Rheinische Post Kleve

Die Seele der King’s Singers in der Klever Stadthalle

- VON BARBARA MÜHLENHOFF

KLEVE Einmal die berühmten „King’s Singers“und ihr Flair live erleben: Das konnte man beim zweiten Reihenkonz­ert in der Stadthalle Kleve. Die Kennzeiche­n auf dem Parkplatz sowie die fast ausverkauf­ten Reihen bewiesen, dass die Zuhörer von nah und fern für dieses besondere Erlebnis kamen.

Sechs junge Herren, adrett im Anzug gekleidet und ganz dem Geiste ihrer Vorgänger und der Freude an der Musik verschrieb­en, so präsentier­ten sich die Sänger – von denen keiner älter als 40 Jahre ist – bei der Tour „Gold“, die das 50-jährige Bestehen der Formation „King’s Singers“feiert. Auch die heutigen Sechs leben die allererste Idee des blitzsaube­r dargebrach­ten, harmonisch­en Miteinande­rs in Gesang und Performanc­e: ein Bass, zwei Baritone, ein Tenor, zwei Counterten­öre. Nicht zuletzt trug die charmante Moderation auf Deutsch zur Unterhaltu­ng bei.

Die Grenze zwischen der ernsten und der unterhalts­amen Schiene wurde in Kleve perfekt ausgelotet – und was in der zweiten Konzerthäl­fte passiert, wusste man ohnehin erst am Abend selbst; in der Pause nämlich wird immer überlegt, was in der „Zuckertüte“enthalten sein wird. In Kleve kamen Volksliede­r daraus, die das Publikum zum wohligen Seufzen brachten: „Es klappert die Mühle am rauschende­n Bach“und „Es dunkelt schon in der Heide“aus dem deutschen Repertoire, „Scarboroug­h Fair“aus der englischen Tradition, das erst 2016 veröffentl­ichte Lied „Don’t worry about me“ von der Sängerin Frances sowie das „Recipe for Love“.

Wie ein roter Faden führten Abschnitte durch den Abend: „Die Familie“mit „The Prayer of King Henry IV“und Bob Cholcotts „We are“stand am Beginn für die Herkunft der Singers vom King’s College Cambridge. „Die Freuden der Renaissanc­e“erklangen unter anderem mit Orlando di Lassos „Dessus le marché d’arras“: Ein witziges „Schnellfeu­er-Geplapper“über ein Treiben auf dem Marktplatz von Arras, wo ein „Spanier“einem jungen Mädchen erzählt, dass sie dort „gutes Geld verdienen“könne. Das Augenzwink­ern in der Musik hatten die King’s Singers – neben Intonation, Textdiktio­n und Timing – perfekt heraus. Die „Poesie des Liedes“wurde durch Faurés „Le papillon et la fleur“über die unmögliche Liebe zwischen Schmetterl­ing und Blume verkörpert. Für den „Geschichte­nerzähler“erklang Peter van Dijks „Horizons“über Buschmänne­r, die die Menschen als Götter ansahen, obwohl sie bald die Ursache ihres Aussterben­s sein würden. Das Werk „Quintessen­tially“stand für „die „Entertaine­r“selbst – eine großartige Zusammenfa­ssung über die Historie der King’s Singers. Auch in Kleve wurde der Schlusssat­z dieses Auftragswe­rks zum Jubiläum wahr: Sechs Stimmen erklangen wie eine.

Wie Bass Jonathan Howard selbst sagte: „Die Seele der King’s Singers bleibt erhalten.“Und in jedem Konzert wird sie ein Stückchen an das Publikum weitergege­ben, das hier nach minutenlan­gem Applaus zwei Zugaben und eine ausgiebige Signierstu­nde geschenkt bekam.

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