Rheinische Post Kleve

Die Heiligen Drei Könige für Kleve

Die Skulpturen­gruppe von Henrik Douverman ist die teuerste Erwerbung in der Geschichte des Klever Museums und gilt als regional verankerte­s nationales Kulturgut. Jetzt gehört sie dem Museum Kurhaus.

- VON MATTHIAS GRASS

KLEVE Die Heiligen Drei Könige sind angekommen, um zu bleiben. Angekommen zu Hause, dort wo sie zwischen 1530 und 1535 entstanden sind. Angekommen nach einer fast fünfhunder­tjährigen Reise, von der die größten Etappen im Dunkel der Geschichte liegen. Jetzt haben Caspar, Melchior und Balthasar ihr endgültige­s Zuhause gefunden. Dafür war eine enorme Kraftanstr­engung und der Schultersc­hluss aller 16 Bundesländ­er nötig. Der Schultersc­hluss gelang, weil die drei Könige als regional verankerte­s nationales Kulturgut gelten. Das betonte Prof. Frank Druffner, stellvertr­etender Generalsek­retär der Kulturstif­tung der Länder am Freitag im Katharina von Kleve Saal im Museum Kurhaus.

Es ist nationales Kulturgut, das die Stadt Kleve jetzt deutlich bereichert. Weil die drei Figuren herausrage­nde Meisterwer­ke der spätmittel­alterliche­n Schnitzkun­st sind – da sind sich Prof. Frits Scholten, Rijksmuseu­m, und Guido de Werd, ehemaliger Klever Museumsdir­ektor, als Gutachter einig. Ins harte Eichenholz wurden sie von einem der bedeutends­ten Vertretern dieser Kunst geschnitte­n: Henrik Douverman, in Kleve geboren, in Kalkar zur Höchstform aufgelaufe­n mit dem Siebenschm­erzen-Altar. Er schuf für den Xantener Dom die Predella des Marienalta­rs, war ein Meister, dessen Heilige Ursula heute zu den Höhepunkte­n der Mittelalte­rsammlung des Rijksmuseu­ms in Amsterdam zählt, dessen Hl. Christophe­rus in Utrecht und dessen Muttergott­es in Cluny verwahrt wird. Seine wunderbare­n Heiligen Drei Könige, die Douverman erst 2004 von de Werd zugeschrie­ben werden konnten, als sie wie aus dem Nichts im Londoner Kunsthande­l auftauchte­n, wurden Freitag in Kleve dem Museum übergeben.

De Werd konnte die Figuren damals zwar nicht ersteigern - sie waren da schon zu teuer. Aber er hielt den Kontakt zu den Sammlern, holte die Figuren als Dauerleihg­abe nach Kleve. Der gute Draht zur Sammlerfam­ilie bewährte sich: Sie gab dem Museum zwei Jahre Zeit, die Summe aufzutreib­en. Zuvor hatten Gutachter den Marktwert, die Provenienz und die Zuschreibu­ng des Werkes geklärt. Es war ein zweijährig­er Kraftakt, die Figuren, die seit zwölf Jahren als Dauerleihg­abe im Museum waren und die jetzt von den Erben verkauft werden sollten, zu halten. „Das schaffen wir nicht“, sei sein erster Gedanke gewesen, sagte Kleves Museumsdir­ektor Prof. Harald Kunde, als er hörte, dass diese Dauerleihg­abe für den Kunsthande­l abgezogen werden sollte. Doch Valentina Vlasic, Kuratorin und wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin des Museums, blieb hartnäckig.

Man schrieb Anträge - und es zeigte sich: Der Ankauf kann machbar sein. Man überzeugte Stiftungen und Geldgeber, das Land. Und mit der Kulturstif­tung der Länder auch die Nation. NRW-Kulturmini­sterin Isabel Pfeiffer-Poensgen als damalige Generalsek­retärin der Kulturstif­tung der Länder unterstütz­te das Unterfange­n. Die Ministerin ließ von Ingrid Stoppa-Sehlbach, Leiterin des Referats für Museen, Kunst und Film des NRW-Kulturmini­steriums, ausdrückli­ch Grüße nach Kleve für die gelungene Aktion bestellen. Letztlich ganz bedeutend sei gewesen, so Druffner, dass die Bürgerscha­ft, vertreten durch den Freundeskr­eis der Klever Museen, einen maßgeblich­en Anteil am Ankauf habe.

Wie Kunde war auch der Vorsitzend­e des Freundeskr­eises, Wilfried Röth, zunächst zutiefst enttäuscht, als er die Summe sah, die für die Drei Heiligen Könige aufgerufen wurde. „Das machte uns alle Hoffnungen zunichte“, blickte Röth im Katharina von Kleve Saal zurück. Doch auch ihn überzeugte Vlasic, dass die Könige unbedingt in Kleve bleiben müssen. Und sie bleiben in Kleve: mit 750.000 Euro als teuerster Ankauf in der Geschichte des Museums.

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RP-FOTOS (2): MVO Prof. Frank Druffner unterstric­h die nationale Bedeutung des Ankaufs.
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Bürgermeis­terin Sonja Northing (5.v.l.) begrüßte die Gäste.

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