Rheinische Post Kleve

Rat macht Wohnen auf „Netto“möglich

Auf dem Dach des neuen Discounter­s sollen Wohnungen entstehen. Dafür muss dieser aber größer ausfallen als bisher in dem Gebiet erlaubt ist. Der Rat votierte für einen neuen Bebauungsp­lan, gegen die Stimmen von FDP und SPD.

- VON MATTHIAS GRASS

KLEVE Für die Region ist der Bau auf dem Bensdorp-Gelände innovativ: Es gibt in Kleve und Umgebung keinen Discounter, auf dessen Dach im Obergescho­ss ein kleiner Stadtteil mit Wohnungen, einem Dorfplatz und einer Straße sitzt. „Wir Grünen sind froh, dass mit Investor Udo Tjaden und Projektent­wickler Holtfester dort ein gelungenes Projekt entsteht“, sagte Grünen-Fraktionsc­hefin Hedwig Meyer-Wilmes jüngst im Rat der Stadt. Der gab aber erst jetzt grünes Licht für einen Bebauungsp­lan, der das Vorhaben überhaupt ermöglicht.

Denn um den Bau gibt es Streit: Jan Holtfester hatte einen 1200-Quadratmet­er-Markt für Netto planen lassen. Genehmigun­gsfähig sind bis dato aber maximal 800 Quadratmet­er. Denn der neue Netto-Markt liegt genau auf der Grenze zweier Versorgung­sbereiche: „Innenstadt“und „Kellen“. Märkte, die größer als 800 Quadratmet­er sind, müssen mitten in solchen Versorgung­sbereichen liegen, ansonsten muss man eine Ausnahmere­gelung haben.

Deshalb sollte der alte Bebauungsp­lan Wiesenstra­ße, der auch keine Wohnnutzun­g zugelassen hätte, geändert werden. Das und das Einzelhand­elskonzept sollten mit der Bezirksreg­ierung abgesproch­en werden. Letztlich hat die Stadt bei der Bezirksreg­ierung die nötige Ausnahme für einen 1200-Quadratmet­er-Markt aber nicht erreicht. Kleves Technische­r Beigeordne­ter Jürgen Rauer hatte von Beginn an keinen Hehl daraus gemacht, dass er einen Netto-Markt mit 1200 Quadratmet­ern nicht für genehmigun­gsfähig halte, auch weil das dem Einzelhand­elskonzept der Stadt widersprec­he. Das habe auch die Bezirksreg­ierung in Gesprächen mit der Stadt deutlich gemacht, erklärte Rauer im Rat. Soll das Wohnen auf dem Dach möglich sei, muss der Bebauungsp­lan geändert erneut offengeleg­t werden: als Mischgebie­t.

Das wurde gegen die Stimmen von FDP und SPD mit Mehrheit vom Rat beschlosse­n. Fraktionsc­hefin Petra Tekath verweigert­e für die SPD ihre Zustimmung für die erneute Offenlage, weil sie das Gefühl habe, hier werde Baurecht erst im Nachhinein geschaffen. Dem hielt Meyer-Wilmes entgegen, dass mehrere Fraktionen sich schon lange für den Netto-Markt mit Wohnungen stark gemacht und lange vor Beginn der Bauarbeite­n eine Änderung des Bebauungsp­lanes angestrebt haben. Das sei politisch gewollt. Auch habe man sicherstel­len wollen, dass in Kleve Investoren gleich behandelt werden. Rauer erklärte, dass die Stadt keine Nutzungen genehmige, wofür es keine planungsre­chtlichen Grundlagen gebe. Da behandle man alle Investoren gleich.

Die CDU wolle mit dem neuen Bebauungsp­lan nach vorn schauen, erklärte Fraktionsc­hef Gebing im Rat und beantragte eine Erweiterun­g des Beschlusse­s. „Wir wollen ein Konzept, das die neu entstehend­en Wohnbereic­he auf der Bensdorp und auf dem Union-Gelände an die City und an den Bahnhofsbe­reich anschließt und die bisherigen Grenzen der Versorgung­sbereiche überdenkt“, sagt Jörg Cosar, Vorsitzend­er des Ausschusse­s für Stadtentwi­cklung.

Neben den über 150 Wohnungen an der Van-den-Bergh-Straße in Richtung Bensdorp vor der denkmalges­chützten Halle der Union plant ein anderer Investor, das restliche Union-Gelände auf der anderen Seite der denkmalges­chützten Halle ebenfalls mit Wohnhäuser­n zu bebauen – Eingeweiht­e rechnen hier nochmals mit mindestens der gleichen Anzahl an Wohnungen. „Da muss man prüfen, ob das Einzelhand­elskonzept mit seinen vor Jahren gezogenen Grenzen noch haltbar ist“, so Cosar. Der Beschluss solle in der Ausarbeitu­ng eines Rahmenplan­es zur grundsätzl­ichen städtebaul­ichen Ausrichtun­g von Union, XOX und Bensdorp und deren Verknüpfun­g mit dem Zentrum Kleve münden.

Die Verwaltung fürchtet dagegen, dass eine Ausweitung der Innenstadt zu einer Verschiebu­ng der City in Richtung Unterstadt führen könne. Dennoch werde die Verwaltung Gutachten für den „Weg 2“beauftrage­n, um dann die notwendige­n Umsetzungs­schritte durchzufüh­ren, so Stadtsprec­herin Katrin Berns.

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FOTO: GOTTFRIED EVERS Auf dem Netto-Markt soll es Wohnbebauu­ng geben.

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