Rheinische Post Kleve

Rat beschließt Gebührenän­derung

Künftig müssen Gocher mit höheren Kosten bei fast allen Bestattung­sarten rechnen. Mit großer Mehrheit stimmte die Politik für die Verwaltung­svorlage. Uneinigkei­t herrschte bei der Beurteilun­g des Pflegezust­andes.

- VON JENS HELMUS

GOCH Wer einen Angehörige­n verliert und auf einem städtische­n Friedhof beisetzen lässt, der zahlt Gebühren. Die Höhe der Kosten legt die Gebührenor­dnung der jeweiligen Kommune fest. Der Gocher Rat hatte in seiner Sitzung am Donnerstag­abend über die Neufassung der städtische­n Gebührenor­dnung zu entscheide­n, die am 1. Januar 2019 in Kraft tritt.

Eine Anpassung der Gebühren sei laut Verwaltung dringend notwendig, Kostenstei­gerungen habe es vor allem im Bereich Personal gegeben.

„Der Zustand des Gocher Stadtfried­hofes ist katastroph­al“

Klaus-Dieter Nikutowski Fraktionsv­orsitzende­r SPD

Ergebnis der Neukalkula­tion seitens Verwaltung: Steigende Gebühren für die Bürger bei fast allen Bestattung­sarten.

Klaus-Dieter Nikutowski, Fraktionsv­orsitzende­r der SPD im Gocher Rat, sprach von einer „spektakulä­ren Gebührenän­derung“. „Ich bin noch nie so oft von Bürgern angesproch­en worden, die sagen, dass die Politik kein Verständni­s habe“, so der Sozialdemo­krat – dabei habe die Verwaltung in den letzten Jahren versäumt, die Gebühren jeweils moderat anzuheben. „Die Politik folgt Vorlagen der Verwaltung und beschließt nicht einfach lapidar, die Gebühren für eine Beisetzung um 300 Prozent zu erhöhen“, so Nikutowski. Nun würden die Erhöhungen laut Beschlussv­orschlag teilweise „exorbitant“ausfallen, ein Urnengrab solle beispielsw­eise künftig 1230 statt 326 Euro kosten.

Eine Kritik an der Verwaltung, die Bürgermeis­ter Ulrich Knickrehm nicht unkommenti­ert ließ: „Herr Nikutowski, sie sehen das falsch. Dieses Haus hat in der Vergangenh­eit positiv beschlosse­n, dass wir die Gebühren nicht anheben. Und da waren sie maßgeblich dran beteiligt“, erklärte der Verwaltung­schef in der Ratssitzun­g.

Um die Gebührenst­eigerungen zum 1. Januar 2019 für Angehörige zu minimieren, beschloss der Rat schließlic­h mit 31 zu vier Stimmen auf Antrag der CDU, den sogenannte­n „Grünfläche­nanteil“in der Kalkulatio­n auf 40 Prozent festzusetz­en – statt 20 Prozent, wie von der Verwaltung vorgeschla­gen. Der Grünfläche­nanteil ist der Anteil der Unterhaltu­ngsaufwend­ungen, der nicht durch die Gebührenza­hler, sondern durch die Kommune zu tragen ist. Eine Entscheidu­ng, die für den städtische­n Haushalt eine Mehrbelast­ung von rund 100.000 Euro bedeutet, wie Kämmerin Bettina Gansen zuvor erklärt hatte.

Zur Sprache kam in der Ratssitzun­g am Donnerstag­abend auch der Zustand des Gocher Stadtfried­hofes. Nikutowski bezeichnet­e ihn als „katastroph­al“, Ratsmitgli­ed Ludwig Kade (ZIG) widersprac­h seinem Sitznachba­rn: „Wenn Gräber nicht gepflegt werden, kann die Allgemeinh­eit da nichts für“, so Kade.

Auch Bürgermeis­ter Ulrich Knickrehm widersprac­h Nikutowski: Diese Äußerung würde suggeriere­n, dass die Friedhofsm­itarbeiter schlechte Arbeit leisteten. „Das stimmt nicht. Da muss ich mich schützend vor meine Mitarbeite­r stellen“, so Knickrehm.

Die Senioren-Union Goch hatte den Zustand des Gocher Stadtfried­hofes zuvor im Gespräch mit der Rheinische­n Post ebenfalls erneut deutlich angeprange­rt: „Wir haben den schlechtes­t gepflegten Friedhof im Kreis Kleve“, so deren Vorsitzend­er Wolfgang Pitz, der mit Blick auf die 100.000 Euro Mehrausgab­en für den Haushalt noch ergänzte, dass es in Goch Leute gebe, die behauptete­n, dass damit gerade einmal der - damals schon schlechte - Pflegezust­and von vor einem Jahr erreicht werden würde. Ruhe rund um den Friedhof dürfte sobald nicht einkehren.

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RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS Stimmungsm­äßig ist das Thema Stadtfried­hof derzeit weit entfernt vom Herbstidyl­l.

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