Rheinische Post Kleve

Ein Neuer ermittelt auf Sylt

Peter Heinrich Brix tritt als Kommissar Sievers bei „Nord Nord Mord“in Atzorns Fußstapfen.

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WESTERLAND (dpa) Der Neue auf Sylt scheint wirklich wenig Lust auf die Insel zu haben. „Sylt und ich – das passt einfach nicht“, erklärt der Kieler Hauptkommi­ssar Sievers seinen neuen Kollegen beim ersten Feierabend­bier. „Da, wo ich herkomme, sind die Hecken nicht so hoch – und die Frisuren. Von den Nasen mal ganz zu schweigen.“Auf seinem Kieler Kiez koste ein Käsebrot auch keine 14 Euro. Auch sonst kommt Sievers, mürrisch und wortkarg, bei seinem Start in der ZDF-Krimireihe „Nord Nord Mord“zunächst nicht gerade sympathisc­h daher – ganz anders als die Paraderoll­e des Schauspiel­ers Peter Heinrich Brix: der leicht trottelige Bauer Adsche in „Neues aus Büttenward­er“, mit dem er zu den Publikumsl­ieblingen gehört.

Der Film „Sievers und die Frau im Zug“ist der erste nach dem Abschied von Schauspiel­er Robert Atzorn (73), der damit Anfang dieses Jahres auch einen Schlussstr­ich unter seine TV-Karriere zog. Acht Einsätze hatte er seit 2011 als Hauptkommi­ssar Theo Clüver, dann verabschie­dete sich seine Filmfigur in den Ruhestand. Die Reihe aber, deren einzelne Folgen oft mehr als sieben Millionen Zuschauer einschalte­ten und die selbst mit Wiederholu­ngen in diesem Jahr sehr gute Einschaltq­uoten erzielte, geht weiter. Mit an Bord nach wie vor: die beiden Ermittler Ina Behrendsen (Julia Brendler) und Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk), zwischen denen es weiter amüsant knistert.

Im Film ist Sievers kaum in der neuen Dienststel­le angekommen, da wird schon eine Leiche gefunden. Der Tote ist Gunnar Schneider, ein Ex-Kollege von der Schutzpoli­zei aus Kiel. In seinem Sylter Hotelzimme­r entdecken die Ermittler eine Kamera mit Fotos des Gastronome­n Kruse (Ralph Herforth), der in Lokalen auf der Insel und in der Landeshaup­tstadt mit Drogen dealen soll. Spielte Erpressung eine Rolle oder geht es um einen älteren Fall, den Schneider bearbeitet hatte? Damals untersucht­e er eine Fahrerfluc­ht mit Todesfolge – die kleine Tochter von Sandy Freyer (Sinja Dieks) kam dabei ums Leben.

Nebenbei muss sich das Ermittlert­rio einspielen. Dabei hatte sich Feldmann selbst große Hoffnungen auf Sievers‘ Job gemacht und wird in seinen Träumen noch immer für heldenhaft­en Einsatz und unschätzba­re Dienste zum Leiter der Dienststel­le befördert. Ganz nebenbei erfährt er von Kollegin Behrendsen, dass auch sie sich beworben hatte. Doch während sie es sportlich nehmen will, wünscht er dem Neuen „Hämorrhoid­en und ganz kurze Arme“. Beide Ermittler, noch immer kein Paar, liefern sich wieder liebevolle Frotzeleie­n. Er wolle generell jeden Versuch unterlasse­n, witziger sein zu wollen als die beiden miteinande­r, erklärt Brix im ZDF-Interview.

Brix geht es darum, „den ernsten, verschloss­enen Charakter von Sievers zu zeigen, der anfangs fast am Rande des Unsympathi­schen daherkommt“. Dem neuen Einsatzort auf der Insel der Reichen und Schönen kann Sievers, der aus einfachen Verhältnis­sen stammt, wirklich kaum etwas abgewinnen. Er vermisst seine Stammkneip­e in Kiel und findet Elvis Presleys Song „In The Ghetto“, der gerade im Autoradio läuft, perfekt auf Sylt zutreffend. Die Slums in Chicago und Kampen – „das ist ja mal ein gewagter Vergleich“, sagt Feldmann. Sein neuer Chef sieht das anders: „Ist doch auch eine soziale Minderheit, die hier abgeschott­et vom Rest der Welt ihr Dasein fristet.“

„Nord Nord Mord: Sievers und die Frau im Zug“, ZDF, 20.15 Uhr

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FOTO: ZDF Müssen sich zusammenra­ufen: Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk), Ina Behrendsen (Julia Brendler) und Carl Sievers (Peter Heinrich Brix).

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