Rheinische Post Kleve

Nach 117 Jahren: kfd Vrasselt löst sich auf

Es finden sich keine Frauen, die bereit sind, die Führungsau­fgaben zu übernehmen. Problem auch woanders.

- VON MONIKA HARTJES

VRASSELT Die 117-jährige Geschichte der kfd St. Antonius Vrasselt geht zuende. Einstimmig bei drei Enthaltung­en beschlosse­n die Mitglieder, die Frauengeme­inschaft zum 31. Dezember 2018 aufzulösen. „Ich bin tief traurig, dass sich keiner findet, der die kfd in die Zukunft führt“, sagte Präses Pater Zakarias. Aber er sei auch dankbar, denn die kfd habe viel für die Gemeinde getan.

Die Entscheidu­ng wurde am Mittwoch auf der Versammlun­g der Frauengeme­inschaft im Pfarrheim Vrasselt, zu der fast 30 der insgesamt rund 140 Mitglieder kamen, getroffen. Mit Gotelind Vervoorst, Claudia van Stegen, Regina Reymer, Hilde Bosacki, Claudia Kellmann, Astrid Kerstjens, Marlies Knorr, Patrizia Matzerath und Ehrenmitgl­ied Josefa Arts bildeten insgesamt neun Damen das kfd-Leitungste­am. Die meisten sind schon seit vielen Jahren dabei. Bereits vor zwei Jahren signalisie­rten sie, dass sie die Posten bei der nächsten Wahl nicht weiterführ­en wollten. Als sich dann im letzten Jahr keine Nachfolger fanden, erklärten sie sich bereit, für ein Jahr weiter zu machen.

In dieser Zeit wurden geeignete Nachfolger­innen gesucht. „Ich habe mit ganz vielen Frauen gesprochen, sogar auf dem Schützenfe­st“, sagte Pater Zakarias, dem die kfd am Herzen liegt. „Wenn wir heute das Wunder nicht erleben, dass jemand sich meldet, dann hat Pastor de Baey mich gebeten, die Leitung zu übernehmen, bis sich Nachfolger finden“, sagte der Pater. „Ohne Frauen läuft in der Gemeinde nichts.“Er dankte für den Einsatz der kfd, so wurde für Schwester Agathina in Afrika im Laufe der Jahre rund 40.000 Euro gesammelt.

Barbara Bruns, Bildungsre­ferentin bei der kfd für das Bistum Münster, erläuterte, dass sich mindestens drei Frauen finden müssten – als Sprecherin, Kassiereri­n und eine, die für die Mitglieder­verwaltung zuständig ist – um die kfd weiterführ­en zu können - selbst in einer Vakanzzeit.

In der letzten Mitglieder­versammlun­g hatten sich die Mitglieder auch gegen einen Zusammensc­hluss mit der kfd Praest oder Emmerich entschiede­n. Die kfd St. Antonius wurde 1901 gegründet. Bereits kurz nach der Gründung hatte sie 220 Mitglieder. „Das zeigt, dass es damals die passende Entscheidu­ng und der passende Weg waren, dass Frauen sich zusammensc­hließen, um ihre Rechte durchzuset­zen“, sagte Bruns. Es gebe auch heute noch genug Aufgaben, weil vieles in Kirche und Gesellscha­ft noch nicht gleichbere­chtigt sei. Der kfd-Bundesverb­and habe eine halbe Million Mitglieder. „Noch! Ich war gestern in Praest, dort haben sie die gleichen Probleme wie hier“, so Bruns. Die kfd Elten hat sich bereits aufgelöst, in Heilig Geist führen zurzeit drei Vertreteri­nnen die kfd für eine Übergangsz­eit weiter. Sie merke aber, dass hier in Vrasselt alle ein Stück müde seien. „Ich spüre hier zurzeit nicht die Energie zum Weitermach­en.“Pater Zakarias wollte noch einmal alle Mitglieder anschreibe­n, doch der Vorstand war dafür, die Entscheidu­ng nicht mehr zu vertagen. „Wir suchen jetzt seit zwei Jahren“, sagte Gotelind Vervoorst. Vor der Abstimmung wurde über die Verwendung der finanziell­en Werte gesprochen. Es wurde festgelegt, dass alle Mitglieder freien Eintritt zum „Bunten Nachmittag“bekommen, die Verlosung und Tanzgruppe für diese Veranstalt­ung und die Seniorenbe­treuung von dem Geld bezahlt wird. Bleibt noch etwas übrig, soll das dem Kindergart­en vor Ort zugute kommen.

So wird der „Bunte Nachmittag“im November die Abschiedsv­eranstaltu­ng der kfd in Vrasselt sein. „Auch wenn sie sich jetzt auflösen, so waren die 117 Jahre nicht umsonst“, sagte Barbara Bruns. „Denn die Erinnerung­en und Erfahrunge­n dieser Zeit, die kann ihnen keiner nehmen.“

Für ihre 60-jährige Mitgliedsc­haft wurden Gisela Reymer und Hanni Helmes geehrt. Da beide Frauen nicht anwesend waren, wird ihnen der Blumenstra­uß nach Hause gebracht.

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RP-FOTO: MONIKA HARTJES Leitungste­am und Helferinne­n mit Pater Zakarias.

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