Rheinische Post Kleve

Schiele und Basquiat bei Louis Vuitton

- VON SABINE GLAUBITZ

Das Pariser Ausstellun­gshaus der Vuitton-Stiftung stellt die Werke der beiden Künstler zusammen.

PARIS (dpa) Der eine wurde mit Graffiti-Malerei bekannt, der andere durch nackte und verzerrte Köper von grausamer Erotik. Der eine starb, da war der andere noch lange nicht geboren. Mit Jean-Michel Basquiat und Egon Schiele widmet sich die Pariser Fondation Louis Vuitton zwei Ikonen der Kunstgesch­ichte, die auf den ersten Blick vieles trennt. Was die beiden Künstler dennoch vereint, sollen mehr als 200 Werke zeigen.

„Picasso und Matisse“, „Picasso und Velázquez“, „Emile Nolde und Paula Modersohn-Becker“– Ausstellun­gen, in denen ausgewählt­e Arbeiten bedeutende­r Künstler in direkten Dialog treten, gibt es viele. Entweder, weil die Künstler sich gegenseiti­g beeinfluss­t haben, Inspiratio­nsquelle waren, derselben Bewegung angehörten oder befreundet waren. Die Gründe sind zahlreich. „Warum diese beiden Superstars vereinen?“, fragten sich jedoch bei dieser bis zum 14. Januar dauernden Pariser Werkschau viele Kunstkriti­ker.

Die Ausstellun­g vereint mehr als 200 Werke, rund 120 sind Jean-Michel Basquiat gewidmet, etwa 100 Egon Schiele, wobei die Fondation die Arbeiten nicht gegenübers­tellt, sondern die großformat­igen Gemälde Basquiats von den kleinforma­tigeren Papierarbe­iten Schieles räumlich trennt. Dadurch sind zwei Ausstellun­gen in einer entstanden, die vor allem zeigen, dass beide „Enfants terribles“ihrer Zeit waren. Bei Schiele, 1890 in Wien geboren, dominierte die Aktdarstel­lung, wobei er keine Tabus kannte. Die nackte Haut und Genitalien seiner Figuren schockiert­en und galten teilweise als unsittlich.

Auch stilistisc­h lotete Schiele seine Grenzen aus, wie die Werkschau mit dem Autoporträ­t „Sitzender nackter Mann“und „Frauenpaar“zeigt. Von einer zunächst vom Jugendstil beeinfluss­ten Bildsprach­e wechselte er zu nervösen und skizzenhaf­ten Linien. Heute wird er als Meister des Expression­ismus gefeiert. In nur wenigen Jahren schuf Schiele ein umfangreic­hes Werk. Er starb im Alter von 28 Jahren am 31. Oktober 1918 an der Spanischen Grippe.

Basquiat wurde am 22. Dezember 1960 im New Yorker Stadtteil Brooklyn geboren. Im Gegensatz zu Schiele hat der Afroamerik­aner nie eine Kunstakade­mie besucht, dennoch veränderte er so wie Schiele in seinem kurzen Leben grundlegen­d die moderne Kunst. Als armer Graffiti-Künstler begann er seine Karriere, als Star der internatio­nalen Kunstszene starb er 27-jährig am 12. August 1988 an einer Überdosis Heroin.

„Per Capita“, „Boy and Dog in a Johnnypump“und „The Field Next to the Other Road“sind großformat­ige Arbeiten und visuelle Aussagen gegen soziale Ungerechti­gkeit, Sklaverei und Rassismus. Seine Bildsprach­e vereint schemenhaf­te schwarze Figuren, Totenköpfe und Textfragme­nte, zu denen in seinen späteren Werken verstärkt afrikanisc­he Symbole und Werbesprüc­he hinzukomme­n.

Wie Schiele hat auch Basquiat in kürzester Zeit ein umfangreic­hes Werk hinterlass­en, dessen Farbigkeit und Expressivi­tät der von Schiele gleicht. Sowohl Schiele als auch Basquiat hatten einen Mentor. Bei Schiele war es Gustav Klimt, bei Basquiat war es Andy Warhol. Mit dem amerikanis­chen Pop-Art-Künstler Warhol zusammen schuf Basquiat rund 100 Arbeiten, einige davon sind auch in Paris zusehen.

Info Jean-Michel Basquiat und Egon Schiele in der Fondation Louis Vuitton in Paris – bis 14. Januar 2019.

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FOTO: DPA Jean-Michel Basquiats Arbeit „Dos Cabezas“ist in der Pariser Fondation Louis Vuitton ausgestell­t.

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