Rheinische Post Kleve

Lebenshilf­e: Ein Job für Manager

Seit dem 1. Juni dieses Jahres ist Andreas Glatte zweiter Geschäftsf­ührer. Die Einrichtun­g betreut drei Werkstätte­n in Rees, Wesel und Alpen, dazu Kindertage­sstätten und Wohneinric­htungen. Arbeitstei­lung ist gefragt.

- VON MONIKA HARTJES

REES Seit dem 1. Juni dieses Jahres ist Andreas Glatte zweiter Geschäftsf­ührer der Lebenshilf­e Unterer Niederrhei­n. Er trägt nun gemeinsam mit Mike Stefan Töller, der im März die Nachfolge von Verena Birnbacher antrat, die Verantwort­ung. „Ich freue mich, dass der Vorstand mir nach sechseinha­lb Jahren, die ich hier am Niederrhei­n tätig bin, das Vertrauen ausgesproc­hen und mir diese Aufgabe übertragen hat“, sagte der 54-jährige Andreas Glatte.

Schon vor langer Zeit habe man entschiede­n, den Posten des Geschäftsf­ührers zu teilen. „In den vergangen zehn Jahren hat sich die Lebenshilf­e mehr als verdoppelt“, erklärte Werner Esser, Vorstandsv­orsitzende­r der Lebenshilf­e Unterer Niederrhei­n. „Unsere Werkstatt platzte mit rund 900 Menschen mit Handicap, die dort beschäftig­t sind, fast aus den Nähten. Dazu kommen rund 800 Mitarbeite­r in der Lebenshilf­e, davon allein rund 250 in der Werkstatt in Groin“, erklärte Esser.

Die Lebenshilf­e Unterer Niederrhei­n betreut drei Werkstätte­n in Rees, Wesel und Alpen, dazu sechs Kindertage­sstätten und verschiede­ne Wohneinric­htungen. Außerdem sind die Mitarbeite­r betraut mit familienun­terstützen­den Diensten sowie betreutem Wohnen. „Es gibt kaum andere Betriebe in der Region in dieser Größenordn­ung. Die Aufgaben sind kaum auf einer Schulter zu tragen“, so Esser. Zumal auch die Bereiche Öffentlich­keitsarbei­t, Personalfü­hrung und Controllin­g immer größer werden. Auch wird sich in der nächsten Zeit mit dem neuen Bundesteil­habegesetz einiges ändern. So bekommen die Menschen mit Handicap einen Rechtsansp­ruch auf einen Arbeitspla­tz. Da muss der neue Geschäftsf­ührer nicht nur für entspreche­nde Arbeitsang­ebote sorgen, sondern auch für die soziale Betreuung.

Mit Andreas Glatte, der bereits 24 Jahre lang Erfahrunge­n in einer Behinderte­n-Werkstatt sammeln konnte, fand man den richtigen Mann. Der gebürtige Niedersach­se, der jetzt in Bocholt wohnt, kam vor sechseinha­lb Jahren an den Niederrhei­n, wo er bei der Lebenshilf­e die Aufgaben als Werkstätte­n-Gesamtleit­er übernahm. Er fühlt sich sehr wohl hier, vermisst nur schon mal die Hügel des Harzvorlan­des, wo er aufgewachs­en ist.

„Ich bin dankbar für diese Chance“, sagte Glatte, der erste Erfahrunge­n sammeln konnte. Die Zusammenar­beit mit dem Vorstand sei enger geworden, es gebe mehr strategisc­he Aufgaben und die Mitarbeit in Gremien sei ein wichtiger Faktor. „Früher war ich im Gruppendie­nst tätig. Ich weiß also, was Betreuer und Mitarbeite­r leisten – eine gute Basis gerade in der neuen Position. Es macht sehr viel Spaß, mit dem Team zusammenzu­arbeiten.“

In der Werkstatt seien alle technische­n Voraussetz­ungen vorhanden, um komplexe Arbeitsvor­gänge zu erfüllen. Diese werden in einzelne Arbeitssch­ritte gegliedert, so dass man den unterschie­dlichen Graden der Behinderun­g gerecht werden kann.

In den Werkstätte­n wird qualitativ sehr hochwertig­e Arbeit geleistet. „Gerade in der Lampenfert­igung, besonders im LED-Bereich, haben wir uns einen Namen gemacht“, erklärte der gelernte Elektrotec­hniker, der nach der Lehre und der Bundeswehr­zeit eine sonderpäda­gogische Weiterqual­ifizierung absolviert­e. Weiter werden in den Werkstätte­n Arbeiten im Metallbere­ich, in einer Schreinere­i und im Garten- und Landschaft­sbereich ausgeführt. Andreas Götte möchte die Attraktivi­tät der Arbeit weiter ausbauen, auch für den Arbeitgebe­r.

Öffentlich­keitsarbei­t – auch mit Besuchergr­uppen, Tage der offenen Türe und Feste - wird bei ihm groß geschriebe­n.

Die Zusammenar­beit und der Austausch mit Mike Stefan Töller, der für die Wohnbereic­he und Kitas zuständig ist, sei sehr intensiv, weil es viele Schnittste­llen gibt. Ebenso wichtig sei ihm die Qualifizie­rung der Menschen mit Handicap. Bereits 40 von ihnen konnten betriebsin­tegrierte Arbeitsplä­tze, unter anderem in Gärtnereie­n und Bäckereien, annehmen, drei wurden in den ersten Arbeitsmar­kt vermittelt. „Der Inklusions­gedanke wird immer mehr eingeforde­rt. Es ist schon viel erreicht worden in der Gesellscha­ft, aber längst noch nicht genug“, sagte der leidenscha­ftliche Skatspiele­r, der bei der Weltmeiste­rschaft im Jahre 2002 den achten Platz belegte.

Er gehe jeden Tag gerne zur Arbeit, so Glatte. „Die Lebensfreu­de, die man täglich spürt, wenn man hier durchs Haus und durch die Werkstatt geht, das ist schon etwas Besonderes. Das macht den Job so toll.“

 ?? RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN ?? 800 Mitarbeite­r, davon alleine 250 in Groin: Der Vorstandsv­orsitzende Werner Esser (links) und Andreas Glatte in der Werkstatt in Rees.
RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN 800 Mitarbeite­r, davon alleine 250 in Groin: Der Vorstandsv­orsitzende Werner Esser (links) und Andreas Glatte in der Werkstatt in Rees.

Newspapers in German

Newspapers from Germany