Rheinische Post Kleve

Die Kunst der Jojo-Liebe

Für Bettina und Christian Wulff ist auch der zweite Ehe-Anlauf gescheiter­t. Eine Beziehung mit dem Ex kann aber auch erfolgreic­h sein – wenn ein paar Aspekte berücksich­tigt werden.

- VON JÖRG ISRINGHAUS

DÜSSELDORF „Alte Liebe rostet nicht“– diese Lebensweis­heit nehmen viele Paare wörtlich. Landen doch viele

Singles wieder bei dem Partner, von dem sie sich getrennt hatten. Um dann irgendwann resigniert festzustel­len, dass auch das zweite Mal so seine Tücken hat. Wie das Ehepaar Bettina und Christian Wulff, das 2013 nach fünfjährig­er Ehe die Scheidung eingereich­t hatte, 2015 wieder zusammenge­kommen war und nun erneut die Trennung verkündete. Aber nicht jede Beziehung mit dem oder der Ex ist von vorneherei­n zum Scheitern verurteilt. Es kommt, wie so oft, auf die Umstände an.

Bei Stefan und Claudia Effenberg hat es funktionie­rt, bei Miley Cyrus und Liam Hemsworth und bei Kate und William ebenfalls – alle drei Paare haben ein zeitweilig­es Liebes-Aus in eine neue, bislang erfolgreic­he Liaison verwandelt. Grundsätzl­ich, sagt die Düsseldorf­er Psychologi­n Susanne Altweger, ist eine erneute Partnersch­aft mit dem Ex genauso erfolgvers­prechend wie eine frische Liebe. „Jede Beziehung ist fragil, ob neu oder erneut verliebt“, sagt Altweger, „Gefühle haben wir einfach nicht zu 100 Prozent unter Kontrolle. Das kann jederzeit vorbei sein.“

Immerhin denkt laut einer britischen Studie ein Viertel aller geschieden­en Paare daran, wieder zusammen zu kommen, und rund zwölf Prozent setzen dies tatsächlic­h um. Der Vorteil: Die Partner kennen sich, wissen, was sie erwartet und wie es ist, ohne den anderen zu leben. „Beziehunge­n, die wieder erneut aufgenomme­n werden, verlaufen stabiler. Dies hat damit zu tun, dass sich beide Partner vorher viele differenzi­erte Gedanken dazu machen, wie es wohl wäre und sein könnte, mit der alten Beziehung fortzufahr­en“, sagt der Bonner Paartherap­eut Xaver Büschel. Doch die gemeinsame Vergangenh­eit kann auch eine Bürde sein. „Die Hauptschwi­erigkeit besteht darin, nicht wieder in die alten Fallen zu tappen“, sagt Altweger. So würden viele Paare schnell wieder in bekannte Muster verfallen und damit Verhaltens­weisen befördern, die schon mal zum Bruch geführt hatten. Dabei sei das Alter der Neuverlieb­ten nicht ganz unwichtig. Altweger: „Bei den Jungen ist die Toleranz gegenüber Fehlern höher als im fortgeschr­ittenen Alter.“

Ebenfalls schwierig: Wenn Kinder der einzige Grund sind, eine Liebe wieder aufleben zu lassen. „Das funktionie­rt nicht“, sagt Altweger, „weil die Macken des Partners genauso wie früher zutage treten“. Die Psychologi­n empfiehlt stattdesse­n einen ehrlichen Umgang miteinande­r, was die Fehler der Vergangenh­eit angeht. Hilfreich könne es auch sein, bei einer Reunion mit dem Ex sogar räumlich etwas Distanz zu wahren, also etwa in getrennten Wohnungen zu leben. Viele alltäglich­e Reibungspu­nkte würden damit wegfallen, die Beziehung sich auf die gemeinsame­n Interessen konzentrie­ren. Komplizier­t werde es, wenn die Lebensentw­ürfe zu weit auseinande­rgedriftet seien, etwa durch eine zu lange Trennungsp­hase. Auch die Umstände der Trennung beeinfluss­en eine spätere Beziehung, sagt die Psychologi­n. Ein Seitenspru­ng etwa könne vom Partner als Drohmittel benutzt werden und den anderen in die Rolle des „Bösen“drängen – keine gesunde Ausgangsla­ge für eine dauerhafte Partnersch­aft. Besser seien die Ausgangsbe­dingungen, wenn man respektvol­l auseinande­rgegangen sei oder die Gründe anderweiti­ger Natur waren, etwa eine Fernbezieh­ung.

„Bei Trennungen spielen Gefühle wie Kränkungen, Wut und Enttäuschu­ngen sehr häufig eine dominieren­de Rolle“, sagt Büschel. Diese Affekte müssten solide aufgearbei­tet werden. Überhaupt sollten laut Büschel Paare ihre gemeinsame­n Schwierigk­eiten, die zu dem Aus geführt haben, sorgfältig analysiere­n und neue Ideen und Möglichkei­ten miteinande­r besprechen und verhandeln – bevor sie wieder zusammen kommen. „Hier wäre eine Moderation eines Dritten sicherlich von großem Vorteil“, rät der Therapeut.

Eine Garantie dafür, dass die neue alte Liebe funktionie­rt, gibt es aber nicht. Paartherap­eut Büschel: „Menschen sind nun einmal nicht perfekt.“

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