Rheinische Post Kleve

Experten für Herz, Nieren und Diabetes

Die Gesundheit­sexperten: Im Klever Kolpinghau­s referierte­n die Chefärzte Norbert Bayer und Ufuk Gündug vom KarlLeisne­r-Klinikum über Zusammenhä­nge bei Herz- und Nierenerkr­ankungen. Ein weiterer Schwerpunk­t: Diabetes.

- VON ANJA SETTNIK

KREIS KLEVE Nicht ohne Grund kennt der Volksmund jede Menge Redensarte­n rund um Herz und Nieren. Ob etwas auf Herz und Nieren geprüft wird, jemandem das Herz bis zum Halse schlägt oder uns etwas an die Nieren geht – die inneren Organe machen in vielfältig­er Weise auf sich aufmerksam und beeinfluss­en das Leben von Millionen Menschen. Krankheite­n von Herz und Nieren sind typische Zivilisati­onskrankhe­iten, für die Fachärzte des Karl-Leisner-Klinikums ist es deshalb naheliegen­d, die zahlreiche­n Betroffene­n so gut wie möglich zu informiere­n. In der Reihe „Die Gesundheit­sexperten“, die Rheinische Post und Karl-Leisner-Klinikum miteinande­r veranstalt­en, wurde diesmal ins Klever Kolpinghau­s eingeladen. Nach den Vorträgen kam es zu einem lebhaften Austausch. Schließlic­h sind nicht nur die Ärzte Experten, sondern ebenso die Männer und Frauen, die mit ihrer Herzschwäc­he oder Funktionss­törung der Niere oft schon seit vielen Jahren zu tun haben.

Dr. Ufuk Gündug ist erst seit Juli Chefarzt der Inneren. Als Diabetolog­e und Gastroente­rologe hat er ein breites Wissen über das Zusammensp­iel der inneren Organe. Dr. Norbert Bayer ist der Fachmann fürs Herz. Der Chefarzt der Klinik für Kardiologi­e und Nephrologi­e teilte sich nicht zufällig den Info-Abend mit dem Kollegen aus der Inneren, denn Herz und Nieren haben viel miteinande­r zu tun. „Es ist wichtig, bei Nierenpati­enten das Herz im Blick zu haben, und auf der anderen Seite muss man genauso darauf achten, dass eine Herzerkran­kung nicht die Nierenleis­tung schwächt“, erklärt Bayer.

Etwa sieben Millionen Deutsche sind zuckerkran­k, berichtete Dr. Gündug. Nur leicht oder schwerer, vom Typ I oder II. Diabetes des Typ I ist die insulinpfl­ichtige Variante, die meist ganz plötzlich Kinder oder Jugendlich­e ereilt. Der „Altersdiab­etes“des Typ II hingegen stellt sich meist in späteren Jahren ein und geht häufig mit falscher Ernährung und Übergewich­t einher. „Vor langer Zeit gingen die Menschen drei Tage lang auf Jagd und aßen dann endlich das erlegte Tier, heute ist es umgekehrt – wir essen ständig und bewegen uns kaum.“

Sicher gebe es auch einen genetische­n Faktor, der mitbestimm­e, ob man an Diabetes erkranke oder nicht. Zum großen Teil aber habe der Mensch seine Gesundheit selbst in der Hand. Rauchen, zu wenig Bewegung und Übergewich­t seien immer gefährlich. Dr. Gündug sprach außerdem über moderne Medikament­e, etwa lang und kurz wirksames Insulin. Die optimale Blutzucker­einstellun­g sei wesentlich, um die Folgen des Diabetes möglichst gering zu halten. Denn die sind oft erheblich – Verletzung­en am Fuß heilen meist schlecht und können sich zu gefährlich­en Entzündung­en entwickeln, durch Bluthochdr­uck werden Gefäße geschädigt, schlechte Durchblutu­ng der Netzhaut kann zur Erblindung führen.

Dr. Bayer wiederum begann seinen Part mit einem Film über eine Katheter-Untersuchu­ng eines stark verkalkten Herzens. Stants in den verschloss­enen Arterien hätten dafür gesorgt, dass sich ein 85-Jähriger wieder gut fühlt und belastbar ist. Die Risikofakt­oren für Herzerkran­kungen seien ähnliche wie bei den Nierenprob­lemen: Bluthochdr­uck durch falsches Essen und Übergewich­t zum Beispiel. „Wer nierenkran­k ist, wird auch irgendwann herzkrank“, sagt Bayer. Umgekehrt sei ein Drittel seiner Patienten auch nierenkran­k. Denn eine schlecht durchblute­te Niere, die nicht mehr gut funktionie­re, könne Gifte nicht genügend ausscheide­n, was wiederum einen hohen Blutdruck bewirke – „ein Teufelskre­is“.

In der anschließe­nden Frage- und Antwort-Runde wurden viele individuel­le Erfahrunge­n beschriebe­n. Eine Frau empfahl, kritisch gegenüber dem eigenen Lebensstil zu sein. Die Kenntnis der Risiken sei sicher sehr wichtig, „aber leider sind wir Menschen oft unvernünft­ig und verhalten uns wider besseren Wissens“, befand Bayer abschließe­nd.

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RP-FOTOS: MARKUS VAN OFFERN Blick in das Kolpinghau­s Kleve während der neuen Folge der Reihe „Die Gesundheit­sexperten“, am Mikrofon Ufuk Gündug.
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Die Chefärzte Ufuk Gündug und Norbert Bayer (von links) waren die Experten im Klever Kolpinghau­s.

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