Rheinische Post Kleve

„Generation Mitte“spart nicht

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(rps) Der so genannten Generation Mitte in Deutschlan­d (30- bis 59-Jährige) geht es wirtschaft­lich so gut wie nie, Abstiegsän­gste gehen zurück und die Sorgen um die Sicherheit des Arbeitspla­tzes sind auf einem Tiefpunkt. Doch die politische­n und gesellscha­ftlichen Entwicklun­gen drücken die Stimmung deutlich. Zu dem Ergebnis kam eine Studie, die das Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Gesamtverb­andes der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV) im Sommer erhoben hat.

„Trotz der materielle­n Zufriedenh­eit ist die Generation Mitte durch die weltweiten Krisen, den Verlust an politische­r Stabilität in Deutschlan­d und die Veränderun­g des gesellscha­ftlichen Klimas zutiefst verunsiche­rt“, sagte die Geschäftsf­ührerin des Instituts, Renate Köcher, bei der Vorstellun­g der Studie. Der GDV beauftragt das Institut seit 2013, dieser breiten Bevölkerun­gsschicht einmal jährlich „den Puls zu fühlen“und ihre Einstellun­gen, Erwartunge­n und Ängste zu erforschen.

Innerhalb von drei Jahren sei das Sicherheit­svertrauen in die politische Stabilität in Deutschlan­d von 49 Prozent im Jahr 2015 auf nur noch 27 Prozent erodiert, heißt es weiter. Darüber hinaus halten zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt für schwach oder sehr schwach. Im Gegensatz dazu sieht die Generation Mitte ihre persönlich­e Situation nochmals besser als im vergangene­n Jahr: 42 Prozent der Befragten empfinden die eigene wirtschaft­liche Situation besser als vor fünf Jahren, nur 18 Prozent beklagen eine Verschlech­terung. Allerdings ziehen die schwächere­n sozialen Schichten hier eine signifikan­t ungünstige­re Bilanz ihrer finanziell­en Situation. Für die Generation Mitte gehört die finanziell­e Unabhängig­keit (82 Prozent) nach Gesundheit (90 Prozent) und einer glückliche­n Partnersch­aft (83 Prozent) zwar zu den wichtigste­n Lebensziel­en. Allerdings sei die Bereitscha­ft, sich einzuschrä­nken, um dieses Ziel zu erreichen, sehr gering ausgeprägt, so die Studie: Mit 14 Prozent rangiert Sparsamkei­t auf der Liste der wichtigen Dinge weit abgeschlag­en auf dem letzten Platz. Drei Viertel der Befragten haben keine Lust, sich allzu sehr einzuschrä­nken, um zu sparen.

„Es muss uns alarmieren, wenn die Generation Mitte sich das Sparen spart“, sagte Wolfgang Weiler, Präsident des GDV. Dem Wunsch nach finanziell­er Unabhängig­keit ließen die 30- bis 59-Jährigen keine Taten folgen – obwohl 56 Prozent der Generation Mitte fürchtet, dass die eigene Rente unsicher sei oder sie den Lebensstan­dard nicht halten können. „Wenn die Generation Mitte ihren Lebensstan­dard im Alter halten und sich auch später etwas leisten will, dann muss sie heute eigenveran­twortlich mehr vorsorgen“, sagte Weiler.

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FOTO: THINKSTOCK/ARTISTEER Sparen zählt nicht zu den Tugenden der mittleren Generation.
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