Magen-Darm-Epidemie auf Kreuzfahrtschiff
Passagiere klagen über miserable Behandlung durch Aida. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück.
DÜSSELDORF Seit Monaten hatte sich Heinz Wolf (Name geändert) auf den Urlaub gefreut: Von Venedig aus sollte es mit dem Schiff Aidablu über Split, Dubrovnik und Korfu bis nach Kreta gehen. Eine Woche Städte, Meer und Erholung. Doch die Reise wurde zum Albtraum: Erst musste das Schiff wegen der schweren Unwetter im Hafen von Venedig verweilen, dann erkrankte Wolf an einem Magen-Darm-Virus. Vom Schiffsarzt wurde ihm Quarantäne verordnet. Anderthalb Tage musste er in seiner Kabine verbringen. Viele andere Passagiere wurden ebenfalls krank. So viele, dass das Schiff am Abreisetag chemisch gereinigt werden musste – wie das Unternehmen Aida Cruises auf Anfrage einräumt.
Wolf zufolge mussten am Abreisetag deshalb alle Passagiere das Schiff bereits am Morgen verlassen – obwohl er wie viele andere das Recht gehabt hätte, bis zum Flughafen-Shuttle am Abend auf dem Schiff zu verweilen. „Unser Flug ging erst um 19.45 Uhr“, erzählt Wolf, „da wollten wir nicht schon am Morgen zum Flughafen fahren.“Das wäre aber sowieso nur auf eigene Kosten möglich gewesen. Stattdessen nahmen er und seine Frau an einem von Aida angebotenen Ausflug über die Insel Kreta teil. Eine andere Möglichkeit gab es aber auch nicht, sagt Wolf.
Ähnlich erging es auch dem Ehepaar Müller. „Wir sind sechs Stunden lang Bus gefahren, immer wieder mussten sich Passagiere übergeben“, erzählt Peter Müller (Name geändert). Der 59-Jährige ist noch Tage nach dem Vorfall fassungslos. Auch alte und kranke Menschen hätten mit dem Bus fahren müssen, das sei Nötigung, wenn nicht sogar fahrlässige Körperverletzung. Auch Heinz Wolf sagt: „Der Umgang mit den Passagieren war miserabel, von Wertschätzung war nichts zu spüren.“Das Unternehmen äußert sich auf Anfrage nur kurz. „An Bord von Aidablu haben sich auf der vergangenen Reise einige Gäste mit Symptomen von Magen-Darm-Infekten im Hospital gemeldet“, heißt es. Dies sei trotz aller präventiven Maßnahmen geschehen. Die Frage nach der Zahl der erkrankten Gäste wird ebenso wenig beantwortet wie eine Nachfrage danach, welche Maßnahmen ergriffen wurden.
Dabei gibt es solche Vorfälle häufiger. Erst vor Kurzem – Ende August und Anfang Oktober – wurden von Schiffen der Linie ebenfalls Magen-Darm-Infekte gemeldet. Zu den Beschwerden der Passagiere über den Abreisetag und den Busausflug heißt es von Aida Cruises nur: „Am Abreisetag wurden alle Kabinen und die öffentlichen Bereiche einer intensiven Reinigung unterzogen. Daher haben wir die An- bzw. Abreise unserer Gäste zeitlich angepasst.“
Sowohl die Müllers als auch die Wolfs haben schon viele Kreuzfahrten unternommen – aber so etwas, sagen sie, ist ihnen noch nie passiert. Beide haben sich auch bereits bei Aida Cruises beschwert, unter anderem auch in einem öffentlich einsehbaren Internetforum. „Ich will mindestens eine Entschuldigung“, sagt Heinz Wolf. Von der Reise habe er schließlich kaum etwas gehabt. Peter Müller erwartet dagegen auch eine finanzielle Entschädigung. „Wir haben mehr als 3000 Euro gezahlt“, sagt Müller. „Wenn sich Aida da nicht streckt, war das unsere letzte Fahrt mit diesem Unternehmen.“