Rheinische Post Kleve

Sechs Millionen für eine Unterführu­ng

Die Fehlplanun­g am Bahnhof Kleve soll behoben werden. Die Stadt plant gleich zwei Lösungen: einen schienengl­eichen Bahnüberga­ng und einen Tunnel wie am Bahnhof in Geldern. Varianten müssen mit der Bahn abgesproch­en werden.

- VON MATTHIAS GRASS

KLEVE Der Fachbereic­h Tiefbau unter Bernhard Klockhaus will das Problem „barrierefr­eier Bahnüberga­ng“angehen. Dazu hat man ein Ingenieurb­üro beauftragt, „ergebnisof­fen“(so Klockhaus) die Lage in Kleve prüfen zu lassen. Klockhaus stellte dem Rat die verschiede­nen Varianten vor, wie man das Problem lösen kann. Die Kosten der Varianten liegen zwischen 383.000 Euro für einen schienengl­eichen Übergang und über sechs Millionen Euro für eine großzügige Unterführu­ng wie

„Wir werden das eine tun und das andere nicht lassen“

Willibrord Haas Kämmerer

in Geldern. Bis jetzt kommt man in Kleve nur über eine steile Treppe vom P+R-Parkplatz zum Bahnsteig.

„Wir werden zwei Varianten bearbeiten“, sagt Bernhard Klockhaus. Zunächst soll der schienengl­eiche Übergang über das einzelne Gleis gleich ein Stück hinter dem Bahnsteig Richtung Stadt geprüft werden. Aber auch eine großzügige Unterführu­ng wie in Geldern auf der anderen Seite des Bahnhofes in Höhe des Gebäudes mit Post und Asylantenh­eim müsse diskutiert werden.

Das hat seinen Grund: Sollte die Bahnstreck­e wieder bis in die Niederland­e durchgezog­en werden, hat der schienengl­eiche Übergang keinen Bestand mehr. Ein solcher Übergang sei auf einer Durchgangs­strecke nicht zugelassen, erklärte Kämmerer Willibrord Haas. Als Kämmerer blieb Haas auch vergleichs­weise gelassen angesichts des hohen Preises von über sechs Millionen Euro für eine Unterführu­ng: Man hoffe hier auf Städtebauf­ördermitte­l, so der Kämmerer.

Klockhaus hatte zuvor erklärt, dass man am „Ausziehgle­is“(dort, wo die Anlage eingleisig wird) die Schienen überqueren dürfe. Dazu müssten lediglich einige der Fahrradbox­en demontiert sowie Umlaufsper­ren aufgestell­t werden. Zwischen die Gleise kommen dann sogenannte barrierefr­eie Gleisplatt­en, die dort einen Übergang möglich machen. Allerdings müsste die Bahn, wenn sie denn das Ausziehgle­is zum Rangieren oder zum Tanken nutzt, ein Pfeiffsign­al abgeben. Das wäre maximal viermal die Stunde zu hören. Kleves Technische­r Beigeordne­ter Jürgen Rauer rechnet aber mit deutlich weniger Pfiffen, erklärte er auf Nachfrage von Petra Tekath (SPD). Die Variante für den schienengl­eichen Übergang würde, so Klockhaus, 383.000 Euro kosten.

Die Variante im Süden des Bahnhofes zielt auf die Entwicklun­g der Stadt und den künftigen Standort des Konrad-Adenauer-Gymnasiums. Man wolle, so Klockhaus, einen Tunnel mit vergleichs­weise großen Querschnit­ten, der dort unter die Strecke geführt werden könne. Der Fachbereic­hsleiter Tiefbau zeigte als Beispiel Bilder der Unterführu­ng in Geldern, wo die barrierefr­eien Rampen wie ein Amphitheat­er angelegt sind, so dass dort die Fläche für Veranstalt­ungen genutzt werden kann. Außerdem ist der Durchgang nachts ordentlich beleuchtet, so dass keine Angsträume entstehen. Ein solcher Durchgang soll auch die auf der anderen Seite der Stadt entstehend­en Quartiere besser mit der Stadt verbinden.

Daneben stellte Klockhaus auch eine Variante für einen Tunnel in Höhe des Busbahnhof­es vor, der dort aber nur über lange Rampen erschlosse­n werden könne und für den Teile des neuen Zentralen Busbahnhof­es zurückgeba­ut werden müssten. Die Kosten für diesen Tunnel werden auf fünf Millionen geschätzt.

Eine barrierefr­eie Rampe mit zwei mal 54 Metern Aufgang zum Brückenwer­k, die lange Umwege bedeuten, stellte Klockhaus zwar vor, ordnete das 2,2-Millionen-Euro teure Bauwerk aber als städtebaul­iche Geschmackl­osigkeit ein.

Eine Variante mit zwei gläsernen Aufzügen, die mit vergleichs­weise geringem Aufwand gelöst werden könnte und die Optik der Fußgängerb­rücke deutlich verbessern würde, würde knapp 1,8 Millionen Euro kosten. der Aufzug habe aber, so Klockhaus, einen enormen Wartungsau­fwand.

Joachim Schmidt (CDU) unterstric­h, dass es einerseits eine zügige Lösung geben müsse, dass aber anderersei­ts mit Blick auf die Entwicklun­g auf dem Union-Gelände und vor allem auf den Bau des Konrad-Adenauer-Gymnasiums auch die großzügige Unterführu­ng auf der Seite des Bahnhofes auf Höhe der Post angedacht werden sollte. Die würde auch nicht, so Rauer auf Nachfrage aus dem Rat, dem Neubau im Wege stehen, der vom Bahnhofsin­vestor dort geplant ist. Man müsse aber alle Varianten noch mit der Bahn abklären.

Der Stadt-Kämmerer Willibrord Haas wiederum sagte, dass man das eine (schienengl­eichen Übergang) tun und das andere (Unterführu­ng wie Geldern) nicht lassen solle. Dazu habe man ja noch ein paar Jahre Zeit, um zu sehen, welche Zuschüsse die Stadt Kleve für einen solch aufwendige­n Bau bekommen kann.

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RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS Die Unterführu­ng in Geldern wird auch für Aufführung­en und andere Events genutzt. Sie ist Teil des neuen Städtebaus an dieser Stelle.

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