Manipulationsskandal weitet sich aus
29 Personen wurden in Belgien festgenommen. Nun steht auch ein Champions-League-Teilnehmer unter Verdacht.
PARIS/EUPEN (RP/dpa) Betrug um Provisionen und manipulierte Spiele: Der europäische Fußball steckt in einer Krise mit ungewissem Ausmaß. Nach dem 6:1 von Paris Saint-Germain in der Champions League gegen Roter Stern Belgrad gehen französische Ermittler Berichten zufolge einem Verdacht auf Wettbetrug nach. Französische Behörden leiteten Vorermittlungen ein, wie die französische Nachrichtenagentur „AFP“am Freitag unter Berufung auf eine mit dem Fall vertraute Quelle berichtete. Die Sportzeitung „L‘Équipe“hatte darüber berichtet. Die europäische Fußball-Union Uefa teilte mit, sie nehme keine Stellung zu möglichen oder tatsächlichen Ermittlungen, um diese nicht zu beeinträchtigen.
Der französische Meister Paris Saint-Germain (PSG) hatte am 3. Oktober überraschend klar mit 6:1 (4:0) gegen Belgrad gesiegt. „AFP“und „L‘Équipe“zufolge steht nun eine ranghohe Führungsfigur von Roter Stern Belgrad im Fokus der Ermittlungen. Der Mann soll einen Millionenbetrag auf eine Niederlage seines Klubs mit fünf Toren Unterschied gesetzt haben. Der Klub wies die Berichte über die Ermittlungen laut lokalen Medien zurück. Damit kommt der zweite Skandal binnen weniger Tage hoch.
Der belgische Fußball wird seit einer Groß-Razzia am Mittwoch erschüttert, das Ausmaß ist bislang nicht absehbar. Bei der „Operation saubere Hände“(auf Niederländisch: Operatie Propere Handen) haben Ermittler 44 Objekte in Belgien und 14 im Ausland durchsuchen lassen. 29 Personen wurden vorläufig festgenommen, einige zwischenzeitlich aber wieder freigelassen. Führende Figuren des belgischen Erstliga-Fußballs sind in die Affäre verwickelt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Steuerhinterziehung sowie wegen geschobener Spiele. Die Rede ist davon, dass die Verdächtigen eine kriminelle Vereinigung gebildet haben.
Im Zentrum der Affäre stehen zwei Spielervermittler. Zum einen geht es um Mogi Bayat, ein Belgier, dessen Familie aus dem Iran stammt. Der zweite ist der Serbe Dejan Veljkovic. Beide sind als Spielervermittler im internationalen Fußball unterwegs. Ihnen wird vorgeworfen, dass sie betrogen haben, um ihre finanziellen Beteiligungen an den Transfers in die Höhe zu treiben. Der Fall hat womöglich noch eine internationale Dimension: Bayat soll auch auf die Mithilfe von Komplizen unter Vermittlern in anderen Ländern zurückgegriffen haben. Ihm wird zudem vorgeworfen, Karussellgeschäfte mit Luxusuhren im Wert von acht Millionen Euro gemacht zu haben, um den belgischen Fiskus bei der Mehrwertsteuer zu betrügen. Der Trainer von Meister FC Brügge, Ivan Leko, steht im Verdacht, Steuern hinterzogen zu haben und in die Spielmanipulation verwickelt zu sein. Die Klubs Bayat und Velkovic sollen Geschäfte mit KV Mechelen, RC Genk, Sporting Lokeren, FC Brügge und Standard Lüttich gemacht haben. Die Vereine teilten mit, dass sie nichts von den kriminellen Machenschaften gewusst hätten.
Mehrere Erstligaspiele sollen geschoben worden sein. Mit dem Ziel, den Abstieg des FC Mechelen aus der ersten Liga zu verhindern. Auffällig waren Elfmeter-Entscheidungen etwa in einem Spiel zwischen Eupen und Antwerpen. Der „Unparteiische“gab einen Elfmeter zulasten von Eupen, bei dem das angebliche Foul aber außerhalb des Strafraums begangen wurde. Letztlich war das vergeblich, Mechelen stieg ab.
Drahtzieher des Betrugs soll einer der beiden beschuldigten Spielervermittler gewesen sein, der Serbe Velkovic. Er soll dem belgischen Schiedsrichter Sebastien Delferiere einen Rabatt beim Kauf eines Autos angeboten haben. Doch Delferiere verletzte sich und konnte bei dem Spiel nicht auflaufen. Daraufhin kümmerte sich der Serbe um einen Ersatz: Bart Vertenten. Er versprach ihm, für gute Bewertungen durch zwei Journalisten in belgischen Publikationen zu sorgen. Schiedsrichter Delferiere konnte unter Auflagen das Gefängnis verlassen, Vertenten bleibt in Haft. Der belgische Fußballverband teilte am Donnerstag mit, dass er beide lebenslang sperrt.
Bislang deutet nichts auf eine Ausweitung auf Deutschland hin. Spuren gehen nach Frankreich, England und Luxemburg.