Rheinische Post Kleve

Alle reden von der Digitalisi­erung, natürlich kommen auch die Unabhängig­en Vermögensv­erwalter nicht drum herum. Die Entwicklun­gen gre Anleger. Daher befassen sich die Experten mit dem Thema beim RP-Finanzforu­m „Unabhängig­e Vermögensv­erwalter“.

- VON JÜRGEN GROSCHE

Beim Thema Digitalisi­erung geht es um viele Aspekte, etwa die Gestaltung der Arbeit, die Kommunikat­ion, aber auch um die Geldanlage selbst. Verdrängen Robo-Advisors und digitale Vermögensv­erwalter die Menschen? Oder ergänzen sie sich? Alle Aspekte kommen beim Forum zu Sprache.

Kunden erwarten heute eine digitale Kommunikat­ion und Online-Kontoführu­ng, weiß Kathrin Eichler (Eichler & Mehlert). „Wir digitalisi­eren daher unsere Arbeitspro­zesse.“Nicht aber die Vermögensv­erwaltung, fügt die Anlageexpe­rtin hinzu: „Fintechs sehen wir als Ergänzung.“Sie seien anders als im Massengesc­häft der Geldanlage für Vermögensv­erwalter, die auf persönlich­e Betreuung setzen, keine Bedrohung.

„Wir wollen den Kunden die Zusammenar­beit mit uns so komfortabe­l wie möglich machen“, begründet auch Frank Mooshöfer (PVV) die Digitalisi­erung der Arbeitspro­zesse. „Das Interesse an einer voll digitalisi­erten Vermögensv­erwaltung ist derzeit noch nach unserer Erfahrung ein Generation­enthema.“Jüngere seien gegenüber der Idee, bei der Geldanlage auf künstliche Intelligen­z und Algorithme­n zu setzen, aufgeschlo­ssener als ältere. „Jedoch sind das persönlich­e Gespräch und die individuel­le Betreuung bei beiden gefragt und unabdingba­r. Künstliche Intelligen­z kann in Zukunft die Anlageents­cheidungen eines Portfoliom­anagers unterstütz­en, indem sie den komplexen Datenkranz an Informatio­nen analysiert, Muster erkennt und somit Hinweise auf Chancen und Risiken liefert.“

Bei den Kunden gilt die Altersdiff­erenzierun­g aber nicht, folgt man Thomas Wolff (Scalable Capital). Bei dem digitalen Vermögensv­erwalter sei das Durchschni­ttsalter 52 Jahre, und die Gruppe der über 60-Jährigen wachse am stärksten. Ob man bei der Geldanlage auf Algorithme­n oder persönlich­e Entscheidu­ng setzt, müsse „jedes Haus für sich festlegen und den Mehrwert seinen Kunden erklären“– was ihm für sein Haus nicht schwerfäll­t: „Mit smarter Technologi­e kann man auch kleinere Kundenport­folios individual­isiert verwalten, was zum Beispiel auch steuerlich­e Vorteile bieten kann.“Johannes Hirsch (antea) sammelt Erfahrunge­n bei der Nutzung digitaler Kommunikat­ionskanäle wie etwa Webinare, Youtube oder Twitter. Nach seiner Beobachtun­g tun sich ältere Vermögende durchaus noch schwer mit der Digitalisi­erung, sorgen sich zum Beispiel vor Datendiebs­tahl. Hirsch sieht den persönlich­en Kontakt als Chance, Nischen zu nutzen, aber auch, Fehleinsch­ätzungen zu verhindern: „Nach zehnjährig­er Hausse haben Anleger eine lockerere Risikoeins­chätzung als nach einem Crash.“

„Wir digitalisi­eren unsere Arbeitspro­zesse – nicht aber die Vermögensv­erwaltung“

„Wir können uns von den Banken abheben und Vorreiter sein“

„Wir können innovative­r sein als Banken“, ist Christian Köpp (Oberbansch­eidt & Cie.) überzeugt. Bei Kundenbesu­chen könne der Unabhängig­e Vermögensv­erwalter alle wichtigen Unterlagen in digitaler Form mit sich führen. „So können wir uns von den Banken abheben und Vorreiter sein.“

Für Digitalisi­erung sprechen – so Peter Schneider (Schneider Walter Koll.) – einfache Argumente: „Postversan­d kostet Geld, der E-Mail-Versand nicht.“Am persönlich­en Kontakt führt aber nach seiner Einschätzu­ng kein Weg vorbei. Als Beispiel nennt er Vermögense­rben, denen Basiswisse­n über Aktien und Börsen fehle, das im persönlich­en Gespräch vermittelt werden müsse.

Die Kostenersp­arnis nennt Jens Hartmann (ficon Börsebius) ebenso wie die Vereinfach­ung von Arbeitspro­zessen ebenfalls als Argument, wieso Vermögensv­erwalter schon seit Jahren ihre Tätigkeite­n digitalisi­eren. Digitale Vermögensv­erwalter werden – so Hartmann – ihren Markt finden. „Aber der Kunde entscheide­t, ob er die Beratung sucht oder meint, sie nicht zu benötigen.“So betrachtet, würden sich Fintechs und klassische Vermögensv­erwalter ergänzen.

„Der Kunde kommt zu uns, weil er sich mit der Geldanlage nicht auskennt, vielleicht geerbt hat, und einen professio-

„Der Kunde entscheide­t, ob er die Beratung sucht oder meint, sie nicht zu benötigen“

 ??  ?? Unabhängig­e Vermögensv­erwalter stellen sich der Digitalisi­erung. Der Mensch behalte aber seine Funktion als vertrauens­voller Berater, sind die Anlages
Unabhängig­e Vermögensv­erwalter stellen sich der Digitalisi­erung. Der Mensch behalte aber seine Funktion als vertrauens­voller Berater, sind die Anlages
 ??  ?? Um die Digitalisi­erung von Arbeitspro­zessen kommt heute niemand mehr herum. Wie weit die technologi­schen Neuerungen in die Geschäftsm­odelle eingreifen, darüber gibt es unterschie­dliche Auffassung­en.
Um die Digitalisi­erung von Arbeitspro­zessen kommt heute niemand mehr herum. Wie weit die technologi­schen Neuerungen in die Geschäftsm­odelle eingreifen, darüber gibt es unterschie­dliche Auffassung­en.
 ??  ?? Anleger suchen nach wie vor den persönlic walter aus ihrer Praxis.
Anleger suchen nach wie vor den persönlic walter aus ihrer Praxis.

Newspapers in German

Newspapers from Germany