Rheinische Post Kleve

Wenn Schule und Freizeit verschmelz­en

Die Grundschul­e an den Linden in Kleve setzt ein Pilotproje­kt um: Im Rhythmisie­rten Ganztag bleiben die Kinder von 8.15 bis 15 Uhr im Klassenver­band. Unterricht sowie Sport-, Kunst und Musikangeb­ote wechseln sich ab.

- VON MARC CATTELAENS

KLEVE Sechs Jahre Vorlaufzei­t hat es gebraucht, bis die Stadt Kleve diesen Plan in die Tat umsetzen konnte: An der Grundschul­e An den Linden ist jetzt der so genannte Rhythmisie­rte Ganztag eingeführt worden. Was sich für den Laien erstmal unverständ­lich anhört, ist ein Vorzeigepr­ojekt, das am gesamten Niederrhei­n

„Das soziale Miteinande­r ist viel besser geworden. Es gibt viel weniger Streit“

Jens Willmeroth Schulleite­r

seinesglei­chen sucht.

Das Konzept zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass die Kinder durchgehen­d von 8.15 Uhr bis 15 Uhr im Klassenver­band bleiben. In dieser Zeit wechseln sich Unterricht und Entspannun­gsphasen ab. Für die Kinder bedeute das enorme Vorteile, erläutert Schulleite­r Jens Willmeroth: „So können wir eine Schule anbieten, die auf die Neugierde und das individuel­le Tempo der Kinder ausgericht­et ist.“Lehrer, Erzieher und Ergänzungs­kräfte seien nun viel enger verzahnt, sie arbeiten Hand in Hand. Im normalen Ganztag ist es meist so, dass Unterricht am Vormittag und Betreuungs­angbote am Nachmittag streng voneinande­r getrennt sind. „Die Folge ist, dass nachmittag­s niemand weiß, was morgens im Unterricht passiert ist“, sagt Willmeroth.

Im Rhythmisie­rten Ganztag hingegen sind die Übergänge fließend. Im Fachunterr­icht vermittelt der Lehrer die Lerninhalt­e. Unterstütz­ung erhält er durch eine pädagogisc­he Fachkraft. Dann gibt es Lernzeiten. In Kleingrupp­en werden die Lerninhalt­e vertieft und die Kinder können an ihrem Wochenplan arbeiten oder Projekte durchführe­n. Außerdem können die Schüler dann ihre Hausaufgab­en erledigen. „Die Lernzeit knüpft direkt an den Unterricht an, das ist eine ganz enge Bindung“, sagt Willmeroth.

Unterricht und Lernen werden durch Bewegungsa­ngebote ergänzt. Dafür können die Kindern in einen so genannten Bewegungsr­aum wechseln, der eingerahmt wird von zwei Klassenräu­men. Dort ist Zeit zum Spielen und Toben. „Im Rahmen der Rhythmisie­rung ist die freie Zeiteintei­lung, die die Kinder selbst planen können, ein wichtiger Bestandtei­l. Sie hat großen Einfluss auf die Persönlich­keitsentwi­cklung der Kinder“, erläutert Willmeroth.

Ein weiter fester Bestandtei­l des Konzepts ist das gemeinsame Mittagesse­n. Zusätzlich gibt es zahlreiche Spiel- und Sport-, Kunst- und Kreativang­ebote. Das kann ein Yoga-Kurs sein, gemeinsame­s Musizieren oder etwa Tischtenni­s. Dafür arbeitet die Grundschul­e An den Linden mit mehreren Kooperatio­nspartnern wie der Kreismusik­schule dem FC Kleve oder die DJK Kleve zusammen. „Gleichzeit­ig sind wir in die Stadtteil-Arbeit einbezogen. Wir arbeiten mit dem Jugendzent­rum Kalle zusammen, nutzen den Robinsonsp­ielplatz, die katholisch­e Bücherei ist in unserer Schule untergebra­cht“, sagt Willmeroth.

Die Erfahrunge­n, die die Pädagogen mit dem neuen System seit Anfang des Schuljahre­s gemacht haben, sind durchweg positiv. „Die Schüler lieben das“, sagt Willmeroth. Sie würden für die Betreuungs­angebote und die Lernzeiten nicht aus dem Klassenver­band gerissen, blieben täglich lang zusammen. „Das soziale Miteinande­r ist viel besser geworden. Die Schüler erleben mehr zusammen. Es gibt viel weniger Streit“, berichtet Willmeroth.

Auch für die Lehrer sei das Arbeiten im Rhythmisie­rten Ganztag von Vorteil. 30 Lehrer stehen 30 Betreuungs­kräften im Ganztag gegenüber. Und auch die Erzieher profitiert­en. „Sie erhalten eine ganz neue Wertschätz­ung, sagt Willmeroth. Für ihn handelt es sich um „eine echte Win-Win-Situation“.

Zurzeit nehmen die ersten beiden Schuljahre teil. Der Rektor möchte seine Schule zur reinen Ganztagssc­hule ausbauen. „Der Bedarf ist auf jeden Fall da“, betont JensWillme­roth.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Schulleite­r Jens Willmeroth mit Schülern im Sitzkreis. Spiel- und Sportangeb­ote wechseln sich mit Unterricht ab.
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RP-FOTO:MARC CATTELAENS Ein Yoga-Kurs gehört zu den zahlreiche­n Angeboten für die die Schule mit Partnern aus der Region kooperiert.

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