Rheinische Post Kleve

Anwohner verlieren die Geduld

Die Bauarbeite­n am Kanal in der Hellendorn­straße dauern inzwischen seit fast einem Jahr an. Die Anlieger können ihre Autos nicht abstellen, müssen durch Sand oder Matsch laufen und leiden unter dem allgegenwä­rtigen Dreck.

- VON ANJA SETTNIK

GOCH Einige Male war die Rheinische Post während der langen Monate der Kanalbauar­beiten vor Ort und hat mit Betroffene­n gesprochen: mit Handwerker­n, Verantwort­lichen, Anliegern. Über die Geduld Letztgenan­nter konnte man sich nur wundern: Unzählige Male mussten schwere Mülltonnen durch den Sand gezogen werden, Garagen sind nicht mehr zu erreichen, es staubt oder ist schlammig

„Wenn jemand etwas sagte, wurde Verantwort­ung hin- und hergeschob­en“

Michael Urban Anwohner

- je nach Wetter. Doch so langsam reicht es den Anwohnern der Hellendorn­straße offenbar. Michael Urban schrieb jetzt einen Brief an Bürgermeis­ter Ulrich Knickrehm, den er auch der Rheinische­n Post zur Verfügung stellte. 52 Haushalte haben das Schriftstü­ck unterschri­eben vermutlich gibt es kaum einen Anwohner, der sich der Signatur verweigert­e. Denn sie alle leiden. Weil, wie es Urban auf den Punkt bringt, die Situation inzwischen unerträgli­ch sei.

Besonders unzufriede­n sind die Betroffene­n laut Urban damit, dass sie bisher kaum informiert wurden. Sowohl die Abwasserbe­triebe, als auch das Bauunterne­hmen gäben keine belastbare­n Auskünfte. Immer wieder habe man telefonier­t, die Männer vor Ort angesproch­en, wurde vertröstet. Deshalb erwarten die Bürger, dass sich der Bürgermeis­ter persönlich der Sache annimmt. Auf Anfrage der Rheinische­n Post hieß es aus dem Rathaus, der Verwaltung­schef habe die beteiligte­n Stellen um einen internen Bericht gebeten. Eine Sitzung zum Thema sei für den kommenden Dienstag angesetzt, danach würden die Anlieger und die Presse informiert. „Früher geht es nicht, weil Verantwort­liche in Urlaub sind und der Bürgermeis­ter sich ein aussagekrä­ftiges Bild verschaffe­n möchte“, erklärt Stadtsprec­her Torsten Matenaers.

„Wir haben inzwischen Ende Oktober 2018, und die Baustelle Hellendorn­straße zwischen Karl-Mosterts-Straße und Hunsberg dümpelt nur so vor sich hin. Ein wirklicher Fortschrit­t ist nicht erkennbar und die Tatsache, dass in der Regel nur ein oder zwei Arbeiter der Firma Siebers an der Baustelle sind, lässt nicht hoffen, dass sich die Situation in Kürze bessert“, schreibt Urban. Erhebliche Verkehrsbe­hinderunge­n seit fast einem Jahr, kaum Parkmöglic­hkeiten, Lärm– und Schmutzbel­ästigungen, Einschränk­ungen in der Nutzung der eigenen Gärten all das sei nicht mehr hinzunehme­n. Selbst in der Nacht blockierte­n die schweren Baufahrzeu­ge den verblieben­en Abstellrau­m für die Privatfahr­zeuge der Anwohner.

Michael Urban, der viele Jahre lang in der Kommunalpo­litik tätig war, beanstande­t vor allem, dass die drängender werdenden Anfragen der Bürger ignoriert würden. „Viele der Unterzeich­ner haben Antworten auf ihre Fragen bei den Verantwort­lichen gesucht, aber konkrete Informatio­n war weder von Seiten der Abwasserbe­triebe, noch von der Firma zu bekommen. Wenn mal jemand etwas sagte, dann schob einer die Verantwort­ung auf den jeweils anderen.“Dass Kampfmitte­lfunde aus dem Zweiten Weltkrieg anfangs für Verzögerun­gen sorgten, versteht ja jeder. Aber welche Gründe mag es jetzt noch geben?

Rasch hingegen sei es gegangen, als die Bürger aufgeforde­rt wurden, auf eigene Kosten Untersuchu­ngen der Kanäle durchführe­n zu lassen. „Um das Bauvorhabe­n in seinem zeitlichen Ablauf nicht zu gefährden“, musste es schnell gehen, habe die Verwaltung verlangt. „Die geringe zur Verfügung stehende Zeit erlaubte noch nicht einmal, mehrere Angebote einzuholen, um diese vergleiche­n zu können“, staunt Urban.

Wenn dann auch noch zu lesen sei, wie sehr sich der Bürgermeis­ter über die Vielzahl der Baustellen in Goch freue, fühlten sich die Anwohner der Hellendorn­straße geradezu verhöhnt. Nicht die Vielzahl der Baustellen sei relevant, sondern dass diese abgeschlos­sen würden! Und nun sei zu hören, dass damit 2018 gar nicht mehr zu rechnen sei, obwohl doch im Sommer endlich alles fertig sein sollte.

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RP-FOTO: FRIEDEL EVERS Seit fast genau einem Jahr leben die Anwohner der Gocher Hellendorn­straße mit Dreck und Lärm. Große Baufahrzeu­ge verstellen den verblieben­en Parkraum, klagen sie.

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