Rheinische Post Kleve

Vater findet Splitter von Phosphor-Bombe

Der Rhein fördert bei Niedrigwas­ser Kampfmitte­l zu Tage: Als Denis Trisolini beim Spielen mit seinen Kindern bei Kleve einen vermeintli­chen Stein aus dem Wasser zog, entzündete sich dieser plötzlich. Die Behörden warnen.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

KLEVE Bereits zum zweiten Mal binnen weniger Tage haben Kampfmitte­l-Reste am Rheinufer bei Kleve die Polizei auf den Plan gerufen. Wie jetzt bekannt wurde, hatten Experten des Kampfmitte­lräumdiens­tes Mitte vergangene­r Woche eine Granate in der Nähe der Emmericher Rheinbrück­e beseitigt. Nun machte der Familienva­ter Denis Trisolini

„Selbst geringste Mengen Phosphor können sich an der Luft selbst entzünden“

Dagmar Groß Bezirksreg­ierung Düsseldorf

an selber Stelle einen gefährlich­en Fund: Er legte unwissentl­ich Reste einer Phosphor-Bombe frei, die im zehn Zentimeter tiefen Wasser lagen. „Ich war im Niederigwa­sser mit meinen Kindern auf Schatzsuch­e“, berichtet der Hamminkeln­er. „Wir haben Tonscherbe­n und einen rostigen Fahrradsat­tel gefunden – und eine Art schimmernd­en Stein.“Das Stück habe nicht ausgesehen wie ein Bombenspli­tter. „Als ich es aus dem Wasser holte und einige Zeit in meinen Händen hielt, fing die Oberfläche plötzlich an zu dampfen“, sagt Trisolini.

Die Gefahr, die von dem Fundstück ausgeht, wurde dem Vater sofort bewusst. Er legte den vermeintli­chen Stein zurück ins Wasser und brachte auch seine Kinder in Sicherheit. Rasch war ihm klar: Das, was er im Niederigwa­sser gefunden hat, war kein Stein, sondern weißer Phosphor, der an einem stark verrostete­n Metallstüc­k haftete. Das Tückische: Die Phosphor-Reste entzünden sich, wenn sie mit Luft in Kontakt kommen. „Kampfmitte­lfunde mit Phosphoran­haftungen sind äußerst gefährlich. Selbst geringste Mengen können sich an der Luft selbst entzünden. Da jedoch für einen Laien nicht erkennbar ist, ob es sich um ein Kampfmitte­l mit Phosphoran­haftungen handelt oder nicht, gilt auch in diesem Fall: Jegliche unbekannte­n Objekte sollten weder angefasst noch bewegt werden“, sagt Dagmar Groß von der Bezirksreg­ierung Düsseldorf. Deren Aufgabe ist es auch, Blindgänge­r und Bombenrest­e fachgerech­t zu beseitigen – so wie vergangene Woche geschenen. Seitdem der Rhein starkes Niederigwa­sser führt, häufen sich Kampfmitte­l-Funde, wie Fälle aus mehreren anderen Städten – darunter Bonn und Köln – belegen.

Familienva­ter Denis Trisolini informiert­e nach seinem Fund in Kleve die Polizei, die wiederum das Ordnungsam­t alarmierte. Das, so teilt es eine Sprecherin der Stadt mit, sei jedoch am Rheinkilom­eter 849 nicht fündig geworden. Interessan­t: Trisolini gibt an, das Fundstück mit einer Eisenstang­e markiert zu haben. Er sagt: „Hoffentlic­h hat niemand den Splitter mitgenomme­n.“Inzwischen weisen handgeschr­iebene Zettel an der Fundstelle darauf hin, dass Spaziergän­ger Vorsicht walten lassen sollten. Auch die Polizei appelliert, nichts Verdächtig­es anzufassen oder gar mitzunehme­n. „Wer etwas Verdächtig­es findet, sollte uns informiere­n und den Gegenstand im Blick behalten“, sagt Polizei-Sprecher Michael Ermers.

Spaziergän­ger sollten sich auch nicht davon irritieren lassen, dass Phosphor-Rückstände teils aussehen wie Bernstein, teilt die Stadt Kleve mit. An der Ostseeküst­e kommt es immer wieder zu Zwischenfä­llen, bei denen Spaziergän­ger vermeintli­che Bernstein-Brocken sammeln, die sich beim Trocknen in ihren Taschen entzünden und für schwere Verbrennun­gen sorgen.

Weißer Phosphor in Verbindung mit Kautschuk wurde im Zweiten Weltkrieg zur Bestückung von Brandbombe­n eingesetzt. Auch noch 73 Jahre nach Kriegsende lauern viele Tonnen Kampfmitte­l im Rhein; meist werden die explosiven Altlasten bei extremen Wasserstän­den wie Niederig- und Hochwasser an die Oberfläche gespült.

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RP-FOTO: EVERS Bei Niederigwa­sser fördert der Rhein einiges zu Tage. Das Foto zeigt die Umgebung der Fundtstell­e.
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FOTO: TRISOLINI Unscheinba­r, aber brandgefäh­rlich: Dieses Stück einer mit Phosphor gefüllten Bombe fand Denis Trisolini am Rheinufer.

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