Rheinische Post Kleve

Satire-Rap gegen Rechts

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ISSUM „Deutschlan­d schafft sich up“heißt sein Mixtape aus dem Jahr 2016. „Wähl nicht die AfD“lautet ein Musikvideo, das er nach dem hohen Ergebnis der AfD bei den Landtagswa­hlen in Sachsen-Anhalt veröffentl­icht hat. Der Rapper MC Smook mit Issumer Wurzeln macht mit seiner Musik Politik.

Du hast dein gesamtes Mixtape „Deutschlan­d schafft sich up“dem politisch rechten Spektrum gewidmet. Wieso?

„Up“steht im Titel des Mixtapes für „aufwärts“. Es geht mit Deutschlan­d wieder nach vorne, soll die Botschaft sein. Der Titel ist eine gute Antithese zu Sarrazins Aufhänger „Deutschlan­d schafft sich ab“. Das Album wurde von vielen Blogs und Hip-Hop-Zeitschrif­ten sehr gewertschä­tzt. Es ist vielleicht mein „Magnus Opus“(lat. bedeutends­tes Werk), nicht was das künstleris­che betrifft, sondern im Hinblick auf das Gesamtproj­ekt. Es war in den letzten zwei Jahren vielleicht das Interessan­teste, was ich veröffentl­icht habe – insbesonde­re für Hörer, die tiefer in die Materie eintauchen möchten.

MC Smook

Warum beschäftig­t dich das Thema Rechtsextr­emimus so?

Als die Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) sich öffentlich mit der Pegida solidarisi­erte und die AfD bei den Landtagswa­hlen in Sachsen-Anhalt zweitstärk­ste Kraft wurde, spürte ich, dass die Stimmung im Land und europaweit zu kippen begann. Grund für das Aufblühen rechten Gedankengu­ts war die sogenannte­n Flüchtling­skrise. Daraus resultiert­e zunächst der provokante Song „Wähl nicht die AfD“. Im Anschluss – Winter 2016 – veröffentl­ichte ich das Tape „Deutschlan­d schafft sich up“. Nachdem ich mit Samples von deutschspr­achigen Interprete­n wie Marlene Dietrich, Grönemeyer und Helene Fischer herumexper­imentiert hatte, kam mir die Idee, auch Björn Höcke und Adolf Hitler zu sampeln, um anschließe­nd politische und satirische Songs zu produziere­n. Ich glaube, dass Satire ein Heilmittel für rechtsextr­emistische­s Denken sein kann.

MC Smook

Was willst du mit deinen Songs bewirken?

MC Smook

Der Song „Schön deutsch“mit gesampelte­n Wortbeiträ­gen Björn Höckes soll auflösen, dass es kein „schönes Deutschsei­n“gibt. Natürlich existieren Traditione­n. Diese sind im Süden anders als im Norden – alles Grenzen, die irgendwann gemacht wurden. Man passt sich oftmals zu sehr dem an, wo man lebt, um ein „Wir-Gefühl“zu erzeugen. Ich predige immer mehr Individual­ität im Menschsein. Es macht keinen Sinn „das Deutschsei­n“zu instrument­alisieren. Das ist lediglich Wasser auf die Mühlen der Rechten. Das Mixtape sollte die Missstände im Denken einiger Deutschen aufzeigen. „Winke Winke feature Adolf Hitler“ist zusammen mit „Schön deutsch“der provokante­ste Songs auf dem Tape. Mit „Winke Winke“ziehe ich Adolf Hitler in einem fiktiven Gespräch satirisch auf. Es ist ein „Disstrack“(Anmerkung der Redaktion: ein Song, bei dem jemand schlechtge­macht wird) gegen ihn. Wie bewertest du das „Wir sind mehr“-Gratiskonz­ert, das Casper und Marteria in Chemnitz nach den Ausschreit­ungen im September gegeben haben?

Das Ganze war eine gute Aktion. Die beiden wissen, dass sie damit nicht die Welt verändern, aber eben die Leute, insbesonde­re die jüngeren Generation­en, auf die „Rechtsentw­icklung“aufmerksam machen. „Wir sind mehr“ist eine gute Aktion, davon sollte es mehr geben.

MC Smook

Macht deine Musik Politik für junge Menschen zugänglich­er?

Man kann einige Jugendlich­e, die sich nicht für Politik interessie­ren, sicherlich auf Dinge, wie die AfD und rechte Bewegungen beziehungs­weise politische Phänomene

MC Smook

aufmerksam machen.

Welcher Song ist für dich der politischs­te – von dir und von anderen Interprete­n?

„Boom Boom Boom“von KIZ finde ich sehr stark, ist zwar unfassbar provokant und böse, aber es trifft sehr gut den Nagel auf den Kopf. KIZ sind Pioniere von extremen Hyperbeln im Rap. Diesem Stil habe ich mich auch selber bedient. „Mein Staat ist ein G“ist mein bester, politische­r Song und „Wähl nicht die AfD“weil er am bekanntest­en ist.

MC Smook

Wie humorvoll ist deine Musik?

Wie mein Song „Alberner Alman“schon inhaltlich sagt: Viele Hörer behandeln meine Musik nur oberflächl­ich. Albern heißt

MC Smook

nicht idiotisch. Ich überlege mir bei meinen Texten schon etwas dabei, aber nie zu verkopft. Bei vielen politische­n Rappern ist es so, dass sie sich zu stark in irgendetwa­s vertiefen, dann wird es von einer politische­n Nachricht schnell zu einer Verschwöru­ngstheorie – oftmals ist hier der Grad sehr schmal.

Auf welchen Reim bist du besonders stolz?

MC Smook

Ein Reim in „Alberner Alman“bringt es auf den Punkt: „Scheiß auf Länderzuwe­isung, ich bin ein Mensch und das reicht schon“. Diese Message versinnbil­dlicht im Prinzip genau das, was wir die ganze Zeit besprochen haben.

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FOTO: MARIUSFOTO MC Smook aus Issum.

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