Rheinische Post Kleve

Ceconomy feuert Vorstandsc­hef nach Gewinnabst­urz

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Um markige Sprüche war man im Metro-Reich noch nie verlegen: „Wir haben eine hervorrage­nde Startposit­ion. Unsere besten Jahre kommen noch“, hatte Pieter Haas 2016 zur Aufspaltun­g des Konzerns in die Elektronik­märkte (Ceconomy) und den Großhandel (Metro) getönt. Für Haas, der erster Chef von Ceconomy wurde, kommt jetzt nichts mehr: Der Niederländ­er muss mit sofortiger Wirkung gehen. Nur wenige Tage zuvor hatte der 55-Jährige eine zweite Gewinnwarn­ung binnen kurzer Zeit verkündet und damit einen Absturz der Ceconomy-Aktie ausgelöst. Ceconomy ist die Holding hinter den Elektronik­märkten Mediamarkt und Saturn.

Das Kontrollgr­emium teilte nach einer außerorden­tlichen Sitzung in der Nacht zu Samstag mit: „Der Aufsichtsr­at und Pieter Haas haben im gegenseiti­gem Einvernehm­en beschlosse­n, sich mit sofortiger Wirkung zu trennen.“Trennung mit sofortiger Wirkung und ohne Präsentati­on eines Nachfolger­s bedeutet: im Streit. Vorübergeh­end übernehmen nun Finanzvors­tand Mark Frese und Vorstand Dieter Haag Molkentell­er die Aufgaben von Haas. Doch auch die Tages des Finanzchef­s sind gezählt: Sobald der Aufsichtsr­at einen Nachfolger für Frese gefunden hat, nimmt der 54-Jährige seinen Hut.

„Angesichts der jüngsten Entwicklun­gen besteht zwischen allen Beteiligte­n Einigkeit, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für eine personelle Neuaufstel­lung ist. Wir sind fest davon überzeugt, dass es Ceconomy nur so gelingen wird, verloren gegangenes Vertrauen am Kapitalmar­kt wiederherz­ustellen“, erklärte Jürgen Fitschen, Chef des Ceconomy-Aufsichtsr­ats.

Seit September hat Ceconomy zweimal die Prognose für 2017/18 gesenkt. Am Dienstag erklärte der Konzern, der Gewinn sei von 494 auf 400 Millionen Euro gesunken. Als Ursache hatte Haas zuvor das schwache Deutschlan­d-Geschäft und das warme Sommerwett­er genannt. Bei Hitze dächten Verbrauche­r nicht ans Einkaufen. Solche Ausreden ließen weder Anleger noch Aufsichtsr­at gelten. Der Kurs brach am Dienstag um 20 Prozent ein. „Was für ein Desaster“, hatte ein Börsenhänd­ler gesagt. Der Ceconomy-Kurs hat sich binnen eines Jahres mehr als halbiert, die Aktie ist nur noch 4,65 Euro wert. Erst vor kurzem war das Unternehme­n wegen des Wertverlus­tes vom M-Dax in den S-Dax abgestiege­n.

Damit steht auch die Strategie von Metro-Chef Olaf Koch vor dem Scheitern. Der hatte versproche­n, die Aufspaltun­g bedeute für Metro und Ceconomy mehr Wachstum und höhere Kurse. Beide Verspreche­n konnte er bisher nicht einlösen. Kein Wunder, dass Großaktion­är Haniel die Lust verliert.

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FOTO: DPA Der Niederländ­er Pieter Haas war der erste Chef von Ceconomy.

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