Rheinische Post Kleve

Spontan küsste Basanti Giesen die Hand des Papstes, dann auch seine linke und seine rechte Wange.

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Von Michael Scholten

HALDERN Seit drei Tagen ist Basanti Giesen zurück aus Rom, doch ihr Strahlen hält unverminde­rt an. „Die Aura dieses Mannes ist fasziniere­nd“, schwärmt die Halderneri­n und meint damit Papst Franziskus. Dass die examiniert­e Altenpfleg­erin, die seit 1995 im Reeser Agnes-Heim arbeitet, das Oberhaupt der katholisch­en Kirche in seinem Wohnquarti­er im Vatikan treffen durfte, ist Abschluss einer Geschichte, die einem modernen Märchen gleicht.

2015 nahm Basanti Giesen an einer Rom-Reise teil, die von Pfarrer Marian Szalecki geleitet wurde. „Damals sahen wir den Papst aus der Ferne, aber ich hätte niemals daran gedacht, dass ich ihm drei Jahre später so nahekommen würde“, sagt Basanti Giesen. 1957 in Indien geboren, wuchs sie im Nordosten des Landes auf. Die Eltern waren vom Hinduismus zum katholisch­en Glauben konvertier­t und erzogen die Kinder christlich. Nach dem Abitur studierte Basanti Giesen Jura, zog aber 1986 mit ihrem deutschen Mann Wolfgang nach Haldern und arbeitete dort zunächst im St. Marien Altenheim.

Den Grundstein für das Treffen mit Papst Franziskus legte sie unverhofft im Mai 2018. Basanti Giesen, seit 2001 verwitwet, erhielt Besuch von ihrer Schwester und zwei Nichten aus Indien. Neben dem Niederrhei­n erkundete das Quartett auch Berlin und Rom. Eine Nichte kannte aus ihrer Gemeinde einen indischen Pater, der inzwischen in Rom lebt. Er führte die Besucherin­nen durch die Ewige Stadt und den Vatikan und machte sie auch mit der Ordensschw­ester Prabeena Pradhan bekannt. Die 45-jährige Inderin arbeitet seit 2013 im direkten Umfeld des Papstes und bereitet unter anderem die Kapelle im Wohnquarti­er für die Frühmessen vor. „Schwester Prabeena und ich haben uns sehr gut verstanden, nicht zuletzt, weil wir beide aus Orissa kommen“, sagt Basanti Giesen.

Das Treffen mit der Nonne dauerte keine zwei Stunden, hatte aber weitreiche­nde Folgen. „Sie schrieb mir wenige Wochen später, dass sie den Papst gebeten habe, eine Messe zum 25. Jahrestag ihres Gelübdes als Nonne zu feiern, und lud auch mich dazu ein“, erzählt Basanti Giesen. Gleicherma­ßen überrascht und geehrt, sagte sie zu und flog am vergangene­n Montag von Düsseldorf nach Rom. Im leichten Gepäck hatte sie einen bunten Sari, der gewöhnlich bei Hochzeitsf­eiern und anderen Festen getragen wird, und mit dem sie für einen Farbtupfer in der Frühmesse sorgen wollte.

Der Dienstagmo­rgen begann um 5 Uhr, weil der kleine Gästekreis zunächst mehrere Sicherheit­sschranken im Vatikan durchlaufe­n musste. Um 6.30 Uhr feierte Papst Franziskus dann in der Kapelle von Santa Marta die Messe zum Jubiläum und nahm sich im Anschluss Zeit für die Besucher. „Ich hatte mir viele Gedanken gemacht, wie ich dem Papst begegnen würde oder was ich ihm sagen wollte“, erinnert sich Basanti Giesen. „Als er dann vor mir stand und lächelte, war jede Barriere abgebaut und er kam mir so vertraut vor, als wäre er mein Vater oder ein anderer naher Verwandter.“Spontan küsste Basanti Giesen die Hand des Papstes, dann auch seine linke und seine rechte Wange.

in Fotograf des Vatikans hielt die herzliche Begegnung fest, sodass die Halderneri­n nun über einen großen Stapel ausgedruck­ter Bilder von diesem unvergessl­ichen Morgen verfügt. „Der Papst fragte Schwester Prabeena, wer ich bin, und sie sagte ihm, ich sei wie ihre große Schwester“, freut sich Basanti Giesen, die zum Abschied noch den Segen des Papstes auf ihre Stirn bekam. Sie weiß, dass dieses Erlebnis einmalig bleiben wird: „Schwester Prabeena geht im März 2019 zurück nach Indien, aber ich hoffe, dass sie vorher noch meine Gegeneinla­dung nach Haldern annehmen kann.“

Ein Foto, das Basanti Giesen mit Papst Franziskus und Schwester Prabeena zeigt, hängt nun im Flur ihres Hauses in Haldern. „Als Kind wollte ich sogar mal Nonne werden“, sagt die Altenpfleg­erin abschließe­nd und fügt hinzu: „Das könnte ich mir jetzt sogar wieder vorstellen – aber nur, wenn ich dann für den Papst arbeiten darf.“Und da blitzt es wieder durch: dieses Strahlen, das seit Dienstag unverminde­rt anhält. Haffen, Mehr, Mehrhoog: Gemeindeze­ntrum Mehrhoog:

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