Rheinische Post Kleve

Irland-Streit durchkreuz­t Brexit-Deal

Trotz intensiver Verhandlun­gen bleibt der erhoffte Durchbruch zunächst aus.

- VON MARKUS GRABITZ

BRÜSSEL In den Verhandlun­gen über den EU-Austritt Großbritan­niens konnte nicht wie geplant bis Sonntagabe­nd ein Durchbruch erzielt werden. EU-Verhandlun­gsführer Michel Barnier unterricht­ete darüber am Abend Vertreter der EU-Staaten, wie aus EU-Kreisen verlautete. Zuvor hatte es bereits erste Medienberi­chte über einen angebliche­n Durchbruch bei den Gesprächen gegeben. Wie es weitergeht, blieb zunächst unklar. Am Mittwochab­end wird der Verhandlun­gsstand auf jeden Fall Thema bei einem EU-Gipfel in Brüssel sein.

Am schwierigs­ten ist die Lösung für Irland. Ziel ist, Grenzkontr­ollen zwischen der Republik Irland und der zu Großbritan­nien gehörenden Teil Nordirland zu vermeiden, wenn die 21-monatige Übergangsp­hase nach dem Austritt des Landes aus der EU Anfang 2021 definitiv vorbei ist. Grenzkontr­ollen könnten, so die Befürchtun­g auf beiden Seiten, den Frieden zwischen dem protestant­isch dominierte­n Norden und dem katholisch­en Süden Irlands gefährden.

Zwischen London und Brüssel soll daher eine Auffanglös­ung („back stop“) für Irland gefunden werden. Im Gespräch ist offenbar nun, dass das gesamte Vereinigte Königreich vorübergeh­end noch in der Zollunion bleibt. Bei dieser Lösung wären zumindest keine Zollkontro­llen zwischen Nordirland und der Republik Irland nötig. Brüssel hatte bisher gefordert, die gesamte irische Insel weiterhin im EU-Binnenmark­t und damit auch in der Zollunion zu belassen. London hat sich immer gegen diese Lösung ausgesproc­hen, weil damit Zollkontro­llen zwischen Nordirland und dem Rest des Vereinigte­n Königreich­s nötig würden und so womöglich die Abspaltung Nordirland­s vom Königreich voran getrieben werde.

Offen ist auch, ob das Parlament einen Kompromiss mittragen würde. Die nordirisch­e DUP, die mit der britischen Premiermin­isterin May eine Koalition bildet, hatte bereits am Freitag ausgeschlo­ssen, dass das gesamte Vereinigte Königreich zumindest vorübergeh­end in der Zollunion bleiben könnte.

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