Rheinische Post Kleve

Aachen und Bonn: Keine Fahrverbot­e

Die Landesregi­erung weist auf mögliche Fehler an den Messstatio­nen hin.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

AACHEN/BONN Die NRW-Landesregi­erung will auch in Aachen und Bonn auf Fahrverbot­e für Dieselauto­s verzichten, obwohl die Belastung der Luft mit Stickstoff­dioxid bisher deutlich über den Grenzwerte­n liegt. Das erklärte die zuständige Bezirksreg­ierung Köln am Freitag. Die Bezirksreg­ierung Düsseldorf hatte bereits für die NRW-Landeshaup­tstadt auf Fahrverbot­e im neuen Luftreinha­lteplan verzichtet.

Einer der Gründe, mit Restriktio­nen gegen Dieselwage­n vorsichtig zu sein, sind Unsicherhe­iten bei den Messungen. So hat eine Prüfung des TÜV Rheinland und des Deutschen Wetterdien­stes ergeben, dass eine städtische Messstatio­n am Aachener Adalbertst­einweg falsch aufgestell­t ist. Sie stehe in „unzulässig­er Nähe zu einer verkehrsre­ichen Kreuzung“und einer Bushaltest­elle, heißt es im Bericht, der unserer Redaktion vorliegt. Es ist also logisch, dass diese Station „überrasche­nd hohe Messwerte“hat, so das Papier. Dagegen erbrachte eine in der gleichen Straße aufgestell­te Messtation des Landesamts für Natur, Umwelt Ferdinand Dudenhöffe­r Autoexpert­e

und Verbrauche­rschutz „deutlich niedrigere Werte“, weil sie korrekt aufgestell­t ist.

NRW-Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU) sieht sich durch das Chaos bei den Messungen in seiner Skepsis gegen Fahrverbot­e bestätigt: „Die Stichprobe zeigt: Die Debatte wird in Teilen auf einer falschen Grundlage geführt. Es ist gut, dass die Prüfung weiter läuft.“

Anders sieht die Deutsche Umwelthilf­e die Lage. Es habe bisher keinen ausreichen­den Rückgang der Emissionen in Aachen gegeben, sagte ihr Anwalt Remo Klinger. Jetzt müsse man die neuen Luftreinha­ltepläne in Bonn und Aachen prüfen, um dann weiter für Fahrverbot­e zu streiten: „Es reicht nicht, saubere Luft erst für das Jahr 2020 oder später vorzusehen“, sagt Klinger. Wenig hält er davon, mögliche Fehler bei einer Messstatio­n überzubewe­rten: „Es geht um die ganze Stadt und nicht einen Messpunkt.“Ingesamt gibt es in Aachen elf Messstelle­n.

Die Europäisch­e Union erlaubt maximal 40 Mikrogramm Stickstoff­dioxid pro Kubikmeter Luft. An der Wilhelmstr­aße in Aachen lag der Wert beispielsw­eise zwischen Januar und September bei 43,2 Mikrogramm. Autoexpert­e Ferdinand Dudenhöffe­r sagt: „Die Debatte um Fahrverbot­e geht weiter. Der Druck auch in NRW nimmt zu.“

„Die Debatte um Fahrverbot­e geht weiter. Der Druck auch in NRW nimmt zu“

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