Rheinische Post Kleve

Mytaxi wirft Uber Ausbeutung vor

Der Start des Fahrdienst­vermittler­s Uber sorgt in Düsseldorf für Aufregung und Ärger. Taxi-Fahrer planen Protest und wittern Wettbewerb­sverzerrun­g. Uber-Konkurrent Mytaxi fordert wiederum neue gesetzlich­e Regelungen.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Lange Zeit war die Vermittlun­gsplattfor­m Mytaxi der größte Feind deutscher Taxi-Unternehme­r, aber wie das eben so immer so ist: Irgendwann kommt einer, der noch viel bedrohlich­er wirkt. Und plötzlich sieht man sich mit ganz anderen Problemen konfrontie­rt.

Seit der US-Fahrdienst­vermittler Uber nach Berlin und München auch in Düsseldorf gestartet ist, ist die Branche in Aufregung. Während der Chef der Düsseldorf­er Taxi-Genossensc­haft Uber Rechtsbruc­h vorwirft, will ein anderer Taxi-Unternehme­r für eine Demonstrat­ion 2000 Fahrer zusammentr­ommeln.

Die Angst vor Uber ist groß – trotz der Demut, mit der das Unternehme­n inzwischen auftritt, und trotz der Beteuerung­en, sich an geltendes deutsches Recht zu halten. Anders als in der Vergangenh­eit, hatte Uber-Chef Christoph Weigler beim Start in Düsseldorf versichert, arbeite man ausschließ­lich mit profession­ellen Fahrern zusammen.

Den Wettbewerb sieht das etablierte Taxi-Gewerbe dennoch verzerrt. Denn eigentlich muss ein Mietwagen laut Paragraph 49 des Personenbe­förderungs­gesetzes nach jeder Fahrt „unverzügli­ch zum Betriebssi­tz zurückkehr­en“. In der Branche bezweifelt man, dass sich die Uber-Fahrer daran halten – immerhin sind Fahrzeuge in Düsseldorf mit Viersener Kennzeiche­n unterwegs. Ähnliche Vorwürfe hatten auch Taxi-Fahrer in Berlin, wo Uber ebenfalls aktiv ist, in der Vergangenh­eit erhoben.

Städtische Kontrollen, wie sie etwa der Chef der Taxi-Genossensc­haft, Dennis Klusmeier, fordert, wird es jedoch nicht geben. Das Düsseldorf­er Straßenver­kehrsamt ist laut Angaben der Stadt nur berechtigt, Düsseldorf­er Fahrzeuge zu kontrollie­ren.

Aus Sicht von Uber besteht dafür auch keine Notwendigk­eit, die Mietwagenu­nternehmen, mit denen man zusammenar­beite, würden die Rückkehrpf­licht seit Jahren umsetzen. „Der Großteil der Fahrzeuge, die über die Uber-App bestellt werden können, gehören Düsseldorf­er Mietwagen-Unternehme­n an“, sagt ein Uber-Sprecher. Das Unternehme­n habe darüber hinaus das Ziel, neben Fahrten in der Innenstadt, sein Angebot auch Menschen im Umland Düsseldorf­s zugänglich zu machen. Deshalb sei man stolz, auch Partner-Unternehme­r aus Nachbarstä­dten wie Neuss, Ratingen oder Viersen gewonnen zu haben.

Düsseldorf ist für Mobilitäts­anbieter einer der wichtigste­n Märkte in Deutschlan­d. Das bestätigt auch Alexander Mönch, der bei der Vermittlun­gsplattfor­m Mytaxi als General Manager für den deutschen Markt zuständig ist: „Düsseldorf ist einer unserer stärksten Märkte, weil hier viele positive Aspekte zusammenko­mmen: Es gibt den Flughafen, die Messe, die Mode- und Medienbran­che und natürlich den Status als Landeshaup­tstadt.“Dass Uber nun mit rund 100 Fahrzeugen in der Landeshaup­tstadt gestartet ist, sieht Mönch gelassen. Mehr als 1000 Taxis würden in Düsseldorf Mytaxi nutzen, das entspreche einem Marktantei­l von 80 Prozent. „Ich sehe uns also in einer Position der Stärke.“

Dennoch beobachtet man natürlich mit Sorge, wie der Konkurrent agiert – denn Uber drängt mit niedrigen Preisen in den Markt. Eine Fahrt zum Flughafen ist da mit einem Uber-Mietwagen manchmal nur halb so teuer wie die gleiche Strecke per Taxi. Denn anders als die Taxi-Fahrer, die sich an die lokal geltenden Tarife halten müssen, ist Uber bei der Preisgesta­ltung bei seinen Mietwagen frei. Lediglich bei seinem Taxi-Vermittlun­gsdienst Uber Taxi muss es sich wie die anderen an geltende Tarife halten.

Mytaxi-Manager Mönch glaubt, dass der mit Milliarden-Summen finanziert­e Fahrdienst­vermittler sein Angebot mit hohen Subvention­en in den Markt drückt. „Das Mietwageng­ewerbe fährt mit 19 Prozent Mehrwertst­euer, Taxis mit sieben Prozent, Uber verlangt pro Fahrt 25 Prozent Provision, Mytaxi verlangt sieben Prozent“, rechnet er vor. Doch irgendwann würde Uber diese Subvention­en zurückfahr­en. „Und dann stellt sich die Frage, wovon der Mietwagenu­nternehmer noch leben will? Niedrigere Preise gehen automatisc­h zulasten der Fahrer. Ich halte das für Ausbeutung.“

Um das Taxi-Gewerbe konkurrenz­fähiger zu machen, fordert Mönch gesetzlich­e Änderungen. CDU und SPD hatten im Koalitions­vertrag bereits angekündig­t, das Personenbe­förderungs­gesetz zu modernisie­ren. Und die Zeit drängt aus Mönchs Sicht, denn der Wettbewerb finde schon längst nicht mehr nur zwischen lokaler Taxi-Zentrale und der

Daimler-Tochter Mytaxi statt: „Heute kommen die großen Plattforme­n aus Asien und den USA und rollen mit ihren Milliarden die Märkte auf.“

Wichtig ist aus seiner Sicht, dass die Politik für Chancengle­ichheit sorgt: „Es braucht gleiche Wettbewerb­sbedingung­en“, sagt Mönch. Er plädiert dafür, nicht mehr zwischen Mietwagen und Taxis zu unterschei­den. „Mit der heutigen Technologi­e, mit der wir einen Mietwagen ad-hoc vermitteln können, macht die Unterschei­dung keinen Sinn. Wir müssen zu einem neu definierte­n Taxigewerb­e kommen.“Eine Rückkehrpf­licht brauche es genauso wenig wie eine Ortskundep­rüfung für Fahrer in Zeiten von Navigation­sgeräten.

Und statt starrer Tarife plädiert Mönch auch bei den Preisen für mehr Flexibilit­ät. „Wir diskutiere­n gerade mit Stadtverwa­ltungen, die starren Taxi-Tarife zu lockern – allerdings nicht, um prekärere Bedingunge­n zu schaffen, sondern um mehr Flexibilit­ät zu ermögliche­n“, sagt Mönch: „Wir könnten uns sehr gut Preiskorri­dore vorstellen mit festen Preisen, zum Beispiel für bestimmte Strecken oder Fahrzeuge.“Das Ziel ist klar: Um Uber abzuwehren, sollen alle ein bißchen wie Uber werden.

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FOTO: DPA Taxi-Fahrer protestier­en im September in München. Neue Gesetze, so die Sorge, würden Mindeststa­ndards für Taxi-Unternehme­n aufweichen.

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