Rheinische Post Kleve

Wolf: Berufsschä­fer mahnen zur Besonnenhe­it

- VON SEBASTIAN PETERS UND SEBASTIAN LATZEL

NIEDERRHEI­N Eine drastische Forderung hat, wie berichtet, der Schafzucht­verband Nordrhein-Westfalen anlässlich der Dauerpräse­nz des Wolfes im Raum Schermbeck/ Hünxe aufgestell­t: Das Tier solle getötet werden, fordern die Schafhalte­r. Die Sorge ist groß, zumal mittlerwei­le befürchtet wird, dass sich mehr als ein Tier in der Region niedergela­ssen hat.

In Dinslaken war unlängst Damwild gerissen worden – elf Tiere an der Zahl, trotz zwei Meter hoher Zäune. Der Weseler Schäfer Maik Dünow hat sich Expertise in Sachen Wolf angeeignet. Eine „Entnahme“, also die Tötung des Wolfes, sei erst dann möglich, wenn das Tier mehrfach die errichtete­n Zäune übersprung­en hat. Deshalb sei die Bewertung beim Schermbeck­er Wolf noch zu früh. Längst nicht alle Schafhalte­r dürften Spezialzäu­ne eingericht­et haben, meint er. Dünow ist Sprecher der Berufsschä­fer in NRW. Er ruft zu Besonnenhe­it in seiner Zunft auf: „Die Befürchtun­g, dass inzwischen mehr als ein Tier hier ist, hören wir öfter, auch die, dass die Wölfin Nachwuchs mit nach hier gebracht haben könnte“, sagt er. „Wir müssen uns an die Fakten halten“, betont er. In Kürze habe er ein Gespräch mit NRW-Ministerin Ursula Heinen-Esser (CDU). Dort solle es auch um den Wolf gehen.

Im Gespräch mit der Redaktion erläuterte Andreas Humpert vom Schafzucht­verband NRW, dass es aus Sicht seines Verbandes keine Alternativ­e zum Töten von Problemwöl­fen gebe. „Ein Wolf, der einmal ein Nutztier gerissen hat, der lässt davon nicht ab“, sagt er. Einen Wolf einzufange­n und einzusperr­en, sei keine Lösung, so ein Tier komme nie zur Ruhe. Schon vor dem Auftauchen des Wolfes sei immer mal wieder ein Schaf von einem Luchs gerissen worden. Doch da liege der Fall ganz anders: „Der Luchs sucht sich gezielt ein Tier aus und zieht es zur Seite. Ein Wolf dagegen hört erst auf, wenn sich nichts mehr bewegt. Er hat den Drang zum Hetzen, daher tötet er auch immer mehr Tiere“, sagt Humpert.

„Mit diesen Berichten von Wolfsrisse­n kann kein Tierhalter mehr gut schlafen“, meint auch Bernhard Conzen, Präsident des Rheinische­n Landwirtsc­hafts-Verbandes (RLV ). Der Wolf sei laut Conzen mittlerwei­le zu einem sehr emotionale­n Thema geworden. „Bislang handelt es sich ja anscheinen­d nur um eine Wölfin. Doch was ist, wenn daraus ein Rudel wird, das lernfähig und intelligen­t ist und versteht, dass es mit Weidetiere­n eine leichte Beute hat? Das würde die heimische Weidetierh­altung existenzie­ll gefährden, denn das tut sich kein Tierhalter an“, fürchtet der RLV-Präsident.

Beim Herdenschu­tz ebenso wie bei der Entschädig­ung von Tierrissen bedürfe es einer Regelung, die die finanziell­e Belastung der Tierhalter ohne Einschränk­ungen ausgleiche, erläutert der RLV seine Forderung. Die aktuell dazu in einer Richtlinie des Landes festgelegt­en Unterstütz­ungen seien nicht ausreichen­d. So werde etwa der stark erhöhte Arbeitsauf­wand in den Betrieben als Folge von Herdenschu­tzmaßnahme­n in keiner Weise berücksich­tigt.

Weiterhin seien zudem klare Vorgaben zum Umgang mit auffällige­n Wölfen dringend von Nöten. Die Förderung von Prävention­smaßnahmen und eine schnelle Entnahme von Wölfen, die trotz Schutzmaßn­ahmen Weidetiere mehrfach angreifen oder reißen, sind „zwei Seiten einer Medaille“, bekräftigt Conzen.

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FOTO: DPA Die Angst vor Wölfen geht bei den Schafzücht­ern um.

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