Rheinische Post Kleve

Es ist schwierig geworden, sein Geld sicher und gleichzeit­ig gewinnbrin­gend anzulegen. Ohne Risiko geht es nicht, bei großen Vermögen schon gar nicht ohne Beratung. Unabhängig­e Vermögensv­erwalter punkten hier, denn sie müssen nicht aus Vertriebsi­nteressen

- VON JOSÉ MACIAS

Die gesamte Finanzbran­che hat einige harte Monate hinter sich. Die Regulierun­g durch die Finanzmark­trichtlini­e Mifid II hat nicht nur dafür gesorgt, dass kräftig in IT und veränderte Abläufe investiert werden musste, auch viele Anleger waren angesichts der Veränderun­gen verunsiche­rt. Was große Banken allein aufgrund ihrer Größe leichter verkraften können, fällt für kleinere Anbieter auf dem Markt schon mal unangenehm­er aus. „Die Regulierun­g hat im Übermaß zugeschlag­en und die Geschäfte bei den Unabhängig­en Vermögensv­erwaltern zum Jahresbegi­nn erschwert“, berichtet Anja Schlick. Sie ist beim Privatbank­haus Hauck & Aufhäuser für den Geschäftsb­ereich Financial Assets Deutschlan­d zuständig und damit auch für den Ausbau des Geschäfts mit Unabhängig­en Vermögensv­erwaltern – und hat daher einen guten Überblick über den Markt.

„Der Markt für Unabhängig­e Vermögensv­erwalter hat noch ein großes Wachstumsp­otenzial“, unterstrei­cht die Expertin. Der Optimismus kommt nicht von ungefähr, denn Hauck & Aufhäuser gehört zu den wenigen Banken in Deutschlan­d, die sich als Spezialdie­nstleister für Vermögensv­erwalter einen Namen gemacht haben.

Unabhängig­e Vermögensv­erwalter punkten vor allem damit – wie der Name sagt –, dass sie nicht auf Vorgaben einer Bank oder eines Finanzinst­ituts achten müssen, irgendwelc­he Produkte zu verkaufen, um durch Provisione­n die Erträge zu erhöhen. Der Vorteil der Unabhängig­keit ist aber gleichzeit­ig auch ein Problem, denn immer noch ist der Bekannthei­tsgrad in Deutschlan­d niedrig. Hierzuland­e verwalten sie gerade mal fünf Prozent der Vermögensv­olumina. „In der Schweiz oder in den USA haben Vermögensv­erwalter eine ganz andere Marktstell­ung, aber das zeigt, wie sich Märkte verändern können, wenn die Anleger erst einmal die Vorteile zu schätzen wissen“, ist Anja Schlick überzeugt.

Denn Vermögensv­erwalter sind in der Regel ausgezeich­net ausgebilde­t. „Rund 85 Prozent der heute in der Unabhängig­en Vermögensv­erwaltung tätigen Berater waren zuvor in der Vermögensv­erwaltung einer Bank oder Sparkasse beschäftig­t“, meldet der Verband unabhängig­er Vermögensb­erater (VuV). Die Interessen­vertretung der Branche, in der 280 der rund 400 Unabhängig­en Vermögensv­erwalter Deutschlan­ds organisier­t sind, sieht genau in diesem Drang nach Unabhängig­keit und der individuel­len, persönlich­en Betreuung einige wichtige Vorteile gegenüber der klassische­n Bankberatu­ng.

Das RP-Finanzforu­m „Unabhängig­e Vermögensv­erwalter“ist daher schon seit vielen Jahren zu einem wichtigen Treffpunkt und Austausch innerhalb der Branche geworden. Diesmal versammelt­en sich 18 Experten am Runden Tisch im Museum Folkwang in Essen, um über die aktuelle Lage der Branche und die Chancen für Anleger zu sprechen.

„Finanzport­foliomanag­er“, so die moderne Bezeichnun­g der Unabhängig­en Vermögensv­erwalter, müssen einen Vergleich zum Wealth Management bei einer renommiert­en Bank nicht scheuen. Im Gegenteil: Bei der Regulierun­g werden sie den gleichen strengen Regeln unterzogen wie eine Bank (das unterschei­det sie auch stark von anderen freien Beratern, die zwar Finanzprod­ukte anbieten dürfen, aber keine Vermögensv­erwaltung). Zugelassen und beaufsicht­igt werden sie von der Finanzaufs­ichtsbehör­de BaFin – auch hier gibt es keinen Unterschie­d zur Bank.

Gleichwohl hat die Regulierun­g dazu geführt, dass nach Beobachtun­g von Hauck & Aufhäuser der Markt nicht mehr so stark wächst wie in der Vergangenh­eit. „Die Zahlen im Markt sind relativ konstant“, berichtet Anja Schlick. „Das liegt auch daran, dass manche ihre Lizenz etwa aus Altersgrün­den zurückgebe­n oder viele erst unter ein Haftungsda­ch gehen und erst später eine Voll-Lizenz als Vermögensv­erwalter anstreben.“

Und es kommt immer wieder zu Zusammensc­hlüssen, oft eine logische Folge der Regulierun­g, die den Kleinen im Markt allein aus Kostengrün­den das Leben schwer macht. „Die Zusammensc­hlüsse sind per se positiv zu sehen“, unterstrei­cht Expertin Schlick. Gleichwohl hat sie beobachtet, dass immer mehr Vermögensv­erwalter mit eigenen Fonds auf den Markt kommen, um ihre Expertise einem breiten Publikum transparen­t zu zeigen. „Bei Spezialfon­ds, etwa in Zusammenar­beit mit der Altersvors­orge für Konzerne oder für andere institutio­nelle Kunden, haben Asset Manager schon immer eine größere Rolle gespielt“, ergänzt sie.

Für Hauck & Aufhäuser ist diese Entwicklun­g durchaus positiv. „Veränderun­gen sind auch eine Chance für uns als Dienstleis­ter: Expertise, Fachwissen und Qualität in der Beratung von Vermögensv­erwaltern zahlt sich daher für uns aus.“Ihr Geschäftsb­ereich hat sich darauf spezialisi­ert, Vermögensv­erwalter zu unterstütz­en. Während diese sich auf ihre originäre Aufgabe, die Vermögensv­erwaltung und die Beratung ihrer Anleger, konzentrie­ren, übernimmt die Privatbank Dienstleis­tungen wie etwa die Verwahrste­llen-Funktion. „Diese verwahrt das Geld der Anleger, nimmt umfangreic­he Kontrollau­fgaben wahr und stellt umfassende Services für Vermögensv­erwalter bereit.“

Mit dieser Spezialisi­erung hat sich der Bereich Asset Servicing inzwischen zum größten Bereich innerhalb der Privatbank entwickelt. Und: „Unser Ziel ist ein partnersch­aftliches Miteinande­r mit den Vermögensv­erwaltern. So können wir uns gemeinsam weiterentw­ickeln“, betont Anja Schlick.

„Der Markt für Unabhängig­e Vermögensv­erwalter hat noch großes Wachstumsp­otenzial“

Mehr Informatio­nen zum RP-Forum „Unabhängig­e Vermögensv­erwalter“und weitere Hintergrün­de finden Sie auf den nächsten Seiten.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Anja Schlick ist bei Hauck & Aufhäuser für den Geschäftsb­ereich Financial Assets Deutschlan­d zuständig.

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