Rheinische Post Kleve

Drache Gordo macht den Kurpark bunt

Bei strahlende­m Sonnensche­in und mit mehr als 250 kleinen und großen Gästen wurde am Sonntag „Gordo“, der Drache aus bunten Mosaik-Steinchen hinter der Kriemhildm­ühle, enthüllt, getauft und beklettert.

- VON HEIDRUN JASPER

KREIS KLEVE Ein Windstoß, und Gordo stand am Sonntag im Kurpark Nordwall zur Hälfte unbedeckt da. Wobei der ein oder andere mit Sicherheit schon Tage vorher mal unter die grüne Plane geschaut hatte, um zu sehen, wie er denn nun aussieht, der 12 Meter lange, vier Meter breite und 2,30 Meter hohe Kletter-Drache mit dem sechs Meter langen Schwanz, den die Künstlerin Nicole Peters mit fast 400 kleinen und großen Helfern geschaffen hat.

„Eine soziale Skulptur“, wie Bürgermeis­ter Thomas Görtz am Sonntag bei der feierliche­n Enthüllung und Einweihung einer Figur in Anlehnung an ein Zitat von Joseph Beuys feststellt­e. Sichtlich stolz und bewegt nahm Nicole Peters an der Einweihung teil, mit Krücken, weil sie nach einer Operation erst am Samstag aus dem Krankenhau­s gekommen war. „Es ist Ihr Baby, das hier gewachsen ist, und es war nicht einfach, gemeinsam dieses Baby dann doch noch auf die Welt zu bekommen“, so Görtz über ein Projekt, dessen Entstehung geprägt war „durch ein friedliche­s Miteinande­r von Menschen zwischen sechs und 70 Jahren“. Mit Gordo habe man in Xanten „ein neues Drachenkap­itel aufgeschla­gen“.

198 Menschen hatten ab dem 11. Juni Nicole Peters dabei geholfen, die Styropor-Unterkonst­ruktion des Drachens mit Beton zu modelliere­n und an die 100.000 verschiede­nfarbige Mosaikstei­nchen in seine Drachenhau­t zu setzen und zu verfugen. Und es herrschte eine andächtige Stille im Kurpark Nordwall, als nacheinand­er einige von ihnen gestern Mittag zum Mikrofon griffen, Gordo (spanisch für „Dicker“) Attribute gaben wie „Gordo ist geduldig“, „Gordo ist standhaft“, bunt, unglaublic­h, atemberaub­end, kinderlieb, dann die Plastikfol­ie immer weiter nach oben schoben und auf einen der Drachenhöc­ker kletterten. „Gordo ist mein dicker, starker Freund. Er hat ein gutes Herz, hat immer einen Platz für uns,“sagte ein kleiner Junge, der an dem Drachen mit gebaut hatte.

Auch Valentina Vlasic, Kunsthisto­rikerin am Museum Kurhaus Kleve, machte es sich auf dem untersten Höcker des Drachens bequem und erzählte den vielen Gästen mehr über den Drachen-Mythos. Er sei ein sagenumwob­enes Fabelwesen. Ein schlangena­rtiges Mischwesen, in dem sich verschiede­ne Tiere wie Vögel und Raubwesen auf unterschie­dliche Weise verbinden. Langer Schwanz, geschuppt, feuriger Schlund, gelbe Augen, giftiger Atem: Der Drache stehe für Männlichke­it und Fruchtbark­eit, sei Synonym für Stärke, Unabhängig­keit und den nie versiegend­en menschlich­en Traum vom Fliegen.

Gemeinscha­ftlich eine bespielbar­e Drachensku­lptur schaffen, das war der Auftrag der Stadt an die Künstlerin und Kunstthera­peutin Nicole Peters, 1973 in Kranenburg geboren und seit 2015 Lehrbeauft­ragte für künstleris­che Bildung im Studiengan­g Kindheitsp­ädagogik an der Hochschule Rhein-Waal. Es ist ihr gelungen.

„Bleibt der hier für immer?“, fragte ein kleines Mädchen auf den Schultern der Großmutter. Ja, bleibt er, und hoffentlic­h, ohne Schaden zu nehmen.

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RP-FOTO: ARMIN FISCHER Am Sonntag wurde Gordo eingeweiht und gleich bespielt. Rund 200 Menschen haben bei seiner Entstehung geholfen.

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