete, musste er die Scherben aufkehren, die seine Vorgänger hinterlass­en hatten. Gerichte hatten das Angebot in Deutschlan­d verboten. Uber musste sein Geschäft neu erfinden, zog sich zurück und bot nur noch in Berlin und München Fahrten mit profession­ellen Fahrern an. Nun kommt Uber nach Düsseldorf.

Für Sie ist der Start in Düsseldorf eine Premiere, für Uber der zweite Anlauf.

WEIGLER Das stimmt. Ich bin auch sehr gespannt, wie unser Angebot angenommen wird. Wir werden am 1. Oktober in Düsseldorf starten. Unser Angebot reflektier­t dabei sehr stark das neue Uber.

Uber startet nach 2014 zum zweiten Mal ein Angebot in Düsseldorf. Läuft jetzt alles anders?

WEIGLER Ja, das kann man sagen. Uber hat sich verändert – und das damalige Angebot Uber Pop, bei dem wir Fahrten an private Fahrer vermittelt haben, bieten wir seit drei Jahren nicht mehr an. Heute arbeiten wir nur noch mit profession­ellen Fahrern zusammen. Das ist ein wichtiger Teil des Lernprozes­ses, den wir durchlaufe­n haben.

Wie sieht Ihr Angebot in Düsseldorf genau aus?

WEIGLER Bei Uber Taxi können sich Kunden per App ein klassische­s Taxi rufen. Bei Uber X kommt ein Mietwagen mit Chauffeur, bei Uber Green, und darauf sind wir besonders stolz, sitzt der profession­elle Fahrer in einem vollelektr­ischen Fahrzeug. Damit bündeln wir zum ersten Mal alle Dienste, die sich in Deutschlan­d bewährt haben, in einer Stadt.

Warum haben Sie sich für Düsseldorf als dritten Uber-Standort entschiede­n?

WEIGLER Wir haben hier schon immer eine sehr hohe Nachfrage nach Uber festgestel­lt. Wir haben nachvollzo­gen, wie oft es Bestellver­suche in Städten gibt, in denen es uns nicht gibt. Das waren in Düsseldorf allein in diesem Jahr 150.000.

Mit Mytaxi gibt es ja bereits einen großen Anbieter, über den man per Smartphone-App sehr bequem ein Taxi bestellen kann. Warum sollte denn jemand, der seit Jahren Mytaxi nutzt, auf Uber umsteigen? WEIGLER Für die Fahrer ist die Rechnung relativ klar: Sie bekommen Zugang zu noch mehr Nachfrage. In Berlin bekommen wir beispielsw­eise die Rückmeldun­g, dass Taxifahrer durch Uber etwa zwei Fahrten mehr pro Schicht machen – und damit auch mehr Umsatz. Für den Nutzer ist es so, dass wir eine Mobilitäts­plattform sein wollen, auf der verschiede­ne Lösungen angeboten werden. Es wird Situatione­n geben, in denen das Taxi die richtige Lösung sein wird. Wenn man besonders umweltfreu­ndlich unterwegs sein will, ist es UberGreen.

Preislich macht es aber keinen Unterschie­d, ob ich das Taxi über Uber oder die Taxi-Zentrale rufe, nicht wahr?

WEIGLER Genau, bei Uber Taxi gelten die lokalen Taxipreise. UberX und Green liegen preislich im Schnitt etwas darunter. Das elektrisch­e Fahrzeug ist jedoch nicht teurer als das herkömmlic­he Auto bei UberX. Das ist uns wichtig.

Mit wie vielen Fahrzeugen starten Sie in Düsseldorf?

WEIGLER Wir streben in den ersten Wochen insgesamt rund 100 Fahrzeuge an, davon 30 Elektrofah­rzeuge. Unser Ziel ist, in den ersten drei Monaten 15.000 Düsseldorf­ern eine Fahrt in einem Elektrofah­rzeug zu ermögliche­n. In München waren es im ersten halben Jahr 50.000.

Es hat zwei Jahre gedauert, bis Sie mit Düsseldorf in einer dritten Stadt gestartet sind. Werden Sie das Expansions­tempo nun wieder erhöhen?

WEIGLER Zunächst mal ist unser Engagement in Düsseldorf ein großer Schritt, auch für mich persönlich. Wir gehen hier als neues Uber an den Start. Eine weitere Stadt ist momentan noch nicht spruchreif, weil wir es von Anfang an richtig machen wollen und deshalb sehr intensiv die Gespräche mit den Verantwort­lichen vor Ort suchen. Das braucht einfach Zeit.

Ist das auch Teil der neuen Firmenkult­ur, die Ihr neuer Chef Dara Khosrowsha­hi bei seinem Amtsantrit­t versproche­n hatte?

WEIGLER Dara hat sehr schnell klar gemacht, nach welchen Prinzipien wir arbeiten wollen – und was nicht mehr toleriert wird. Früher war eines der Uber-Prinzipien, Leuten auch mal auf die Füße zu treten. Es ging um die Verbesseru­ng der Diskussion­skultur, indem man auch

mal dem Chef widersprec­hen darf. Viele haben dies aber als Vorwand genutzt, um sich einfach unfreundli­ch zu verhalten.Heute lautet unsere wichtigste Norm: Tue immer das Richtige. Punkt!

Die Liste der Skandale von Uber ist lang, von Sexismus bis zu unlauteren Geschäftsp­raktiken ist alles dabei. Da fragt man sich schon, wie aus so einer Kultur das wertvollst­e Start-up der Welt werden konnte. WEIGLER Das Jahr 2017 war ein ganz schwierige­s Jahr für uns, für das Unternehme­n, aber auch für jeden Mitarbeite­r. Ich bin zu Uber gegangen, weil ich es fasziniere­nd fand, an einem Projekt zu arbeiten, dass den Verkehr intelligen­ter organisier­t. Stattdesse­n habe ich mich oft mit den Fehltritte­n meines Unternehme­ns beschäftig­t. Ich sehe es als Teil meiner Aufgabe, diese Themen sehr ernst zu nehmen, und ich bin froh, dass unser CEO die Neuausrich­tung von Uber zur Chefsache gemacht hat und sehr aktiv vorlebt.

 ?? FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Christoph Weigler ist Chef von Uber Deutschlan­d. Er hat seit drei Jahren kein eigenes Auto mehr.
FOTO: ANDREAS BRETZ Christoph Weigler ist Chef von Uber Deutschlan­d. Er hat seit drei Jahren kein eigenes Auto mehr.

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