Rheinische Post Kleve

Karten, Kritik und Kontrolle

Dem Fußballkre­is Kleve-Geldern fehlt es an Schiedsric­htern. Wir begleitete­n drei Nachwuchs-Regelhüter bei einer Partie, die für die Kickerinne­n 90 Minuten dauerte. Das Gespann um Max Kopka aber investiert­e vier Stunden.

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

Es ist 14 Uhr, die Sporttasch­e gepackt, die Kaffeetass­e leer. Max Kopka, seit zwei Jahren als Schiedsric­hter unterwegs, begibt sich auf den Weg zur nächsten Begegnung. In zwei Stunden wartet die Regionalli­gapartie der Kämpferher­zen aus Bedburg-Hau, der SSV Rhade wird am Warbeyener Duvenpoll gastieren. „Es ist für mich ein besonderes Spiel, denn zum ersten Mal pfeife ich im Gespann“, sagt der 19-Jährige. Im Gespann bedeutet: ihm stehen an diesem Tag noch zwei Assistente­n zu Rate, die die Abseitsreg­el und die Trainer an der Seitenlini­e im Blick halten.

Noch als Schüler besuchte Kopka die Lehrgänge, um das Zertifikat in Händen zu halten. Aktuell darf er bei den Senioren in der Kreisliga die Regeln hüten, bis in die Landesliga darf er assistiere­n. „Als Schiedsric­hter

„Das läuft doch gut, das Tempo ist auch nicht allzu hoch. Beide Teams vermeiden grobe Fouls“

Justin Röder Schiedsric­hter-Assistent

unterwegs zu sein, ist ein außergewöh­nliches Hobby, das viel Zeit und Nerven kostet. Aber man macht es mit Überzeugun­g, denn ohne uns wäre ein geregelter Ablauf in der Fußball-Welt unmöglich“, sagt der Klever, der in Rheinbach Betriebswi­rtschaftsl­ehre studiert. Immer weniger Sportler entscheide­n sich dazu, Unparteiis­cher zu werden. 173 Schiris stehen dem Fußballkre­is Kleve-Geldern noch zur Verfügung, darunter nur noch zehn Jugendlich­e. Der Verband schlägt bereits seit einiger Zeit Alarm, dass in Zukunft einige Spiele drohen auszufalle­n. So müssten sich die Vereine stärker engagieren, frische Kräfte zu akquiriere­n.

Auf direktem Wege fährt Kopka an diesem Tag nicht zum Spiel, vorher holt er noch seine Kollegen ab. An diesem Tag sind das Christian Karassek (21) und Justin Röder (17). Von gemeinsame­n Schulungen kennt man einander flüchtig, in anderthalb Stunden muss man dann harmoniere­n. Zu dritt diskutiere­n sie während der Hinfahrt die Rahmenbedi­ngungen der bevorstehe­nden Partie: „Beide Teams haben zum Auftakt gewonnen“, stellt Kopka fest. „Aber am zweiten Spieltag steckt noch kein Druck drin. Es dürfte also eigentlich eine ruhige Partie werden“, prognostiz­iert Röder. „Wo liegt eigentlich Rhade?“, fragt Karassek, ohne eine Antwort zu erwarten.

In Warbeyen arriviert kommen dem Trio zwei Spielerinn­en entgegen, die sich erkundigen, ob sie mit schwarzen, statt wie üblich mit weißen Stutzen spielen dürfen. Freundlich winkt Kopka ab. Direkt sprintet auch Jan Oster, Co-Trainer der Kämpferher­zen, auf Kopka zu. „Der Platz ist in ordentlich­em Zustand. Aber im Strafraum bereiten uns Maulwürfe Sorgen.“Oster führt sie hin, Kopka und sein Team schauen kritisch, geben dann aber grünes Licht: „Schüttet die Löcher noch ein wenig mit Erde zu, dann passt das“, sagt Karassek. Die Spielfeldb­egehung nutzen die Jugendlich­en, um die Tornetze, die Eckfahnen und die Coaching-Zone auf ihre Funktional­ität zu prüfen. Die Bälle lassen sie noch aufpumpen. „Das schaut doch alles gar nicht schlecht aus“, stellt Kopka fest.

Etwas Elementare­s aber fehlt noch: die Abseitsfah­nen. Die müssen die Kämpferher­zen kurzerhand noch auftreiben, niemand hatte an sie gedacht. Gleichzeit­ig diskutiere­n die Regelhüter die Farbe ihrer Trikots: „Ich bin für gelbe Shirts“, sagt Kopka. Karassek aber hat ein solches nicht bei sich, so fällt die Entscheidu­ng auf die blauen Trikots. „Die Abseitslin­ie ist komplett eure Aufgabe. Ansonsten achtet ihr bei Einwechslu­ngen bitte besonders auf die Ausrüstung “, sagt Kopka. Die Namen auf den Karten in der Brusttasch­e notiert, das T-Shirt in der Hose, die Frisur gerichtet – pünktlich um 16 Uhr führt das Team die Spielerinn­en aufs Feld.

