Die Seele der King’s Singers in der Klever Stadthalle
KLEVE Einmal die berühmten „King’s Singers“und ihr Flair live erleben: Das konnte man beim zweiten Reihenkonzert in der Stadthalle Kleve. Die Kennzeichen auf dem Parkplatz sowie die fast ausverkauften Reihen bewiesen, dass die Zuhörer von nah und fern für dieses besondere Erlebnis kamen.
Sechs junge Herren, adrett im Anzug gekleidet und ganz dem Geiste ihrer Vorgänger und der Freude an der Musik verschrieben, so präsentierten sich die Sänger – von denen keiner älter als 40 Jahre ist – bei der Tour „Gold“, die das 50-jährige Bestehen der Formation „King’s Singers“feiert. Auch die heutigen Sechs leben die allererste Idee des blitzsauber dargebrachten, harmonischen Miteinanders in Gesang und Performance: ein Bass, zwei Baritone, ein Tenor, zwei Countertenöre. Nicht zuletzt trug die charmante Moderation auf Deutsch zur Unterhaltung bei.
Die Grenze zwischen der ernsten und der unterhaltsamen Schiene wurde in Kleve perfekt ausgelotet – und was in der zweiten Konzerthälfte passiert, wusste man ohnehin erst am Abend selbst; in der Pause nämlich wird immer überlegt, was in der „Zuckertüte“enthalten sein wird. In Kleve kamen Volkslieder daraus, die das Publikum zum wohligen Seufzen brachten: „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“und „Es dunkelt schon in der Heide“aus dem deutschen Repertoire, „Scarborough Fair“aus der englischen Tradition, das erst 2016 veröffentlichte Lied „Don’t worry about me“ von der Sängerin Frances sowie das „Recipe for Love“.
Wie ein roter Faden führten Abschnitte durch den Abend: „Die Familie“mit „The Prayer of King Henry IV“und Bob Cholcotts „We are“stand am Beginn für die Herkunft der Singers vom King’s College Cambridge. „Die Freuden der Renaissance“erklangen unter anderem mit Orlando di Lassos „Dessus le marché d’arras“: Ein witziges „Schnellfeuer-Geplapper“über ein Treiben auf dem Marktplatz von Arras, wo ein „Spanier“einem jungen Mädchen erzählt, dass sie dort „gutes Geld verdienen“könne. Das Augenzwinkern in der Musik hatten die King’s Singers – neben Intonation, Textdiktion und Timing – perfekt heraus. Die „Poesie des Liedes“wurde durch Faurés „Le papillon et la fleur“über die unmögliche Liebe zwischen Schmetterling und Blume verkörpert. Für den „Geschichtenerzähler“erklang Peter van Dijks „Horizons“über Buschmänner, die die Menschen als Götter ansahen, obwohl sie bald die Ursache ihres Aussterbens sein würden. Das Werk „Quintessentially“stand für „die „Entertainer“selbst – eine großartige Zusammenfassung über die Historie der King’s Singers. Auch in Kleve wurde der Schlusssatz dieses Auftragswerks zum Jubiläum wahr: Sechs Stimmen erklangen wie eine.
Wie Bass Jonathan Howard selbst sagte: „Die Seele der King’s Singers bleibt erhalten.“Und in jedem Konzert wird sie ein Stückchen an das Publikum weitergegeben, das hier nach minutenlangem Applaus zwei Zugaben und eine ausgiebige Signierstunde geschenkt bekam.