Rheinische Post Kleve

Der Wolf kennt keine Grenzen

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Spätestens seit Rotkäppche­n ist die Sache mit dem Wolf eine sehr emotionale. Irgendwie ist die Geschichte spannend und reizvoll. Und irgendwie hat jeder doch ein wenig Mitleid mit dem armen Wolf, der mit den Steinen im Bauch zugrunde geht. Man fühlt mit ihm, obwohl er doch die Großmutter gefressen hat. Die aktuelle Diskussion um das Wolfsrevie­r ist ähnlich emotional, daher sollten einfach mal die Fakten sprechen. Fakt ist, dass die Wölfin in Schermbeck und Hünxe mehr als 20 Schafe gerissen hat. Fakt ist, dass diese Region im Kreis Wesel doch einige Kilometer vom Kreis Kleve entfernt liegt.

Fakt ist aber auch, dass es auch im Kreis Kleve genug Nachweise für das Tier gibt. In Weeze lief ein Wolf durch, das belegen Signale des Senders, mit dem das Tier ausgestatt­et war. In Kerken wurden Schafe nachweisli­ch vom Wolf gerissen. In Rees wurde ein Wolf fotografie­rt, in Kranenburg ein Tier mehrfach gesichtet. Züchter erzählen, dass auch dort Schafe und Ziegen gerissen wurden. Fakt ist auf jeden Fall, dass im niederländ­ischen Grenzgebie­t ein Wolf unterwegs ist.

Genug Belege, die die berechtigt­e Frage aufwerfen, warum nicht der ganze Kreis Kleve zum Wolfsgebie­t erklärt wurde, sondern nur ein kleiner Teil des Reeser Stadtgebie­ts. So stehen die Schäfer jetzt vor dem Problem, ob sie selbst in bessere und höhere Zäune investiere­n oder es darauf ankommen lassen, dass die Tiere leichte Beute des Wolfs werden.

Die Behörden verweisen darauf, dass das Gebiet bereits jetzt sehr großzügig gezogen ist. Gleichzeit­ig bestätigen sie aber auch, dass es oft nur eine Frage der Zeit ist, dass eine Wölfin einen männlichen Artgenosse­n anzieht. So war es in Niedersach­sen auch, wo sich schließlic­h ein Rudel bildete.

Eins ist klar: Der Wolf macht vor Kreisgrenz­en nicht Halt. Beispiele haben gezeigt, dass auch der Rhein keine Barriere für ihn ist.

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