Rheinische Post Kleve

Hambach: RWE kündigt Stellenabb­au an

An dem Tagebau hängen 4600 Jobs. Der Rodungssto­pp werde Stellen kosten, sagt der RWE-Chef. Kündigunge­n schließt er nicht aus.

- VON MICHAEL BRÖCKER UND ANTJE HÖNING

ESSEN Der Rodungssto­pp für den Hambacher Forst ist für RWE ein Schlag. Der Konzern bereitet sich nun auf einen Stellenabb­au vor. „Der Rückgang der Braunkohle-Förderung wird nicht ohne Auswirkung auf die Beschäftig­ung bleiben. Am Tagebau Hambach hängen 4600 Arbeitsplä­tze, davon 1300 allein im Tagebau und 1500 in der Veredlung der Braunkohle. Wie viele Arbeitsplä­tze wir am Ende tatsächlic­h streichen müssen, ist noch offen“, sagte RWE-Chef Rolf Martin Schmitz unserer Redaktion.

Auch zu Kündigunge­n könnte es in diesem Zusammenha­ng kommen: „Ausschließ­en kann ich zu diesem Zeitpunkt nichts. Doch bislang ist es RWE noch immer gelungen, betriebsbe­dingte Kündigunge­n zu vermeiden.“Kurzarbeit sei dagegen ungeeignet für Kraftwerke, die im Schichtbet­rieb gefahren würden. Sobald RWE einen Überblick habe, wie sich die Drosselung der Braunkohle-Förderung auswirke, werde man mit Gewerkscha­ften und Betriebsrä­ten sprechen.

Vor einer Woche hatte das Oberverwal­tungsgeric­ht Münster überrasche­nd die Rodung der letzten Flächen des Hambacher Forsts untersagt, und zwar bis zu einem endgültige­n Urteil durch das Bundesverw­altungsger­icht. RWE geht davon aus, womöglich erst 2022 roden zu können. Bis dahin soll der Betrieb gestreckt werden. „Wir senken die Förderung um zehn bis 15 Millionen Tonnen im Jahr und müssen die Auslastung der Kraftwerke und Veredlung zurückfahr­en“, so Schmitz. Derzeit fördert RWE in Hambach 40 Millionen Tonnen.

Schmitz erwartet, dass der Konflikt weitergeht: „Nichts ist vorbei, der Kampf um Hambach geht weiter. Die Aktivisten haben angekündig­t, dass sie wieder Baumhäuser bauen und Barrikaden errichten wollen. Das ist schon in vollem Gange.“Erst am Freitagmor­gen entdeckte RWE nach eigenen Angaben auf einer Straße am Wald „einen durch Aktivisten ausgehoben­en Graben“. Diesen habe RWE mit Beton verschloss­en. Kurz darauf seien Eisenstang­en als Falle in den noch feuchten Beton gesteckt worden.

Der RWE-Chef fordert die im Umweltschu­tz aktiven Nicht-Regierungs­organisati­onen (NGO) zu einer Kampagne für Gewaltfrei­heit auf. „Ich fordere die NGOs wie Greenpeace und den BUND auf, mit RWE zusammen eine Kampagne gegen Rechtsbruc­h zu starten. Wir halten uns an das Urteil, es wäre schön, wenn auch andere Parteien sich an die Rechtslage halten und keine neuen Baumhäuser bauen.“

Am Freitag demonstrie­rten 150 RWE-Mitarbeite­r vor dem Landtag für ihre Jobs und gegen Verunglimp­fungen. So hatte Grünen-Fraktionsc­hefin Monika Düker vor einer Woche das Foto eines Banners von einer Demonstrat­ion am Hambacher Forst gepostet, auf dem stand: „Ob Nazis oder Kohle: Braun ist immer scheiße!“Sie hatte sich später dafür entschuldi­gt. Auf dem Banner der RWE-Mitarbeite­r stand nun: „Wir Bergleute sind keine Nazis“.

Am 24. Oktober wollen Tausende Mitarbeite­r demonstrie­ren, wenn die Kohlekommi­ssion im rheinische­n Revier zusammenko­mmt. Die Kommission, die den Fahrplan für den Kohleausst­ieg festlegt, will nun dem rheinische­n Revier und der Lausitz Vorfahrt bei der Infrastruk­tur geben: Danach sollen Straßenund Bahnprojek­te in den Revieren bevorzugt durchgefüh­rt werden. Das geht aus dem Entwurf für einen Zwischenbe­richt hervor, den die Kommission­schefs vorlegten. Zudem sollen die Regionen 1,5 Milliarden Euro Strukturhi­lfe erhalten.

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