Achtzehn Jahre!
CDU-Chefs sind doppelt so lang im Amt wie SPD-Chefs. Das kann kein Zufall sein.
Achtzehn Jahre – das ist in der Politik, der Parteipolitik zumal, eine kleine Ewigkeit. Im April 2000, als Angela Merkel die CDU übernahm, stellte US-Präsident Bill Clinton eine Bildungsreform vor, Alexander Gauland war Zeitungsherausgeber und Christdemokrat, und Kevin Kühnert war zehn. Wer dieses Jahr Abitur gemacht hat, kennt keinen anderen CDU-Chef als Merkel. (Wie viele Abiturienten das interessiert, steht, zugegeben, auf einem anderen Blatt.) Festzustellen, dass nun eine Ära zu Ende geht, da Merkel ihren Posten räumt, greift also nicht zu hoch. Eine weitere Zahl vergrößert die Fallhöhe noch: Merkel hat es mit ihren 18 Jahren auf fast das Doppelte der ohnehin schon langen durchschnittlichen Amtszeit eines CDU-Chefs gebracht. Und jetzt? Die nächste Ära? Statistisch sind die Chancen gut: Vorsitzende der CDU (der CSU übrigens auch) amtieren im Schnitt wiederum mehr als doppelt so lange wie ihre SPD-Kollegen. Eine Erklärung dürfte in der Ideologie liegen, also im Weltbild. Konservativ zu sein – und natürlich ist die CDU das immer noch auch, aller Polemik zum Trotz –, bedeutet stets auch, pragmatisch zu sein. Konservative versuchen, den Strom der Zeitläufe halbwegs durch Schleusen zu kontrollieren, Linke graben ein neues Flussbett. Gestandene Linke leiden ebenso an der Realität wie kernige Konservative, aber ihr Leiden hat stets einen Zug von Utopismus. Und von Selbstzerstörung. Linke müssen regieren, Konservative wollen regieren. Manchmal bis zur Selbstverleugnung.
Wer die CDU „Kanzlerwahlverein“nennt, meint das meist spöttisch.
Aber es stimmt ja, in diesen Wochen erst recht: Wen die Partei zum Chef macht, der muss auch Kanzler werden wollen. Man kann das als schnöden Machttrieb sehen. Oder eben als Beitrag zur Stabilität. Wobei das eine das andere nicht ausschließen muss.