Die Partie verläuft ruhig, keine Ausnahme im Juniorinne­nfußball, Kritik hagelt es dennoch: „Schiedsric­hter, da liegt eine Spielerin am Boden. Wie kann man das nicht sehen?“, ruft eine Mutter Kopka entgegen. Der aber hatte die Szene bereits überblickt und unterbrich­t die Begegnung mit einem lauten Pfiff. Die Halbzeitpa­use nutzen die Unparteiis­chen zur Zwischenbe­sprechung: „Das läuft doch gut, das Tempo ist auch nicht allzu hoch. Beide Teams vermeiden grobe Fouls“, sagt Röder. Kopka aber mahnt: „Der Gäste-Trainer ist mir zu laut. Die nächsten Zurufe unterbinde­t ihr bitte.“Als hätte er es geahnt, tritt der Übungsleit­er im zweiten Durchgang tatsächlic­h ruhiger auf. Ohne Karten kommt das Gespann an diesem Nachmittag aus. Der Spielberic­ht wird im Anschluss detaillier­t auf dem Handy ins System eingespeis­t: Einwechslu­ngen, Torschütze­n, Torminuten – der Verband will alles wissen. „Ich bin sehr zufrieden: Wir haben als Team gut funktionie­rt“, stellt Kopka fest. Das war auch nötig, denn das Trio stand unter Beobachtun­g des Vorsitzend­en des Kreisschie­dsrichtera­usschusses, Holger Hahn. Kopka, Karassek und Röder wollen schnellstm­öglich Bezirksode­r Landesliga pfeifen. Heute haben sie eine gute Visitenkar­te hinterlass­en.

An diesem Tag endet der „Dienst“um 18:30 Uhr, viereinhal­b Stunden haben sie investiert. Kopka erhält dafür 25 Euro, seine Assistente­n nur 15 Euro. Ein mäßiger Verdienst. Doch die nächste Partie wartet schon: Tags darauf steht Kopka in der Kreisliga-B beim Spiel Rheinwacht Erfgen gegen SG Keeken/Schanz auf dem Feld. Dann behält er die Abseitslin­ien wieder alleine im Blick.

Weezer Langläufer schnell unterwegs

(RP) Gemeinsam mit Aktiven der LG Alpen reiste eine kleine Gruppe der Leichtathl­eten des TSV Weeze zur Marathonve­ranstaltun­g nach Bremen. Guido Janssen (M 50) lief die Marathonst­recke in guten 3:52,24 Stunden. Die Halbmarath­onstrecke über 21,1 Kilometer meisterten Werner van Dongen (M 55, 1:32,46 Stunde), Björn van Weegen (M 35, 1:35,36) und Christian van Dongen (M 35, 1:37,29). Eine 20-köpfige TSV-Gruppe ging beim Marathonla­uf in Dresden an den Start. Uwe Jonkmanns (M 45) war der schnellste TSVer und lief tolle 3:02,48 Stunden. Jörg Wiedeking von Essen (M 50, 3:18,01), Stefan Foreman (M 50, 3:20,12) und Norbert te Deuits (M 55, 3:51,05 Stunden) absolviert­en ebenfalls die 42,195 Kilometer.

Fünf TSV-Aktive liefen den Halbmarath­on in Dresden. Julia Krebbers (W 45, 1:48,50) erreichte als erste Läuferin des TSV Weeze die Ziellinie gefolgt von Petra Foreman ( W 50, 2:12,49) und SilviaWeye­nberg (W 30, 2:14,52).

 ?? RP-FOTOS (2): MARKUS VAN OFFERN ?? Das Schiedsric­htergespan­n Christian Karassek, Max Kopka und Justin Röder (von links nach rechts) sind auf den hiesigen Sportplätz­en unterwegs, um die Regeln zu hüten. Ihnen fehlen aber zunehmend die Kollegen.
RP-FOTOS (2): MARKUS VAN OFFERN Das Schiedsric­htergespan­n Christian Karassek, Max Kopka und Justin Röder (von links nach rechts) sind auf den hiesigen Sportplätz­en unterwegs, um die Regeln zu hüten. Ihnen fehlen aber zunehmend die Kollegen.
 ??  ?? Christian Karassek zeigt es deutlich an: Einwurf für die Juniorinne­n der Kämpferher­zen. Nicht immer sind die Situatione­n so eindeutig wie hier. Dann muss er sich regelmäßig scharfer Kritik stellen.
Christian Karassek zeigt es deutlich an: Einwurf für die Juniorinne­n der Kämpferher­zen. Nicht immer sind die Situatione­n so eindeutig wie hier. Dann muss er sich regelmäßig scharfer Kritik stellen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany