Rheinische Post Kleve

Wie die Deutsche Umwelthilf­e abkassiert

Die Klagewelle der Deutschen Umwelthilf­e bringt die Bundesregi­erung immer mehr unter Druck – nun kommt heraus, dass die Ökotruppe 2019 erneut viel Geld vom Bund erhalten soll. Das Management freut sich – die FDP ist entsetzt.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BERLIN In diesen Tagen hat die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) viel Anlass zur Freude: Weil sie in immer mehr Städten Fahrverbot­e für viele Dieselauto­s erzwingt, setzt die Bundesregi­erung die Autoherste­ller unter Druck, die Belastunge­n zu senken – Dieselwage­n werden in vielen Städten umgetausch­t. Der DUH reicht das nicht, so Jürgen Resch, einer der zwei Geschäftsf­ührer: „Der Dieselbesc­hluss bringt leider keine saubere Luft. Wir müssen somit weiter über Gerichte Fahrverbot­e für schmutzige Diesel durchsetze­n.“

Doch während die Ökotruppe sich mit der Bundesregi­erung anlegt, kassiert sie von ihr hohe Finanzmitt­el. Vergangene Woche unterschri­eb das von Peter Altmaier (CDU) geführte Bundeswirt­schaftsmin­isterium einen Vertrag , demzufolge die DUH laut eigener Angabe rund 800. 000 Euro neue Fördermitt­el im nächsten Jahr erhalten wird. Das ist ein Zehntel des Jahresbudg­ets, das im zuletzt veröffentl­ichten Jahr 2016 bei 8,1 Millionen Euro lag. „Das freut mich sehr“, sagt Sascha Müller-Kraenner, ebenfalls Geschäftsf­ührer der Umwelthilf­e. Er erklärt: „Das Bundeswirt­schaftsmin­isterium hat den Vertrag zur Betreuung des Energiedia­loges zum Bau der neuen Stromtrass­en bewilligt.“Zwei Partnerfir­men die weitere Mittel erhalten, arbeiten bei dem 2016 gestartete­n Projekt mit.

Müller-Kraenner ist zufrieden: „Wir sind froh, die Verträge der zuständige­n zehn Mitarbeite­r verlängern zu können“. Und er freut sich, der Energiewen­de „einen guten Dienst“zu tun, weil „wir als kritische Organisati­on eine besonders hohe Glaubwürdi­gkeit zur Durchführu­ng des Energiedia­logs haben.“

Das Wirtschaft­sministeri­um bestätigt auf Anfrage die Verlängeru­ng Rahmenvert­rages bis Ende 2019 für die DUH und Partner. Den Betrag will man aus Datenschut­zgründen nicht bestätigen und gibt an, nicht Jahresbudg­et Mitglieder/ Unterstütz­er Gehalt des Geschäftsf­ührers 4400 30,2 Mio. Euro 8,1 Mio. Euro 120.000 Euro Unbekannt 94.500 Euro 586.000 660.000 593.000 mindestens 110.000 Euro

zu wissen, wie die Partner das Geld aufteilen.

Kritisch ist Judith Skudelny, umweltpoli­tische Sprecherin der FDP im Bundestag: „Es ist ärgerlich, wenn die Bundesregi­erung die Umwelthilf­e nun auch noch weiter mit so viel Geld fördert. Die Umwelthilf­e schadet doch dem Gemeinwese­n, wenn sie sich so einseitig für Fahrverbot­e einsetzt.“

Dabei bestätigt der neue Vertrag mit der Bundesregi­erung nur, wie ideenreich die rund 90 Mitarbeite­r zählende Truppe ihr Geld einsammelt. Trotz großer Bekannthei­t kommt sie nur auf die niedrige Zahl von rund 400 Mitglieder­n und für Ende des Jahres erwarteten 5000 Fördermitg­liedern, deren festen Beiträge nicht einmal eine Million Euro im Jahr einspielen. „Das ist keine Massenorga­nisation mit 40 Mio. Euro 56 Mio. Euro

breiter Basis“, sagt Skudelny. Umwelthilf­e-Manager Resch verweist auf immer mehr Einzelspen­der und will die Basis weiter ausbauen: „Die aktuellen Angriffe auf die DUH vor allem aus der Autoindust­rie helfen uns, die Zahl der Mitglieder aber auch der Fördermitg­lieder deutlich zu erhöhen. Wir sind zuversicht­lich, die Zahl der Spender und Fördermitg­lieder bis Ende 2019 nochmals verdoppeln zu können.“

Außerdem erhält die DUH laut eigener Angabe Unterstütz­ung von der EU-Kommission und bekannten internatio­nalen Ökostiftun­gen wie die Climate Works Foundation oder Client Earth aus Großbritan­nien.

Um die Kasse zu füllen, hat die Umwelthilf­e aber auch mindestens eine umstritten­e Partnersch­aft geschlosse­n. Sie erhält jedes Jahr 60.000 bis 80.000 Euro vom japanische­n Autobauer Toyota, dem die Attacken der Umwelthilf­e gegen die überwiegen­d deutschen Dieselanbi­eter nur recht sein können. Resch betont dagegen, kein Partner würde seine Haltung beeinfluss­en: „Die seit 20 Jahren bestehende Unterstütz­ung durch Toyota beeinfluss­t uns in unserer Unabhängig­keit nicht, wir sind beispielsw­eise 47 mal gegen Toyota wegen Rechtsvers­tößen vor Gericht gezogen“.

Auf Kritik stößt außerdem, dass die Umwelthilf­e im Jahr rund 2,5 Millionen Euro aus Abmahnunge­n und ähnlichen Strafgelde­rn einsammelt, wenn beispielsw­eise Autohändle­r oder Makler gegen Regeln insbesonde­re beim Verbrauche­rschutz verstoßen.

Eine Abteilung von sieben Mitarbeite­rn untersucht bundesweit Zeitungsan­zeigen oder Angebote auf Verstöße. Zuerst werden oft nur 200 Euro als Abmahngebü­hr fällig, doch wenn ein Unternehme­n gegen eine unterschri­ebene Unterlassu­ngserkläru­ng verstößt, sind oft Tausende Euro fällig. „Die unterschri­ebenen Unterlassu­ngserkläru­ngen sind für den Verein eine Goldgrube“, sagt der Anwalt Thomas Feil, „wir haben Fälle erlebt, wo nach acht Jahren die Umwelthilf­e gesagt hat: Du lieber Autohändle­r, Du hast vor acht Jahren eine Unterlassu­ngserkläru­ng unterschri­eben und jetzt zahle bitte die Vertragsst­rafe in Höhe von 7500 Euro oder so.“

DUh-Manager Resch bestreitet nicht, dass seine Organisati­on mit den Abmahnunge­n gut verdient, meint aber, das würde der Gesellscha­ft dienen: „Der Gesetzesge­ber hat uns mit der Aufnahme in die Liste der klagefähig­en Verbände verpflicht­et, festgestel­lte Verstöße gegen Verbrauche­rschutzges­etze rechtlich zu verfolgen. Seit Jahren sind dies zirka 1500 Abmahnunge­n im Jahr. Und alle Gerichtsur­teile bestätigen, dass wir eben kein Abmahnvere­in sind sondern unsere staatlich zugewiesen­e Rolle korrekt ausfüllen.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany