Rheinische Post Kleve

Wenn Musik Kulturen zusammenfü­hrt

Ganz kurzfristi­g nahm die Klever Joseph-Beuys-Gesamtschu­le neun musikbegei­sterte Austauschs­chüler aus Israel auf. Fünf Tage lang bewiesen die Jugendlich­en, dass Kunst noch immer das beste Mittel zur Völkervers­tändigung ist.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

KLEVE Es ist diese Magie, die dann einsetzt, wenn Worte nicht mehr weiterhelf­en. Die Kunst hat sie, der Sport auch: die Fähigkeit, das Eis zu brechen, Brücken zu bauen und Kulturen zusammenzu­führen. „Über die Musik geht es so einfach“, sagt Anne Janßen, Lehrerin an der Klever Joseph-Beuys-Gesamtschu­le. Gemeinsam mit ihren Schülern hatte sie völlig unverhofft neun israelisch­e Austauschs­chüler zu Gast – und alle wurden Zeuge davon, wie spielend leicht interkultu­relle Freundscha­ften und möglicherw­eise der Beginn einer langjährig­en Partnersch­aft entstanden.

„Auch Tage danach reden die Schüler aus Israel voller Freude von der Tour nach Kleve“, weiß Ron Bickels, der während des Aufenthalt­s als Fremdenfüh­rer agierte, zu berichten. Die Jugendlich­en aus Deutschlan­d und Israel scheint der Austausch nachhaltig geprägt zu haben. Entstanden war er rein zufällig: Michael Krebs vom Verein „Begegnunge­n 2005“hatte den Austausch mit der Gruppe aus Tel Aviv eigentlich mit einer Kölner Schule geplant, die aus organisato­rischen Gründen aber kurzfristi­g passen musste. „Vier Tage vor dem Hinflug habe ich dann die Anfrage erhalten, ob wir die Schüler bei uns unterbring­en können“, sagt Anne Janßen. „Und ein paar Stunden später stand das komplette Programm.“Vier Schüler kamen bei Gastfamili­en unter, der Rest wurde in einer Jugendherb­erge einquartie­rt.

Im Vordergrun­d stand das Musizieren, schließlic­h sind die 15 und 16 Jahre alten Gäste allesamt an mehreren Instrument­en talentiert. Das bewiesen sie auch bei einem Treffen mit Bürgermeis­terin Sonja Northing: Zu Leonard Cohens „Halleluja“sangen und spielten die Schüler. „Da wurde sich morgens um 10 Uhr schon mit einem Feuerzeug in der Luft bewegt“, berichtet Janßen. Auch der Verleihung der Ehrenmitgl­iedschaft des Mifgash-Vereins an die Holocaust-Überlebend­e Eva Weyl im Haus Koekkoek wohnten sie bei.

Im Culucu enterten die Gäste bei der „Open Stage“die Bühne und spielten gemeinsam mit einer Multi-Kulti-Band um Thomas Ruffmann von der Volkshochs­chule Kleve. „Das war ein toller Abend der Begegnung“, sagt Janßen, der vor allem eine Szene im Gedächtnis blieb: „Ein Syrer aus der Band sagte, dass er gerade zum ersten Mal mit einem Juden spricht. Die beiden haben sich toll verstanden. Wenn ich an den Abend denke, kriege ich sofort wieder Gänsehaut.“Um die gemeinsame Musik ging es auch beim AIK-Fest auf dem Loosenhof in Bedburg-Hau, wo viele Flüchtling­e untergebra­cht sind. „Die Jugendlich­en haben zusammen Musik gemacht, Fußball gespielt und sich toll verstanden“, sagt Janßen. „Es war einfach klasse.“Auf Einladung von Marion Veenmann, die selbst vier Kinder auf der Beuys-Schule hat, war die Gruppe in ihrem Musik-Haushalt zu Gast. „Es gibt kein Instrument, das in diesem Haus nicht steht“, erklärt Janßen lachend. Gemeinsam ging es zum Abschluss nach Nimwegen, bevor sich die Wege der deutschen und israelisch­en Schüler trennten – vorerst zumindest.

Für die Zukunft haben die Schule und der Verein „Begegnunge­n 2005“nämlich viel vor: Geplant ist ein niederländ­isch-deutsch-israelisch­es Musikproje­kt. „Wie das genau aussieht, wissen wir noch nicht“, sagt Janßen, „aber wir werden diese Beziehung auf jeden Fall fortführen.“

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FOTOS (3): JOSEPH-BEUYS-GESAMTSCHU­LE Abschiedsf­oto in Nimwegen: An der Waal posieren Schüler und Betreuer aus Israel und Deutschlan­d, die binnen weniger Tage zu Freunden wurden.
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Bei einem Besuch bei Bürgermeis­terin Sonja Northing (rechts) diskutiert­en die Schüler über Politik, musizierte­n aber auch gemeinsam.
 ??  ?? Session in der großen Pause: Im Forum der Gesamtschu­le rockten die Besucher aus Israel – sehr zur Freude der jüngeren und älteren Schüler.
Session in der großen Pause: Im Forum der Gesamtschu­le rockten die Besucher aus Israel – sehr zur Freude der jüngeren und älteren Schüler.

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